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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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hatten wir uns höchstens ein Kit Kat aus dem Laden an der Ecke geteilt. Und jetzt sollte ich ihr meine tiefsten Gefühle offenbaren?
    »Nun, ich bin wiiirklich eine gute Zuhörerin«, behauptete sie. »Und du musst darüber reden, weil das vielleicht das Wichtigste ist, was in deinem Leben jemals passiert. Ist es nicht so?«
    Abwartend legte sie den Kopf schief. Ich antwortete nicht. Dass das keine rhetorische Frage war, wusste ich. Zweifellos wäre Ticky hellauf begeistert zu erfahren, dass es schon schlimmere Zeiten in meinem Leben gegeben hatte, auf die sie sich stürzen könnte.
    »Nicht? Aber es ist furchtbar wichtig, Roars. Ich meine – wow, wenn mit sechzehn die erste Liebe in die Brüche geht, ist das hart genug. Aber mit neunundzwanzig? Kurz vor dem dreißigsten Geburtstag? Einsam und ungeliebt? Läuft deine biologische Uhr nicht Amok? Mit jedem Tag schrumpfen deine Eierstöcke ein bisschen mehr. Es muss schrecklich wehtun, das zu wissen!«
    »Was mir wehtut, Ticky«, zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen, »ist dieses Gespräch. Würdest du mich bitte in Ruhe lassen?«
    Seufzend senkte sie den Blick und schüttelte in geheucheltem Mitleid den Kopf. Als sie wieder aufschaute, sagte sie, als wäre das ihre Idee gewesen: »Ich glaube, im Moment musst du wahrscheinlich ein bisschen allein sein.«
    »Danke.«
    »Schon gut. Das verstehe ich total. Jetzt brauchst du erst einmal Zeit für dich selbst. Wenn du reden möchtest, ich bin für dich da. Wann immer und so lange du willst. Mir kannst du alles sagen.«
    Während ich durch den Korridor zu unserem gemeinsamen Büro ging, sah ich Amanda Bonham Baillie, die Herausgeberin, aus ihrer Tür spähen. Ihre Brauen zogen sich kaum merklich zusammen. Offiziell war Country House gegen Botox eingestellt, denn das Magazin wurde überwiegend von traditionsbewussten, mit Hundehaaren übersäten und nicht mehr ganz taufrischen Landbewohnerinnen gelesen. Doch Amandas Unfähigkeit, mit ihrem Gesicht tiefere Gefühle auszudrücken, hatte schon lange meinen Verdacht erregt. In kosmetischen Belangen ließ sie sich wohl nicht vom West Country, sondern von West London beeinflussen.
    »Alles klar, Rory?«, fragte sie, als würden vierundzwanzig Stunden genügen, um eine langjährige Beziehung zu beenden, ein neues Zuhause zu finden und ein gebrochenes Herz zu kitten.
    »Ja, Amanda«, sagte ich pflichtschuldig. Ich kannte sie. Im Gegensatz zu Ticky wäre sie entsetzt, wenn ich die Fassung verlieren und ihr Marni-Jackett mit Tränen benetzen würde.
    »Tut mir so leid wegen Matthew«, beteuerte sie freundlich.
    »Martin, Amanda. Er heißt Martin.«
    »Ach ja – Martin.« Ihre winzige Stirnfalte vertiefte sich um einen hundertstel Millimeter. »Und, Rory, versuch bitte, mich ›Maaahn‹ zu nennen, ja?«
    Sosehr ich mich auch anstrengte, das schaffte ich nicht. Die übrigen Mitarbeiter nannten sie »Maaahn«. Aber irgendwie gelang mir das nicht. Nicht, weil es mir respektlos vorgekommen wäre, meine Chefin mit einem Spitznamen anzusprechen. Ich war einfach nicht vornehm genug, um diese vielen Vokale in ihren Namen reinzukriegen. Ich käme mir wie einer dieser grässlichen Angebertypen vor, die »Parrriii« sagen, wenn sie »Paris« meinen. Also murmelte ich »Man«, worauf sie in höflicher Missbilligung die Nase kräuselte.
    Ich hatte Jahre gebraucht, um zu lernen, wie man die Namen im Country-House -Impressum richtig aussprach. Wer sollte auch ahnen, dass der scheinbar harmlose Nachname Featherstone zu »Fanshawe« mutiert war? Oder dass Amandas persönliche Assistentin Catherine darauf bestand, »Katrina« genannt zu werden, nur um so unkultivierte Proleten wie mich zu verwirren? (Die Mitarbeiter nannten sie ohnehin nur »Orkan«, wegen ihrer Neigung zur Dramatik). Felix Appleby war als »Flickers« bekannt, Natalia von Humboldt hörte nur auf »Noonoo«.
    Und es dauerte Monate, bis ich herausfand, dass meine Bürogefährtin Ticky auf den Namen Victoria getauft worden war. Hinter solchen Spitznamen steckten immer irgendwelche wahnsinnig lustigen Storys, die aber nie erzählt wurden, weil die meisten Mitglieder der Belegschaft aus den gleichen gesellschaftlichen Sphären stammten und einander von Kindesbeinen an kannten. Der einzige Weg, einem Spitznamen zu entrinnen, war ein Name, der von vornherein schon so überkandidelt war, dass ihn niemand abzukürzen wagte, wie der des Literaturredakteurs Lysander Honeywell.
    Ich nehme an, ich verdanke meinen ersten Job bei Country
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