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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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viel Zeit vor Facebook verbracht und daumennagelgroße Fotos aller Frauen auf seiner Freundesliste studiert. Ich hatte die Liste der möglichen Kandidatinnen auf zehn eingegrenzt und mich dann aus Rücksicht auf meinen klaren Verstand gezwungen, Martin auf meiner Facebookseite als Freund zu löschen. Beschämt verschwieg ich Ticky, dass ich mich wie eine Stalkerin benommen hatte.
    »Genau die richtige Einstellung, Roars«, lobte sie mich. »Über seine neue Tussi darfst du dich nicht aufregen, das würde dich nur verrückt machen. Was glaubst du, wie lange das schon geht mit der?«
    »Monate«, murmelte ich dumpf. »Letzten Monat war er an einem Wochenende verreist. Da muss er mit ihr zusammen gewesen sein.«
    »Waaas? Das Wochenende in Wales? Da wollte er sich doch mit seinen Schulfreunden Paul und Al treffen!«
    Immer wieder überraschte mich Tickys Elefantengedächtnis für solche Details. Geradezu lächerlich, wie sie sich an alles erinnerte, sobald es um das Privatleben anderer Leute ging. Wenn man nur ein einziges Mal erwähnte, man sei am Samstag auf eine Hochzeit eingeladen, erinnerte sie sich noch Wochen später an die Namen von Braut und Bräutigam. War das nicht die Tochter des Mannes, der seine Frau wegen seiner Schwägerin verlassen und deshalb so eine komplizierte Sitzordnung an der Hochzeitstafel verursacht hatte? Würde Ticky dieses unheimliche Talent in ihrem Job anwenden, wäre sie unschlagbar.
    »Nein, er war mit ihr in Wales«, behauptete ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob das stimmte. Ich spürte einfach, dass es so gewesen war, was auf dasselbe rauskam. Ich wollte von Martin das Allerschlimmste glauben, weil es mich daran hinderte, auf eine Versöhnung zu hoffen.
    »Verdammter Mistkerl«, meinte Ticky mitfühlend. »Und du hattest keinen Verdacht?«
    Spekulierend legte sie den Kopf schief und ermutigte mich mit der Raffinesse einer erfahrenen Interviewerin. Ihr taktisches Schweigen füllte ich mit einer geschluchzten Schimpftirade. Als mir schließlich nichts mehr einfiel, beugte sie sich vor und feuerte wie eine Maschinenpistole Fragen auf mich ab. Damit erreichte sie, was ich vorher für unmöglich gehalten hatte – ich wollte nicht mehr über Martin reden. Irgendwie kam es mir so vor, als hätte sie mich wie einen nassen Lappen ausgewrungen. Der Effekt war erstaunlich angenehm, ich fühlte mich erleichtert, auch wenn mir klar war, dass das natürlich nur ein Nebenprodukt ihrer Blutsaugerei war. Ich hätte nie erwartet, Ticky Lytton-Finch einmal dankbar zu sein. Vielleicht hatte ich sie die ganze Zeit falsch eingeschätzt.
    »Also, Roars, du bist neunundzwanzig«, konstatierte sie energisch und schlang ihr Haar auf dem Oberkopf zusammen. »Meine Schwester sagt, wenn man fünfunddreißig ist, sind alle guten Männer schon weg. Ticktack, ticktack.«
    Vermutlich hatte ich sie doch nicht falsch eingeschätzt.
    »Für neue Dates ist es zu früh«, protestierte ich kühl. Allein schon der Gedanke ließ mich schaudern. Diese komplizierten Artikel über Dates in Frauenzeitschriften hatte ich stets überblättert. Wann sollte man simsen oder E-Mails beantworten? Sollte man vor dem »Exklusivitätsgespräch« Sex mit einem neuen Mann haben? Das alles erschien mir wie eine andere Welt, verglichen mit der langsamen Entwicklung zwischen Martin und mir. Während des ersten Semesters waren unsere zufälligen täglichen Begegnungen in der Universitätsbibliothek allmählich weniger zufällig geworden. Und schließlich waren wir, ohne dass wir es jemals besprochen hätten, ein Paar gewesen.
    »Natürlich ist es zu früh für dich, eine neue langfristige Beziehung anzufangen.« Ticky warf ihr dichtes blondes Haar zur Seite. »Aber falls Martin, der Tabellenkalkulator, bisher dein einziger Freund war, hattest du elf Jahre lang kein Date.«
    »Kein einziges.« Und um ehrlich zu sein, wollte ich auch in den nächsten elf Jahren keins.
    »In deinem Alter darfst du deine Zeit nicht vergeuden.«
    Sie ignorierte meinen stechenden Blick. »Im Eeernst. Ich rate dir ja nicht, den Mann fürs Leben zu suchen – aber du musst ausgehen und Erfahrungen sammeln! Probier ein paar Trottel aus, nur zur Übung.«
    »Trottel?«, stöhnte ich entgeistert. »Zur Übung?«
    »Erinnerst du dich an Hen Milroy-Pennington?«
    »Müsste ich?«, fragte ich unsicher. Die zahllosen Freundinnen, die Tickys gesellschaftliches Leben bevölkerten, konnte ich nie auseinanderhalten.
    »O ja! Fashion- PR ? Groß? Dunkles Haar?« Das begrenzte
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