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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold
Autoren: Carrie Jones
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und er lächelt.
    »Ich ertrage es nicht, dass du ein Elf bist«, murmelt er.
    »Ich weiß.« Für eine kurze Sekunde schließe ich die Augen. »Meistens ertrage ich es auch nicht.«
    »Meistens?«, krächzt er, und ich bin mir nicht sicher, ob das daran liegt, dass er sauer ist, oder daran, dass er noch nicht ganz gesund ist. Aber ich möchte ihn jetzt nicht weiter bedrängen. Ich fahre mit dem Finger seine dichten Augenbrauen nach: »Ich möchte, dass du dich jetzt ausruhst.«
    »Ja, aber nur eine Minute«, willigt er ein. Seine Stimme ist heiser und schläfrig tief.
    Ich lasse meine Hand auf seiner Stirn. Hoffentlich beruhigt ihn das und gibt ihm Sicherheit.
    Innerhalb einer halben Minute ist er eingeschlafen. Ich kann dem Drang nicht widerstehen, krabble zu ihm ins Bett und lege den Arm über seine Brust. Es fühlt sich so gut an. Ich höre seinen Atem. Er lebt, er ist der alte Nick. Er hat zwar ein paar Vorbehalte, weil ich jetzt ein Elf bin, aber er kann sie überwinden. Ich weiß es.
    Dennoch nagt ein winziges bisschen Angst an meinem Magen und Sorge nistet sich in meinen Knochen ein: Mrs. Nix ist tot, Betty hat sich ganz in ein wildes Tier verwandelt, Nick wird sein Gedächtnis verlieren, ich bin ein Elf und überall herrschen Krieg und Gefahr, und auch wenn wir zusammen sind, was einfach wunder-, wunderbar ist, ist nichts wie es vorher war und nichts wird sein, wie es vorher war.
    Und ein Teil von mir hat das Gefühl, Astley betrogen zu haben.
    Stundenlang, so kommt es mir jedenfalls vor, beobachte ich den schlafenden Nick, denke nach und präge mir sein Gesicht ein. Und schließlich schlafe ich auch ein.
    Sie werden Nick jede Erinnerung daran nehmen, dass er hier war. Das gehört zu den Bedingungen, unter denen ich ihn nach Hause mitnehmen kann. Und obwohl ich nicht gerade begeistert davon bin, denke ich, dass es die Sache wert ist. Ich selbst darf mich erinnern, weil
    1.ich eine Königin bin und für mich deshalb andere Regeln gelten (das ist total unfair).
    2.ich nicht von einer Walküre hergebracht wurde.
    3.ich nicht gestorben bin.
    4.bla, bla, bla.
    Wir gehen auf der Brücke zurück. Weil Nick noch nicht fit ist, reiten wird auf dem Pferd. Der Weg ist sehr steil, und pudriger Staub wirbelt auf, als das Pferd langsam und vorsichtig auf dem gelben Streifen des Regenbogens hinuntergeht. Mit jedem Schritt wird Nick müder. Er kämpft darum, die Augen offen zu halten. Schließlich muss ich ihn festhalten, dass er mir nicht vom Pferd fällt. Er wiegt ganz schön viel. Während wir dahinreiten, beobachte ich ihn beim Schlafen. Ich presse meine Hand auf sein Gesicht und zähle seine Atemzüge. Ich fahre mit der Fingerspitze die Umrisse seines Ohres nach. Jeder einzelne Zentimeter von ihm ist so kostbar für mich. Ich möchte mich an ihn fesseln, unsere Hände zusammenbinden, dafür sorgen, dass er uns niemals wieder genommen werden kann. Dann muss ich an die anderen denken, die ich liebe und die gestorben sind, wie Mrs. Nix und mein Stiefvater, oder die verletzlich sind, wie Issie und Astley, Devyn und Cassidy und meine Mom. Ich wünschte, wir könnten auf magische Weise immer zusammen sein. Sie zu verlieren wäre genau so schrecklich für mich, wie Nick zu verlieren.
    Mrs. Nix war nicht in Walhalla gewesen. Auch keiner meiner beiden Väter. Wahrscheinlich kommen nicht alle Krieger dorthin. Vielleicht sind sie stattdessen im Himmel.
    Wie viel Schmerz und Trauer stehen uns noch bevor? Odin sagte, es werde ein Krieg kommen, ein Krieg, der das Ende der Welt bedeuten kann, und wir müssen ihn irgendwie verhindern. Das wird unser aller Leben in Gefahr bringen. Mein Herz klopft heftig, wenn ich mich daran erinnere, wie die Welt stehen blieb, als ich Nick und Mrs. Nix verlor, und wie sich mit ihrem Tod und dem Tod meiner Väter und Bettys dauerhafter Verwandlung ein klaffendes Loch in meiner Brust auftat. Warum ist das Leben so schwer?
    Die Brücke endet direkt bei Bettys Haus. Um uns herum fällt gleichmäßig der Schnee und es ist wieder eisig kalt. Das Pferd hält wiehernd am Ende der Brücke an.
    Ich rüttle Nick sanft an der Schulter. »Nick, kannst du aufwachen?«
    Er stöhnt und seine Augen öffnen sich flatternd einen Spalt. Ich gleite vom Pferd hinab, halte meine Arme aber hoch, sodass er nicht fällt. Dann helfe ich ihm, ein Bein über den Pferderücken zu schwingen und abzusteigen. Er sinkt gegen mich, als ich dem Pferd zum Abschied einen Klaps gebe.
    »Danke«, sage ich zu der Stute. Dann lege ich den Arm
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