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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt
Autoren: Michael Crichton
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daran interessiert, Ihnen zu helfen.«
    »Großartig!«
sagte Levine. »Mehr wollte ich gar nicht wissen.«
     
    Draußen im hellen Sonnenlicht ging
Malcolm mit Sarah auf seinen klapperigen Ford zu. Levine stieg in einen leuchtendroten
Ferrari, winkte fröhlich und brauste davon.
    »Glaubst du, daß
das je passieren wird?« fragte Sarah Harding. »Daß diese, äh, Tiere wieder auftauchen?«
    »Nein«, sagte
Malcolm. »Ich bin mir sicher, daß sie nie wieder auftauchen werden.«
    »Du klingst so,
als würdest du es hoffen.«
    Er schüttelte
den Kopf, stieg ein wenig unbeholfen ins Auto und schwang sein kaputtes Bein unters
Lenkrad. Harding setzte sich auf den Beifahrersitz. Er sah sie kurz an und
drehte dann den Zündschlüssel. Sie fuhren zum Institut zurück.
     
    Am folgenden Tag flog Sarah Harding nach
Afrika zurück. Im Verlauf der nächsten 18 Monate bekam sie einen ungefähren Eindruck
von Levines Fortschritten, denn er rief sie hin und wieder an und fragte sie
nach Aufzeichnungsverfahren in der Freilandarbeit, Fahrzeugbereifungen oder
nach dem besten Betäubungsmittel für wildlebende Tiere. Manchmal erhielt sie
auch einen Anruf von Doc Thorne. Er klang fast immer gestreßt.
    Von Malcolm
hörte sie überhaupt nichts, doch er schickte ihr eine Geburtstagskarte. Sie kam
einen Monat zu spät an. An den unteren Rand hatte er gekritzelt: »Alles Gute
zum Geburtstag. Sei froh, daß Du nicht in seiner Nähe bist. Er macht mich
wahnsinnig.«
     
     

Erste Konfiguration
     

     
    In der
konservativen Region, weit entfernt vom
    chaotischen
Rand, scheinen individuelle Elemente
    langsam
miteinander zu verschmelzen,
    zeigen keine
deutliche Struktur.
     
    IAN MALCOLM
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Anomale Formen
     
     
    Im milden Nachmittagslicht ratterte der
Hubschrauber im Tiefflug den Strand entlang, genau über dem Rand des dichten
Dschungels. Das letzte Fischerdorf war vor zehn Minuten unter ihnen
vorbeigehuscht. Jetzt gab es nur noch den undurchdringlichen costaricanischen
Dschungel, Mangrovensümpfe und Meile um Meile verlassenen Sandstrand. Marty
Guitierrez saß neben dem Piloten und starrte durchs Fenster auf die vorbeiziehende
Küstenlinie hinunter. Straßen gab es keine in dieser Gegend, zumindest keine,
die Guitierrez sehen konnte.
    Guitierrez war
ein stiller, bärtiger Amerikaner von 36 Jahren, ein Freilandbiologe, der seit
acht Jahren in Costa Rica lebte. Ursprünglich war er hierhergekommen, um die
Artenbildung der Tukane zu studieren, doch dann war er ganz im Land geblieben
und arbeitete jetzt als Berater der Reserva Biologica de Carara, des Nationalparks
im Norden. Er schaltete das Funkmikro an und fragte den Piloten: »Wie lange
noch?«
    »Fünf Minuten,
Señor Guitierrez.«
    Guitierrez
drehte sich um und sagte: »Jetzt sind wir gleich da.«
    Aber der große
Mann, der auf dem Rücksitz des Hubschraubers saß, antwortete nicht und zeigte
auch sonst keine Reaktion. Er saß nur da, die Hand am Kinn, und starrte mit
gerunzelter Stirn aus dem Fenster.
    Richard Levine
trug einen ausgebleichten Khaki-Anzug und auf dem Kopf einen australischen
Buschhut, um den Hals ein abgenutztes Fernglas. Doch trotz seines saloppen Aussehens
wirkte er ernsthaft und versunken wie ein Gelehrter. Die Gesichtszüge hinter
seiner Drahtgestellbrille waren scharf, seine Miene beim Hinausstarren war konzentriert
und kritisch.
    »Wo sind wir
hier?«
    »Die Gegend
heißt Rojas.«
    »So weit
südlich?«
    »Ja. Die Grenze
zu Panama ist nur gut 15 Meilen entfernt.«
    Levine starrte
in den Dschungel hinab. »Ich sehe keine Straßen«, stellte er fest. »Wie wurde
das Ding denn gefunden?«
    »Ein paar
Camper«, sagte Guitierrez. »Sind mit dem Boot gekommen und am Strand gelandet.«
    »Wann war das?«
    »Gestern. Die
haben sich das Ding nur einmal angesehen und sind gerannt wie der Teufel.«
    Levine nickte.
Mit angezogenen Beinen, die Hände unterm Kinn, sah er aus wie eine Gottesanbeterin.
Das war auch sein Spitzname an der Universität gewesen – zum Teil wegen seines
Aussehens, zum Teil aber auch wegen seiner Neigung, jedem, der nicht seiner Meinung
war, den Kopf abzureißen.
    »Warst du schon
einmal in Costa Rica?« fragte Guitierrez.
    »Nein. Es ist
das erste Mal«, erwiderte Levine. Und dann schwenkte er unwirsch die Hand, als
wollte er sich nicht länger mit Small talk belästigen lassen.
    Guitierrez
lächelte. In all den Jahren hatte Levine sich überhaupt nicht verändert. Er war
noch immer
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