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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt
Autoren: Michael Crichton
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gefragt. Er
hatte es abgetan und einen schlechten Witz darüber gerissen – »Aber eine andere
Frau habe ich hoffentlich nicht erwähnt, oder?« Und dann hatte er noch bemerkt,
daß er als Kind ein Saurierfan gewesen sei und daß eine so schwere Erkrankung,
wie er sie durchgemacht hatte, einen in die Vergangenheit zurückversetze. Seine
ganze Haltung war bemüht gleichgültig gewesen, als wäre das alles unwichtig;
doch sie hatte das starke Gefühl gehabt, daß er ihr auswich. Es war ihr allerdings
gar nicht in den Sinn gekommen, ihn zu bedrängen, denn damals war sie noch verliebt
in ihn gewesen und zeigte viel Nachsicht ihm gegenüber.
    Jetzt schaute er
sie fragend an, wie um zu sehen, ob sie ihm widersprechen würde. Harding hob
nur eine Augenbraue und erwiderte seinen Blick. Offensichtlich hatte er seine
Gründe. Sie konnte warten.
    Levine beugte
sich über den Tisch und sah Malcolm an. »Dann ist diese InGen-Geschichte also
völlig falsch?«
    »Völlig falsch«,
erwiderte Malcolm und nickte ernst. »Völlig falsch.«
     
    Seit drei Jahren leugnete Malcolm diese
Spekulationen nun schon. Inzwischen konnte er es sehr gut; sein Überdruß war
nicht mehr nur gespielt, sondern echt. Natürlich war er im Sommer 1989 Berater
von International Genetic Technologies in Palo Alto gewesen und war für diese
Firma nach Costa Rica gefahren, ein Ausflug, der in einem Desaster geendet
hatte. Danach hatten alle Beteiligten schnell gehandelt, um die Geschichte
unter Verschluß zu halten. InGen wollte seine Haftungsverpflichtungen so gering
wie möglich halten. Die Regierung von Costa Rica wollte den Ruf des Landes als
Touristenparadies nicht aufs Spiel setzen. Und die Wissenschaftler waren an
Stillschweigevereinbarungen gebunden, die ihnen später mit großzügigen Zuschüssen
versüßt wurden. In Malcolms Fall übernahm die Firma sämtliche Kosten seiner
medizinischen Behandlung.
    Unterdessen war
InGens Inselanlage in Costa Rica zerstört worden. Es gab keine Lebewesen mehr
auf der Insel. Die Firma hatte den bekannten Stanford-Professor George Baselton
engagiert, einen Biologen und Essayisten, der dank seiner häufigen Fernsehauftritte
in der Öffentlichkeit zu einer Autorität in Wissenschaftsfragen avanciert war.
Baselton behauptete, er habe die Insel besucht, und ging beharrlich gegen die Gerüchte
an, auf dieser Insel hätten je ausgestorbene Tiere gelebt. Seine verächtlich
geschnaubte Bemerkung »Säbelzahntiger, also wirklich!« war dabei besonders
wirkungsvoll.
    Im Lauf der Zeit
ließ das Interesse an dieser Geschichte nach. InGen war schon lange bankrott;
die Hauptinvestoren hatten ihre Verluste abgeschrieben. Obwohl die Produktionsmittel
der Firma, die Gebäude und die Laboreinrichtungen, stückweise veräußert werden
sollten, war entschieden worden, die zugrundeliegende Technologie nie zu
verkaufen. Das Kapitel InGen war also abgeschlossen.
    Mehr gab es
darüber nicht zu sagen.
     
    »Es ist also nichts Wahres dran«, sagte
Levine und biß in sein tamale . »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Dr. Malcolm,
ich bin froh darüber.«
    »Warum?« fragte
Malcolm.
    »Weil das
bedeutet, daß die Überbleibsel, die in Costa Rica immer wieder auftauchen, echt
sein müssen. Echte Dinosaurier. Ich habe dort unten einen Freund aus Yale,
einen Freilandbiologen, und er sagt, daß er sie gesehen hat. Ich glaube ihm.«
    Malcolm zuckte
die Achseln. »Und ich glaube nicht«, sagte er, »daß in Costa Rica noch weitere
Tiere auftauchen werden.«
    »Es stimmt, daß
sich seit fast einem Jahr keine mehr gezeigt haben. Aber wenn noch mehr auftauchen,
werde ich hinfahren. Und in der Zwischenzeit werde ich eine Expedition
ausrüsten. Ich habe mir schon viele Gedanken über die konkrete Durchführung gemacht.
Ich glaube, daß die Spezialfahrzeuge in einem Jahr fertig sein könnten. Ich
habe bereits mit Doc Thorne darüber gesprochen. Dann werde ich ein Team zusammenstellen,
vielleicht mit Dr. Harding hier oder einem ähnlich qualifizierten Wissenschaftler,
und einigen Doktoranden …«
    Malcolm hörte
kopfschüttelnd zu.
    »Sie glauben,
ich verschwende nur meine Zeit«, sagte Levine.
    »Das glaube ich,
ja.«
    »Aber
angenommen, diese Tiere tauchen wieder auf?«
    »Das wird nicht
passieren.«
    »Aber
angenommen, sie tun es?« fragte Levine. »Hätten Sie Interesse, mir zu helfen?
Bei der Planung einer Expedition?«
    Malcolm schob
seinen Teller beiseite und sah Levine an. »Ja«, sagte er schließlich. »Wenn die
Tiere wieder auftauchen, wäre ich
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