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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet
Autoren: Thomas Enger
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in der Immobilienbranche tätig und machte mit An- und Verkäufen besonders im Østlandet hohe Gewinne.
    Henning hebt seinen Blick. »Nur mit ein paar gebrochenen Kiefern«, wiederholt er für sich selbst. Würde ein Geldeintreiber, der bekannt dafür ist, seine Probleme mit den Fäusten zu regeln, jemanden mit einer Axt umbringen?
    Henning sucht nach weiteren Artikeln über Tore Pulli, findet eine Meldung mit dem Titel »Pulli setzt Millionenbelohnung aus« und beginnt zu lesen.
    Der des Mordes Verurteilte Tore Pulli hat eine Belohnung in Höhe von einer Million Kronen ausgesetzt für Hinweise, die zu seiner Freilassung führen.
    »Wow«, sagt Henning laut. Er klickt noch weitere Artikel über das gleiche Thema an, stößt aber nirgends auf die zu erwarten gewesene Flut von Hinweisen. Was hat das zu bedeuten?, fragt er sich. Weiß denn wirklich niemand etwas?
    Sie sollen herausfinden, wer hier eigentlich sitzen sollte. An meiner Stelle.
    Tja, das wird nicht einfach werden, wenn nicht einmal eine Million Kronen irgendwelche Informationen ans Tageslicht locken konnte. Und die Anklage scheint wirklich gute Karten gehabt zu haben. Es war allgemein bekannt, dass Pulli Joachim Brolenius zu einem Gespräch an einem Ort eingeladen hatte, an dem sie in Ruhe zu zweit reden konnten. Pullis Fingerabdrücke waren auf dem Schlagring, an seinen Knien klebte Blut, und auch die Art, wie auf Brolenius eingeschlagen worden war, sprach für Pulli als Täter. Vier Argumente, die nur schwer zu entkräften waren.
    Was also ist da geschehen?
    Henning greift zum Telefon und wählt die Nummer von Bjarne Brogeland. Der Polizist nimmt das Gespräch beinahe sofort entgegen.
    »Hallo, Bjarne, hier ist Henning Juul.«
    »He, hallo!«, antwortet Brogeland mit einer Stimme, die eine durchzechte Nacht vermuten lässt.
    »Hast du gerade viel zu tun?«
    »Ganz normal, wie immer am Samstag. Wir sind auf dem Weg in die Paradiesbucht. Warst du da schon mal?«
    »Äh, nein.«
    »Ein Superstrand und tolles Wasser. Und du, was läuft bei dir so?«
    Henning legt Daumen und Zeigefinger an die Mundwinkel und lässt sie dann langsam nach unten zum Kinn gleiten. Seit dem Fall Henriette Hagerup, dem Mädchen, das im Frühling oben am Ekeberg in einem Zelt zu Tode gesteinigt wurde, hat er nicht mehr mit Brogeland gesprochen. In Anbetracht der Tatsache, wie dieser Fall damals abgelaufen ist, sollte er im Präsidium noch den einen oder anderen Gefallen guthaben.
    »Ich arbeite an einem alten Fall.«
    »Ja, kann ich mir denken, das machst du ja immer. Aber Mann, he, es ist Samstag! Hast du denn nie frei?«
    »Für mich fühlt sich das nicht wie ein Samstag an«, sagt Henning, unsicher, wann er zuletzt den Unterschied zwischen dem einen oder anderen Wochentag gespürt hat.
    »Draußen scheint die Sonne, Henning. Geh ein bisschen raus! Kauf dir ein Eis.«
    »Hm, sag mal, hattest du damals vielleicht etwas mit dem Tore-Pulli-Fall zu tun?«
    Fröhliches Kindergeschrei drängt sich aus dem Hintergrund bis in den Hörer. Henning versucht, die Geräusche auszublenden.
    »Nein, ich war damals noch im Dezernat für Organisierte Kriminalität. Wieso?«
    Henning wartet einen Augenblick, er ist sich nicht sicher, was er fragen darf und kann.
    »Ach, ich bin bloß neugierig.«
    »Du bist nie bloß neugierig «, erwidert Brogeland. »Wo schnüffelst du denn jetzt wieder rum? Hat das was mit seiner Berufung zu tun?«
    »Was für eine Berufung?«, fragt Henning und runzelt die Stirn.
    »Wenn ich mich nicht irre, soll der Fall in ein paar Wochen noch einmal verhandelt werden.«
    »Wirklich? Nein, damit hat es nichts zu tun. Glaube ich.« Henning hält für einen Moment die Luft an.
    »Der Kerl ist so schuldig, wie man nur schuldig sein kann«, sagt Brogeland.
    »Wieso?«
    »Weißt du, wer Jocke Brolenius war?«
    »Nur ansatzweise.«
    »Du weißt aber doch wohl, dass er Vidar Fjell auf dem Gewissen hat?«
    Vidar Fjell, denkt Henning und lässt den Namen in seinem Kopf kreisen. Irgendwie kommt ihm dieser Name bekannt vor.
    »Nein?«
    »Ich dachte, du hättest ein fotografisches Gedächtnis?«, zieht Brogeland ihn auf.
    »Meine Kamera ist kaputt.«
    Brogeland lacht. »Ein freches Mundwerk hat du auf jeden Fall. Aber wie auch immer: Vidar Fjell war der Geschäftsführer des Studios Kraft & Respekt in Vålerenga. Er wurde ein paar Monate vor Brolenius umgebracht. Wenn das nicht noch länger her war. Pulli hat da trainiert, er war ein guter Freund von Vidar Fjell.«
    Henning spürt, dass
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