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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold
Autoren: Carrie Jones
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drauf, was es ist, aber dann weiß ich es: Das krabbelige Spinnengefühl, das ich immer hatte, als ich noch ein Mensch war und böse Elfen sich in der Nähe aufhielten.
    Es klingelt.
    »Nick wird aufwachen!«, ruft Issie, als wäre dies das Ende der Welt. Es ist schon lustig, denn wenn all unser Rumgerenne und ihr Geschrei Nick nicht aufweckt, dann wird ihn auch nichts anderes wecken.
    Ich eile zur Tür und reiße sie auf. Schnee und Kälte strömen herein. Astley lächelt schwach.
    »Darf ich reinkommen?«
    Meine Mom hasst ihn. Nick hasst ihn. Ich stelle mir vor, dass Nick aufwacht und als Erstes Astley sieht, der in unserer Küche rumhängt. Deshalb schüttle ich traurig den Kopf. »Ich komm raus. Warte.«
    Ich werfe mir meinen Mantel über und schlüpfe in meine Schuhe, wobei ich mir einen Augenblick nehme, um die Fußklette zu berühren, die Nick mir geschenkt hat. Sie ist so zerbrechlich, fast wie wir alle, und doch ist sie noch ganz, trotz all der Kämpfe und Reisen und Todesfälle. Sie ist nicht kaputt und sie ist immer noch da. Ich verstaue die Kette sicher unter meiner Socke und gehe zu Astley auf die Veranda. Eine Minute lang sagen wir beide nichts. Um uns herum fällt Schnee.
    »Danke.« Meine Gefühle rauben mir fast die Stimme. »Ich meine, ich habe dir schon gedankt, aber … weißt du, du hast wirklich viel für mich getan. So viel. Ich kann es dir nie zurückgeben, was du getan hast, um alle zu beschützen, und um mir zu helfen, …«
    Sein Finger legt sich auf meine Lippen. »Du muss dich nicht bei mir bedanken, Zara.«
    »Aber es war eine große Sache.«
    »Könige verhalten sich so. Freunde verhalten sich so.« Seine Stimme wird unendlich traurig. Er muss so angestrengt schlucken, dass ich es sehen kann. »Wie geht es ihm?«
    Ich erzähle ihm möglichst rasch von Nick, von Walhalla und davon, dass wir versuchen werden, einen Krieg zu verhindern.
    »Im Rat wurde Ähnliches besprochen«, sagt er.
    »Odin oder Thor meinten, es gebe dort einen Verräter«, erzähle ich ihm.
    Er atmet aus, als habe er diese Nachricht befürchtet. Einen Augenblick lang schweigen wir. Der Schnee fällt in schweren Flocken. Ich kann ins Innere des Hauses sehen. Alle haben sich in der Küche versammelt. Nick schläft immer noch auf der Couch. Devyn legt der Arm um Issies Schulter. Sie geht auf die Zehenspitzen und küsst ihn auf die Wange. Cassidy kratzt sich mit dem Käsemesser am Hals, worauf Issie ihr das Messer wegnimmt. Meine Mutter lehnt am Küchenblock und nippt Eggnog aus einem leuchtend gelben Becher. Es sieht so friedlich aus und warm und gut, und dennoch stehe ich draußen in der kalten Nacht.
    »Sie sehen so glücklich aus«, flüstere ich.
    Er stellt sich ein bisschen näher zu mir: »Was meinst du, wird passieren, wenn Nick aufwacht?«
    Er hat Nick tatsächlich beim Namen genannt. Ich spare mir einen Kommentar, sondern stopfe mir stattdessen die Haare in meinen Mantelkragen. »Er wird wütend sein. Er wird sich nicht an Walhalla erinnern, also wird ihm zunächst nicht klar sein, was ich für ihn getan habe oder warum, verstehst du? Und ich glaube, dass ich mich einfach damit abfinden muss – damit, dass unsere Beziehung wahrscheinlich niemals wieder so sein wird wie vorher – dass ich einfach dankbar sein muss, dass er am Leben ist und dass er hier ist.«
    Astley ist klug genug, nicht zu antworten. Er nimmt meine Hand und ich lasse ihn gewähren. Immerhin ist er mein König. Und, was noch wichtiger ist, er ist mein Freund.
    »Irgendwann, wenn wir Zeit haben und das Leben nicht so verdammt gefährlich ist, lass uns einfach was zusammen unternehmen, ja?« Ich schaue hinauf in sein trauriges Gesicht. »Bitte … vielleicht Schlitten fahren. Das habe ich immer noch nicht ausprobiert.«
    Er räuspert sich. »Jederzeit.«
    Ich will meine Hand wegziehen, überlege es mir aber anders. In der Küche lächelt meine Mutter Issie an. Nick bewegt sich auf der Couch und wacht langsam auf. Ich muss zu ihm gehen, ihm alles noch einmal erzählen und ihn beschützen, wie er immer alle anderen beschützt hat.
    »Odin hat gesagt, ich wäre der Anführer hier, nicht Nick.« Mein Magen krampft sich zusammen. »Glaubst du, er irrt sich?«
    Astleys Finger schließen sich fester um meine. »Nein, aber wir können so tun, als wäre Nick der Anführer, wenn es dann leichter ist für dich.«
    »Wenn er nicht der Anführer ist, was ist er dann?«
    »Ein Mann. Ein Krieger. Jemand, den du und deine Freunde lieben.«
    Jetzt lachen drinnen
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