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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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verborgensten Geheimnisse entlockte. Natürlich ahnten ihre Opfer nicht, dass Ticky sich keineswegs aus freundlicher Besorgnis für sie interessierte, sondern aus Gier nach emotionaler Ersatzbefriedigung.
    »Martin, das jüngste Vorstandsmitglied bei der Buchhaltungsfirma?«, fragte sie und rückte noch näher, als sie aufkeimende Tränen erspähte. »Martin, der meisterhafte Tabellenkalkulator-Martin, dein Freund seit elf Jahren – dein bisher einziger ?«
    Sie starrte mich an, und ich wusste, dass meine roten, geschwollenen Augen ihr ausreichend Munition für einen Frontalangriff lieferten. Ich konzentrierte all meine Energie darauf, nicht vor ihr zusammenzubrechen, und nickte einfach stumm.
    »Und … was für eine Art von Streit war das? So eine Art ›Wir-trennen-uns-Streit‹?«, bohrte sie weiter.
    »Ja – nein – ich bin nicht sicher«, stammelte ich.
    »Nicht sicher? Wie ›nicht sicher‹? Entweder habt ihr Schluss gemacht oder nicht.«
    »Ich bin … ausgezogen«, murmelte ich. »Aber das ist nur vorübergehend.« Natürlich, Martin war nur mal kurz ausgeflippt, er hatte das alles nicht so gemeint. In ein paar Tagen, wenn er sich beruhigt hatte, würde ich sofort wieder zu Hause einziehen.
    »Ausgezogen? Und wo bist du hingezogen?«, bedrängte sie mich. Ich wäre nicht erstaunt gewesen, wenn sie einen Zettel hervorgezogen und alles haarklein notiert hätte, um später noch einmal alle Einzelheiten durchzugehen und sich dabei grinsend die Hände zu reiben.
    »Zu meiner Tante.«
    »Meinst du deine Tante in Clapham?«, fragte Ticky, die ein bemerkenswertes Erinnerungsvermögen besaß. »Hat sie nicht so ein Asyl für Verrückte?«
    »Eine Pension für Schauspieler, und da haben im Lauf der Jahre viele Stars gewohnt«, verteidigte ich meine Tante, obwohl ich ihr Haus erst vor Kurzem selbst »ein Asyl für Verrückte« genannt hatte. Als ich gestern mit einer Reisetasche dort angekommen war, hatte sich meine Einstellung zu ihrem Etablissement gezwungenermaßen sehr schnell geändert.
    »So? Und wer wohnt dort gerade so?« Begierig kniff Ticky die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Niemand Besonderes«, gab ich zu. »Die Hälfte der Schauspieler musste wegen eines Problems mit den Leitungen ausziehen. Deshalb war ein Zimmer für mich frei.«
    Tickys Augen hörten auf, mich zu fixieren, sobald ihr klar wurde, dass George Clooney sich nicht in der Dachkammer meiner Tante versteckte.
    »Wie auch immer, Roars, vergiss das Problem mit den Leitungen und geh zu Martin zurück. Das ist wahnsinnig wichtig. Superwichtig. Wie fühlst du dich denn?« Mit beiden Händen packte sie meine Oberarme – teilnahmsvoll, könnte man glauben. Aber ich wusste es besser: Das war ein geübter Klammergriff, der meine Flucht verhindern sollte.
    »Was glaubst du denn, wie ich mich fühle?«, fauchte ich und versuchte mich loszureißen.
    Doch sie hielt mich unerbittlich fest. Dickfellig wie die meisten britischen Adeligen – Ticky stammte aus einer traditionsreichen Familie – glaubte sie keine Sekunde lang, ihre Einmischung wäre unerwünscht oder zumindest überflüssig. »Du fühlst dich schrecklich. Elend, niedergeschlagen. Als wäre dein Leben zu Ende. Unfähig, auch nur einen Bissen runterzuwürgen. Die ganze Nacht liegst du hellwach und schluchzend im Bett. Du übergibst dich, wenn du dir Martin in den Armen einer anderen Frau vorstellst …«
    »Damit hilfst du mir nicht, Ticky«, unterbrach ich sie und wand mich aus ihrer Umklammerung. Sie hielt nichts von Martin. Dauernd hatte sie ihn »Mr. Langweiler« genannt. Und jetzt, nachdem er sich von mir getrennt hatte, war er plötzlich ein Don Juan. »Da gibt’s keine andere Frau.«
    »Hmmm, das bildest du dir ein«, sagte sie wissend, als würde sie Martin kennen. Dabei hatte sie ihn nur ein einziges Mal vor sechs Monaten getroffen und seine Existenz seither keines Wortes gewürdigt! Ihre Ignoranz schürte meinen Zorn, und ich verdrehte die Augen. Natürlich ahnte sie nicht, unter welchem Stress er seit seiner Beförderung litt. Er hatte nächtelang gearbeitet. Auch an den Wochenenden. Werktags war er erschöpft heimgekommen und wortlos ins Bett gefallen. Als hätte er Zeit für eine andere Frau!
    »Friss nicht alles in dich hinein, Rory«, mahnte Ticky. Korrekterweise vermutete sie, ich würde nicht alle Gedanken mit ihr teilen. »Das ist ungesund. Du musst deine Emotionen in Worte fassen, mit den Leuten teilen.«
    »Mit dir?«, fragte ich. Seit wir zusammenarbeiteten,
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