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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt
Autoren: Michael Crichton
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Erkenntnisse das Thema plötzlich in den Mittelpunkt des
Interesses.
    Die eine hing
mit dem drastischen Anstieg der Weltbevölkerung zusammen und der Beobachtung,
in welch rapider Geschwindigkeit die Menschen diesen Planeten verändern – sie
zerstören traditionelle Lebensräume, roden den Regenwald, verschmutzen Luft und
Wasser, beeinflussen vielleicht sogar das globale Klima. Dabei sterben viele
Tierarten aus. Einige Wissenschaftler gingen damals mit diesen alarmierenden Erkenntnissen
an die Öffentlichkeit, andere sorgten sich im stillen. Wie zerbrechlich ist das
Ökosystem der Erde? Legt der Mensch ein Verhalten an den Tag, das letztendlich
zu seiner eigenen Vernichtung führt?
    Sicher konnte
das niemand sagen. Da kein Mensch sich je die Mühe gemacht hatte, das Phänomen
des Aussterbens systematisch zu untersuchen, gab es wenig Informationen über
die Rate des Massenartensterbens in anderen geologischen Epochen. Also begannen
Wissenschaftler, sich intensiver mit dem Artensterben zu befassen, in der
Hoffnung, so Antworten auf die drängenden Fragen der Gegenwart zu erhalten.
    Die zweite
Entwicklung betraf neue Erkenntnisse über das Sterben der Dinosaurier. Es war
seit langem bekannt, daß alle Saurierarten innerhalb einer relativ kurzen
Zeitspanne am Ende der Kreidezeit, etwa vor 65 Millionen Jahren, ausstarben.
Wie lange dieses Aussterben genau dauerte, war Thema einer weitreichenden
Debatte: Einige Paläontologen glaubten, es müsse katastrophal schnell gegangen
sein, andere waren der Ansicht, die Dinosaurier seien nur allmählich ausgestorben,
in einem Zeitraum von 10 000 bis 10 Millionen Jahren – was man wohl kaum
als besonders schnell bezeichnen kann.
    Dann entdeckten
im Jahr 1980 der Physiker Luis Alvarez und drei seiner Mitarbeiter hohe Konzentrationen
des Elements Iridium in Gesteinsproben vom Ende der Kreidezeit und dem Beginn
des Tertiärs – der sogenannten Kreide-Tertiär-Grenze. Iridium kommt auf der
Erde nur selten vor, in Meteoriten ist es jedoch reichlich vorhanden. Alvarez’
Team argumentierte, das Vorhandensein von so viel Iridium in Gestein aus der
Kreide-Tertiär-Grenze deute darauf hin, daß ein riesiger Meteorit von vielen
Kilometern Durchmesser zu dieser Zeit mit der Erde kollidiert war. Sie stellten
die Hypothese auf, daß die aufgewirbelten Staub- und Schuttwolken den Himmel verdunkelt,
die Photosynthese unterbunden, Pflanzen und Tiere getötet und somit die
Herrschaft der Dinosaurier beendet hätten.
    Diese
dramatische Theorie fand ein breites Echo in den Medien und beflügelte die öffentliche
Phantasie. Es begann eine Kontroverse, die viele Jahre anhielt. Wo befand sich
der Krater dieses Meteoriteneinschlags? Verschiedene Möglichkeiten standen zur
Verfügung. Es hatte in der Vergangenheit fünf bedeutende Perioden des Artensterbens
gegeben – waren sie alle von Meteoriten ausgelöst worden? Gab es einen
26-Milliarden-Jahre-Zyklus der Katastrophe? Drohte dem Planeten in allernächster
Zukunft ein weiterer vernichtender Einschlag?
    Diese Fragen
blieben mehr als eine Dekade lang unbeantwortet. Die Debatte ging weiter – bis
im August 1993, während eines einwöchigen Seminars am Santa Fe Institute, ein
Mathematiker namens Ian Malcolm die ketzerische These aufstellte, daß keine
dieser Fragen von Bedeutung und die Debatte um den Meteoriteneinschlag eine
»unsinnige und unwichtige Spekulation« sei.
     
    »Sehen Sie sich nur die Zahlen an«,
sagte Malcolm, beugte sich über das Podium und starrte sein Publikum an. »Auf
unserem Planeten gibt es gegenwärtig 50 Millionen Pflanzen- und Tierarten. Wir
halten das für eine erstaunliche Vielfalt, doch das ist nichts im Vergleich zu
dem, was früher existierte. Unseren Schätzungen nach hat es auf diesem Planeten
seit Entstehung des Lebens 50 Milliarden Arten gegeben. Das bedeutet,
daß von 1000 Arten, die je auf diesem Planeten existierten, heute nur noch eine
übrig ist. 99,9 Prozent aller Arten, die je hier gelebt haben, sind ausgestorben.
Und nur fünf Prozent dieser Gesamtsumme lassen sich mit Massensterben erklären.
Die überwältigende Mehrheit der Arten starben getrennt voneinander aus, jede
für sich.«
    In Wahrheit,
sagte Malcolm, sei das Leben auf der Erde gekennzeichnet durch eine kontinuierliche,
stetige Aussterbensrate. Im großen und ganzen betrage die durchschnittliche
Lebensspanne einer Art vier Millionen Jahre, bei Säugetieren nur eine Million.
Dann verschwinde die Art. Das tatsächliche Muster des Lebens stelle
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