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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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Blumenduft, ein Shampoo mit Kräuteressenzen. Ganz langsam drehte ich den Kopf zur anderen Seite des Badezimmers, als fürchtete ich, dort etwas besonders Widerwärtiges zu entdecken. Und genauso war es. Auf dem Toilettenwasserkasten lag eine Wimpernzange. Und auf dem Rand des Waschbeckens eine Packung Abschminktücher.
    Es flammte die wilde Hoffnung in mir auf, das Zeug würde Martins bisher verborgenem Transvestiten-Alter-Ego gehören. Damit könnte ich umgehen. Das Problem würden wir lösen … irgendwie. Aber das üble Gefühl in meinem Magen wurde schnell von Wut verdrängt.
    »Rory!«, rief Tante Lyd, als ich an ihr vorbei die Treppe hinabstürmte. »Wohin gehst du?«
    Zornentbrannt suchte ich das Wohnzimmer nach weiteren belastenden Beweisen ab. Doch alles war so, wie ich es verlassen hatte: der gigantische Flatscreen-Fernseher an der Wand, dessen rotes Standby-Licht boshaft blinkte. Ich schaltete das TV -Gerät für ein paar Sekunden ein, um mich zu vergewissern, dass wie üblich Sky Sports auf dem Bildschirm flimmerte.
    Auch die Küche wirkte harmlos. Bis ich den Kühlschrank öffnete. Eine halbleere Packung frische Himbeeren, zwei enthäutete Hühnerbrustfilets, ein Karton voller fettfreier Joghurts. Genauso gut hätte ich Martin in flagranti ertappen können. Gezwungen, alleine einzukaufen, hätte er es niemals weiter als bis zum Kiosk an der Ecke geschafft oder gleich etwas Fertiges zum Mitnehmen besorgt. Das da musste ein weibliches Wesen im Supermarkt ausgesucht haben.
    Tante Lyd hatte recht. Sogar die verdammte Ticky Lytton-Finch hatte recht. In Martins Leben gab es eine andere Frau.

3
    Zu meiner eigenen Verblüffung wollte ich tatsächlich mit Ticky über Martin reden, als ich ins Büro kam. Vermutlich, weil Tante Lyd jedes Mal abwinkte, wenn ich das Thema anschnitt. Wann immer ich ihn erwähnte, legte sie nervigerweise ihren Finger auf die Lippen, als würde sie »Psst!« sagen. Von Mr. Bits, ihrem alten orangefarbenen Kater, hätte ich mehr Mitleid kriegen können.
    Während ich nachts in mein Kissen heulte (glücklicherweise hatte Tante Lyd mich im Dachgeschoss einquartiert, so dass mich niemand hörte), war mir klar geworden, dass es nur sehr wenige Freunde gab, über die ich exklusiv verfügte, nicht zusammen mit Martin. Darren und Rebecca oder Anna und Max konnte ich nicht anrufen. Sicher arrangierten sie bereits nette Pärchenabende mit meinem Ex und … – wer immer sie sein mochte. Vielleicht war auch das ein Grund, weshalb ich beschloss, mit Ticky zu reden. Zum ersten Mal seit elf Jahren befand ich mich außerhalb der Sperrzone »nur für Paare«. Die Vorstellung, man würde mich dabei erwischen, wie ich mein Gesicht ans Fensterglas presste und um Einlass flehte, ertrug ich einfach nicht.
    Ich hatte Mum in Spanien angerufen, wo sie mit Steve lebte, Ehemann Nummer vier. Aber sie war beschäftigt gewesen, auf dem Weg zum Golftraining, und hatte keine Zeit gehabt, länger mit mir zu reden. In meiner Verzweiflung hatte ich sogar ein Gespräch mit Dad erwogen, war dann aber wieder davon abgekommen. Es würde ihn zu sehr erschrecken, wenn ich von unserer gewohnten Beschränkung auf Weihnachts- und Geburtstagstelefonate abwich.
    Stattdessen hatte ich mit Caroline geredet, meiner früheren Mitbewohnerin aus Studienzeiten und Mutter eines drei Monate alten Babys. Sobald sie meine Stimme hörte, brach sie in Tränen aus. Die Hormone und der Schlafmangel machten ihr zu schaffen, und ich wollte es mit meinem Gejammer über Martin nicht noch schlimmer machen. Nachdem ich aufgelegt hatte, war ich zu geschwächt für einen weiteren Misserfolg gewesen. Obwohl ich mich so beharrlich gewehrt hatte in dem Glauben, es gäbe genug Schultern zum Ausweinen, blieb offenbar doch nur Ticky übrig.
    Was immer meine Beweggründe waren – mein plötzliches Bedürfnis, alles mit ihr zu besprechen, erstaunte sie anscheinend nicht im Mindesten. Nach ihrer Ansicht war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich mein Privatleben freiwillig ihrer Diskretion anvertrauen würde.
    »Wiiirklich, Roars, das wird dir nur guttun. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung und so. Erzähl mir von der anderen Frau«, verlangte sie, stützte die Ellbogen auf ihren Schreibtisch und das Kinn in ihre Hände. »Wer ist sie?«
    »Keine Ahnung.« Ich spürte, wie Tränen in meine Augen stiegen. »Und es ist mir auch egal.« Eine Lüge. Wer Martins neue Freundin war, interessierte mich brennend. An diesem Morgen hatte ich ungesund
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