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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet
Autoren: Thomas Enger
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Brolenius verurteilt wurde. Sein Verteidiger Frode Olsvik sagte zu Dagbladet.no , dass sein Klient das Urteil mit Fassung aufnehme, aber weiterhin seine Unschuld beteuere.
    »Mein Klient hat sich bereits entschlossen, Berufung einzulegen«, so Olsvik, womit dieser Fall wohl noch einmal vor Gericht landen wird. Wann das Verfahren aber wieder aufgenommen wird, ist vorläufig noch unklar.
    Jocke Brolenius wurde am 26. Oktober 2007 tot in einem stillgelegten Fabrikgebäude am Sandakerveien aufgefunden. Der schwedische Geldeintreiber war übel zugerichtet worden; allem Anschein nach wurde er zuerst mit einem Schlagring verprügelt und dann mit einer Axt ermordet. Pullis Fingerabdrücke wurden auf dem Schlagring gefunden, und als er festgenommen wurde, klebte an seiner Kleidung Jockes Blut.
    Das Gericht hat sich nicht mit der Tatsache beschäftigt, dass die Tatwaffe nie gefunden wurde. Ebenso wenig ging es auf Pullis Behauptung ein, dass Jockes Blut bei dem Versuch, ihm zu helfen, an seine Kleidung gelangt sei. Pulli stritt das ganze Verfahren über ab, auch nur das Geringste mit diesem Mord zu tun zu haben, hingegen räumte er ein, sich mit Brolenius verabredet zu haben.
    Das Gericht legte unter anderem großes Gewicht auf Pullis kriminelle Vergangenheit, insbesondere auf die Tatsache, dass Brolenius’ Kiefer gebrochen war – eine Verletzung, für die Pulli in seiner Zeit als Geldeintreiber bekannt gewesen war. Im Ullevål-Krankenhaus wird diese Art von Verletzung als »Pulli-Bruch« bezeichnet, und das Rechtsmedizinische Institut (RMI) bestätigte, dass es sich bei dem Kieferbruch um exakt eine solche Verletzung gehandelt habe.
    Neben der vierzehnjährigen Haftstrafe wurde Pulli zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 256 821 Kronen an die Eltern des Toten verurteilt.
    Henning liest den Artikel noch einmal. Wer war Joachim Brolenius? In welcher Beziehung stand er zu Tore Pulli, und warum wollten sie sich treffen?
    Brolenius wurde am 26. Oktober ermordet, anderthalb Monate, bloß anderthalb Monate nach Jonas’ Tod. Zu der Zeit hat Henning noch im Haukeland-Krankenhaus gelegen, er kann sich aber nicht daran erinnern, ob er in dieser Zeit überhaupt etwas anderes getan hat, als die Wand anzustarren. Zeitungen hat er jedenfalls nicht an sich herangelassen. Und Menschen auch nicht, wenn sich dies vermeiden ließ.
    Henning scrollt nach oben zur Linkliste und klickt den obersten an.
    PULLI UNTER MORDVERDACHT
    Prominenter Tore Pulli festgenommen! Verdacht auf Mord an einem schwedischen Kriminellen!
    Henning liest weiter.
    Am Freitagabend gegen 23.30 Uhr ging in der Kriminalwache des Polizeidistrikts Oslo die Nachricht ein, dass ein Toter gefunden worden sei. Die Polizei rückte zu einer stillgelegten Fabrik vor, in der sie den Leichnam des schwedischen Kriminellen Joachim »Jocke« Brolenius fanden. Der Prominente Tore Pulli, der selbst eine Vergangenheit im Geldeintreiber-Milieu hat und für seine harten Fäuste bekannt ist, hatte den Leichenfund gemeldet, wurde dann aber selbst als Tatverdächtiger festgenommen.
    Das Motiv für den Mord ist noch unbekannt. Die Polizei hält sich bislang auch noch mit weiteren Informationen zurück, TV2 hat jedoch erfahren, dass am Tatort eindeutige Spuren gefunden worden sein sollen. Der Experte des Senders, Johnny Brenna, der früher als Fahnder für die Polizei gearbeitet hat, meinte, es handele sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen Racheakt. Auf die Frage, auf welchen Hintergründen die Tat basiere, wollte er jedoch keine Spekulationen abgeben.
    Henning findet auch einen Wikipedia-Artikel über Pulli.
    Tore Jørn Pulli (geb. 19. Juni 1967 in Tønsberg) ist ein bekannter norwegischer Exschläger mit einer Vergangenheit im Motorradbandenmilieu, der 2008 für den Mord an dem schwedischen Kriminellen Joachim Brolenius verurteilt wurde. Pulli trat durch seine Beziehung zu dem norwegischen Glamourmodel Veronica Nansen ins Rampenlicht der norwegischen Presse. Sie heirateten 2006 und bekamen eine Tochter. Pulli gab sein Schauspieldebüt in einer Folge von Nytt på nytt .
    In einem seiner seltenen Interviews in der Zeitschrift Dagens Næringsliv erzählte er im Frühjahr 2007, dass er im Laufe seiner Tätigkeit als Geldeintreiber für seine Kunden 75 Millionen Kronen gesichert habe, und das »nur mit ein paar gebrochenen Kiefern«. Er selbst hat sich nie als kriminell betrachtet, sondern seine Rolle eher wie die eines Vermittlers gesehen. Ehe er wegen Mordes verurteilt wurde, war er
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