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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt!
Autoren: Thorsten Nesch
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Spanner.
    – Und du so, ups, wie ist das denn passiert? Jetzt habe ich ein ärmelloses hautenges Top an. Warum gucken denn jetzt alle?
    – Wer glotzt denn noch außer dir?, und ich schaue ihn dabei absichtlich nicht an.
    – Hinter deinem Rücken jeder.
    – Du bist ja abartig. Nicht jeder, nur Spanner.
    – Alle.
    – Ekelhaft. Putz dir wenigstens mal die Nase.
    – Wozu?
    – Um weniger abzustoßen.
    – Wen?
    – Die Menschheit.
    – Was sollen wir denn hier machen?, fragt er und deutet auf den Krempel vor uns auf dem Tisch.
    – Was weiß ich?
    – Du warst doch pünktlich hier.
    – Na und?
    – Was hat Berntchen denn gesagt?
    – Irgendwas von Strom.
    – Dass es in Physik nicht um Bienen und Blumen geht, ist mir klar! Aber was sollen wir damit machen, mit dem Strom?
    – Keine Ahnung.
    – Schön rumsitzen und duften reicht dir, was?
    – Lach! Versuch das selber mal, versuch du das bitte nur mal im Ansatz! Kennst du überhaupt das Konzept von Spiegeln oder Seife?
    – Was weißt du denn?
    – Wie man sich wäscht.
    – Das ist auch alles.
    – Das ist mehr als du! Du stinkst!
    – Yeah, Baby, gib’s mir, mehr, ich bin unwürdig, yeah, gib’s …
    Ich drehe mich angewidert ab.
    – Sitzt in Physik und hat nichts mitgekriegt.
    – Weil’s mich nicht interessiert.
    – Hast dich wahrscheinlich nur selbst vergöttert.
    – Immerhin habe ich etwas zu vergöttern. Hey, du Schwein, glotz mir nicht auf die Titten!
    – Du hast meine Aufmerksamkeit auf …
    – Perverser, Perverser! Herr Berntchen, Frank ist pervers.
    Ich sage es nicht so laut, dass er es unbedingt hören kann. Herr Berntchen reagiert nicht. Um uns wird gelacht.
    – Bin ich froh, wenn die Stunde vorbei ist.
    Frank zeigt zum Nachbartisch, – Komm, wir müssen was machen. Wenigstens so tun. Ich kann mir hier nicht auch noch eine Fünf leisten.
    – Dann streng dich mal an.
    – Guck, bei denen, der eine hat seine Hände an dem roten Kabel und auf der Kugel und der andere an dem gelben Kabel und auf der Kugel.
    – Worauf wartest du dann?, und ich lege meine Hand auf die kalte Stahlkugel.
    Als er das Gleiche tut, berührt sein kalter feuchter Daumen meinen kleinen Finger, und ich zucke zurück, – Iiih, lass deine Wichsgriffel bei dir.
    – Woher weißt du …?
    – Hör bloß auf. Was ist mit dem Schalter da?
    – Versuch ihn doch, schlägt er vor.
    – Ich weiß nicht.
    – Was soll schon passieren?
    – Echt?
    – Egal.
    – Ja?
    – Ja.
    BSSSB
.

8

    Boah, Rotzekacke, geht’s mir dreckig. Was ist denn jetzt los? Das fühlt sich ja an wie der Horror-Hangover, schlimmer als letztens bei Ralf. Muskelkater überall, und ich gucke durch einen orangen Schleier, Sterne explodieren vor meinen Augen.
    Dumpf höre ich eine Stimme meinen Namen sagen. Ich schaue links neben mich, aber durch den sich lichtenden Schleier und die seltener werdenden Sterne sehe ich, dass der Platz neben mir leer ist, keine Perle Elizabeth, kein Stuhl, und der Tisch ist zu Ende. Der Tisch ist …?
    – Frank? Elizabeth?, höre ich den Berntchen sagen. Langsam dringt seine Stimme wieder zu mir durch. Er steht vor mir und schaut mich besorgt an, mich und … und rechts von mir … noch mal mich!
    Unsere Blicke treffen sich. Also ich gucke mich an. Ich starre mich an, meinen eineiigen Zwilling, und ich starre zurück. 3- D, kein Spiegelbild. Bin ich tot? Gibt es nicht solche Berichte, wo die Seele den Körper verlässt und man auf sich selbst schaut?
    Mein Zwilling zieht die Nase hoch. Ich sehe, wie mein Kiefer aufklappt. Gleichzeitig rieche ich Mädelsparfüm, direkt unter meiner Nase. Ich schaue an mir herab, und da sind sie, zwei kleine Brüste, unter einem gelben Top.
    Ich grapsche sie, knete sie.
    Die sind echt!
    Da schreit mein Körper neben mir los. Er springt auf, sogar der Stuhl fällt um. Ich gucke meinem Körper zu, wie er seine Hände betrachtet, sie vor seinen Augen dreht und wendet, und dann abwechselnd an meinen Armen entlangstreift, mit einem Gesichtsausdruck, als würden darüber Kakerlaken laufen.
    Der Berntchen wendet sich meinem Körper zu, – Frank? Frank, was ist?
    Ich bin im Körper von Elizabeth.
    Mein Körper, in dem wohl Elizabeth steckt, reagiert nicht, bis die Hand von Berntchen meine Schulter fasst.
    – Frank, was hast du?
    Wir haben getauscht, beantworte ich für mich seine Frage.
    Jetzt schauen wir uns wieder an. Mit dem Handrücken fährt sich mein Gegenüber unter der Nase lang und
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