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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet
Autoren: Thomas Enger
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ein, an dem einige Hundert Meter später eine rote Hütte auftaucht. Er hält neben zwei Motorrädern und einem dunkelblauen BMW -Kombi an. Mjønes schüttelt lächelnd den Kopf und mustert den teuren Wagen lange, ehe er auf dem provisorischen Parkplatz aus seinem Auto steigt. Er blickt zur Hütte, in der noch Licht brennt. Satzfetzen dringen durch die Stille der Nacht zu ihm.
    Mjønes nimmt den Käfig und den Rucksack aus dem Kofferraum, geht zur Hütte und tritt, ohne anzuklopfen, ein. Der Arm eines kleinwüchsigen, dünnen Mannes zuckt zu der auf dem Tisch liegenden Pistole. Sofort ist der Hahn gespannt und die Waffe auf Mjønes gerichtet.
    Das zweite Mal innerhalb nur einer Woche, das scheint langsam zur Gewohnheit zu werden, denkt er.
    »Immer mit der Ruhe, Durim, ich bin’s.«
    Durim Redzepi sieht Mjønes ein paar Sekunden lang an, ehe er die Pistole senkt. Mjønes tritt an den ovalen Tisch, auf dem Karten und Jetons liegen. Zigarettenrauch hängt wie blaue Spinnweben in der Luft.
    »Wer gewinnt?«, fragt er und stellt den Käfig ab, in dem sich eine Katze mit rostrotem Fell zusammengerollt hat und vor sich hindöst. Dann nimmt er den Rucksack ab.
    »Flurim hat die meisten Jetons«, sagt Redzepi in gebrochenem Schwedisch. Ein Mann mit Irokesenschnitt dreht sich zu Mjønes um. Sein offenes Lächeln lässt ein silbernes Zungenpiercing erkennen. Dann konzentrieren sich alle wieder auf die Karten.
    »Verdammt, jetzt leg schon!«, sagt er mit einem ähnlich klingenden osteuropäischen Akzent und wendet sich an den gedrungenen Mann mit der grauen Trainingshose, der sich nachdenklich vorbeugt. Ein behaarter Bauch ist unter dem weißen T-Shirt zu erkennen. Pocoli legt seinen Zeigefinger an die Nase, ehe er seine beiden Karten auf den Tisch legt und all seine Jetons in die Mitte des Tischs schiebt.
    »Ich setze alles .«
    Die anderen am Tisch sehen ihn ungläubig an.
    »Du machst Witze?«
    Pocoli schüttelt den Kopf.
    »Verdammt.«
    Redzepi fährt sich mit der Hand über den rasierten Schädel, wirft die Karten hin, greift zu einer Bierdose, die auf dem Boden steht, und trinkt. Ahmetaj mustert Pocoli und sucht nach Anzeichen für einen Bluff. Er wartet lange, ehe er seufzt, einen Blick auf den Berg Jetons auf dem Tisch wirft und dann einen Großteil seiner eigenen Jetons in die Mitte schiebt.
    Die letzte Karte wird ausgeteilt. Ahmetajs erwartungsvoller Blick löst sich auf.
    »Verdammte Scheiße!«, stöhnt er und wirft die Karten weg. »So ein Pech!«
    »Das hat nichts mit Glück oder Pech zu tun«, antwortet Pocoli und zieht den Berg Jetons mit einem Lächeln zu sich. Mjønes lacht und geht zur Kochecke. Er sieht die chaotische Reihe leerer Bierdosen und nimmt eine Plastiktüte aus einer der Schubladen. Eine Dose nach der anderen verschwindet in der Tüte.
    »Okay«, sagt er, als es in dem Raum wieder einigermaßen ordentlich ist. »Habt ihr getan, worum ich euch gebeten habe?«
    »Hast du das Geld?« Ahmetaj sieht ihn nicht an, als er mit seinen Fingerspitzen über seinen Irokesenkamm streicht, der sogar in dem spärlichen Licht der Hütte glänzt.
    Mjønes öffnet seinen Rucksack, nimmt ein Geldbündel heraus und fährt mit den Fingern rasch darüber. Fünfzig Scheine. Er nimmt weitere fünf Bündel heraus und gibt jedem zwei. »Wenn wir das hinkriegen, bekommt ihr noch mal die gleiche Summe«, sagt er, während das Trio am Tisch das Geld zählt.
    Ahmetaj nickt zufrieden. »Das Material liegt da drüben«, sagt er und deutet auf eine schwarze Tasche.
    »Wie sieht es mit der Mailadresse aus? Handy? Bank?«
    »Alles längst geregelt.«
    Mjønes nickt und sieht Pocoli an. »Irgendetwas, das ich wissen müsste?«
    »Ich kann dich anschließend einweisen.«
    »Okay.«
    Mjønes Blick richtet sich auf Redzepi.
    »Ich bin bereit, wenn ihr so weit seid.«
    Mjønes nickt wieder. Alles ist, wie es sein soll. Es gibt keinen Grund, den anderen seinen Plan im Detail vorzustellen, auch wenn es ihn innerlich ungeheuer dazu drängt. Sie übernehmen lediglich eine Dienstleistung für ihn. End of story. Trotzdem kann er es nicht sein lassen, ihnen eine kleine Demonstration zu geben.
    »Warum hast du eine Katze dabei?«, fragt Pocoli.
    »Um sicherzugehen, nicht die Katze im Sack gekauft zu haben.« Mjønes lacht über seinen eigenen Witz, die Männer am Tisch sehen ihn aber nur an. »Äh, wahrscheinlich versteht ihr das nicht. Ihr seid ja keine Norweger. Aber ich kann euch versprechen, dass ihr so etwas noch nie gesehen habt. Das ist
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