Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
Vom Netzwerk:
und wischte die Asche von ihrem Rock auf die Zufahrt. »Wenn du das tust, wirst du nicht geliebt, sondern letzten Endes nur verachtet. Glaub mir.«
    Mit einem Knall öffnete ich unsere topmoderne Isolierhaustür, und wir traten ein. Sofort hatte ich den Eindruck, dass sich meine Perspektive in der kurzen Zeit, die ich bei meiner Tante verbracht hatte, verändert hatte. Statt mich in dem Zuhause willkommen zu fühlen, das ich ein Jahr lang mit Martin geteilt hatte, sah ich alles mit Tante Lydias Augen. Die Poster mit den Ducati-Motorrädern im Flur (ein richtiges hatte Martin sich nie geleistet, wahrscheinlich wegen der hohen Versicherungsbeiträge). Die teure Gaggia-Espressomaschine, die eine Hälfte der Arbeitsplatte in der Küche einnahm (ich war keine Kaffeetrinkerin, und das wusste Tante Lyd). Fast nichts wies darauf hin, dass ich bis vor Kurzem noch hier gewohnt hatte. Obwohl Martin nicht so taktlos gewesen war, irgendwelche Spuren meiner Anwesenheit zu entfernen. Solche Spuren hatte es in diesem Haus nur einfach nie gegeben.
    »Wie kalt es hier drin ist …« Schaudernd rieb sich Tante Lyd die Oberarme.
    »Morgens und abends lässt Martin die Heizung nur eine Stunde lang laufen«, erläuterte ich und spähte auf den Thermostat, der frostige fünf Grad anzeigte. »Er sagt, alles andere sei Geldverschwendung, und die Pullover seien ja schließlich schon bezahlt.«
    »Sehr gemütlich!« Tante Lyd verdrehte die Augen. »Wie eine kuschelige Gefriertruhe. Legen wir los. Wo fangen wir an?«
    »Äh – im Schlafzimmer?«, schlug ich vor. Ich dachte, wenn ich den Raum, der die schmerzlichsten Emotionen wecken würde, zuerst hinter mich brachte, würde es mir leichterfallen, die anderen zu durchforsten. Als würde man sofort in einen eisigen Pool springen, statt zögernd am Beckenrand zu zittern.
    »Geh voraus.« Sie zeigte zur Treppe.
    Während wir zum ersten Stock hinaufstiegen, wappnete ich mich für die Tortur. Das gemeinsame Bett. Das Buch, das ich gerade gelesen und auf den Nachttisch gelegt hatte, die aufgeschlagenen Seiten nach unten. Der Schrank, nicht nur voller Outfits, auch voller Erinnerungen – das Kleid, das ich getragen hatte, als Martin mich in der Universitätsbibliothek das erste Mal angesprochen hatte; die Strickjacke, die ich anhatte, als er mich bat, zu ihm zu ziehen; der Morgenmantel, in dem ich abserviert worden war. Wie sollte ich das alles ohne hysterischen Anfall ertragen?
    Mit zusammengebissenen Zähnen stieß ich die Schlafzimmertür auf. Mein Herz hämmerte heftig gegen die Rippen. Erwartete ich etwa, dass Martin auf dem Teppich kniete und mich zerknirscht um Verzeihung bat – und mir gleich darauf einen Heiratsantrag machte?
    Statt Martin standen vier Umzugskartons am Fußende des Betts. Sie waren mit braunem Klebeband verschlossen und von Martin ordentlich beschriftet:
    Kleidung. Bettwäsche. Toilettenartikel. Verschiedenes.
    Tante Lyd und ich starrten sie an. Das Resultat von über einem Jahrzehnt passte in nur vier Kartons.
    »Nun«, meinte sie, »das macht es uns etwas leichter.« Vorsichtig tätschelte sie meinen Arm und schien zu fürchten, ich würde schluchzend auf dem Teppich zusammenbrechen. Offen gestanden, ich war nahe dran. Sosehr ich mich auch davor gefürchtet hatte, meine Sachen einzupacken – jetzt fühlte ich mich um die Erfahrung, mich von unserem Zusammenleben zu verabschieden, betrogen. Ich hatte den Eindruck, er hatte das alles so gefühlvoll wie eine Speditionsfirma zusammengesucht. Obwohl ich natürlich nicht wusste, ob er nicht doch eine Träne dabei verdrückt hatte.
    »Vielleicht wär’s eine gute Idee, du schaust dich mal um«, meinte Tante Lyd. »Ob er was vergessen hat.«
    »Sicher nicht«, entgegnete ich tonlos. Martins unbarmherziges Organisationstalent zählte zu den Charaktereigenschaften, die mich zu ihm hingezogen hatten.
    »Sehen wir uns trotzdem um«, beharrte sie. »Ich übernehme das Schlafzimmer, du gehst ins Bad.«
    Mit sanfter Gewalt schob sie mich in den angrenzenden Raum. Auf dem harten Fliesenboden hallten meine Stiefelabsätze wider, hinter mir knarrten die Spiegeltüren des Einbauschranks, als meine Tante sie öffnete.
    Mein Blick schweifte durch das Bad. Hier gehörte mir nichts. Gar nichts. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Martin war grundehrlich. Mein Eigentum würde er mir ausnahmslos zurückgeben. Aber es standen einige Sachen herum, die auch nicht so aussahen, als würden sie ihm gehören. Ein rosa Duschgel mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher