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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung
Autoren: Julie Hastrup
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und es fehlt ein
goldenes Medaillon, das sie immer getragen hat. Anna Gudbergsen wurde mit
entblößtem Unterleib gefunden, doch die vorläufigen gerichtsmedizinischen
Untersuchungen lassen nicht darauf schließen, dass sie vergewaltigt oder
anderweitig sexuell misshandelt wurde.«
    Im Raum war es still.
    »Wir wissen, dass Anna zuletzt mit ihren beiden Freundinnen Mia
Hansen und Katja Korsgaard in der Diskothek Jimbalaya war. Anna war angetrunken
und hat sich mit einem Verehrer gestritten, einem Typen, der der Polizei wegen
Körperverletzung und Diebstahl bekannt ist, Alex Dennis Pedersen. Er hat sie
angemacht, wurde aber von ihr abgewiesen. Wir möchten uns natürlich gerne mit
Alex Pedersen unterhalten, und sind auch – leider ergebnislos – bei ihm
vorbeigefahren, deshalb haben wir ihn jetzt zur Fahndung ausgeschrieben. Wir
wissen mit Sicherheit, dass Anna um 1.45 Uhr allein von der Diskothek
aufgebrochen ist und dass sie seitdem niemand mehr gesehen hat.« Teit Jørgensen
schwieg einige Sekunden. »Anna Gudbergsen war, wie gesagt, zweiundzwanzig Jahre
alt und hat an der Handelshochschule in Esbjerg studiert. Sie war ein Einzelkind
und hat hier in der Stadt bei ihren Eltern, Sanna und Gert Gudbergsen, gewohnt.
Gert Gudbergsen gehört die Volvo-Niederlassung im Enghavevej und ein entsprechendes
Geschäft in Esbjerg. Von vielen wird er auch Goldbergsen genannt.«
    Mehrere der Ermittler nickten zustimmend, und Teit Jørgensen trank
einen Schluck Kaffee.
    »Wir haben die Hundebesitzerin, Agnes Dam, befragt, die die Leiche
gefunden hat, genau wie wir uns kurz mit Annas Eltern sowie mit ihren beiden
Freundinnen unterhalten haben. Meiner spontanen Einschätzung nach haben wir es
mit einem einfachen Fall zu tun. Wir fahnden nach Alex Pedersen. Ich habe einen
Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung angefordert. Ich dachte, ich kümmere mich
um die Medien und Sie, Rebekka, arbeiten mit Michael Bertelsen zusammen. Egon
und David bilden ein zweites Team, und Susanne assistiert den verschiedenen
Teams und mir.« Alle schwiegen einen Moment. Teit Jørgensen knüllte seinen
Plastikbecher lautstark zusammen. »Wollen Sie jetzt übernehmen, Rebekka?«
    »Danke.« Rebekka erhob sich.
    »Wie Teit Jørgensen bereits ausgeführt hat, bin ich zwar in
Ringkøbing geboren und aufgewachsen, aber ich war schon lange nicht mehr hier.
Seit drei Jahren gehöre ich der mobilen Spezialeinheit an und war in dieser
Eigenschaft vier Monate beim FBI in Quantico in den USA, wo ich in kognitiver
Verhörpraxis ausgebildet wurde, über die ich Ihnen im weiteren Verlauf einiges
erzählen werde.«
    Sie sah jeden Einzelnen an, versuchte freundlich, aber bestimmt
auszusehen, und hoffte, dass alle sich nur für die Gegenwart interessieren und
keine Fragen nach ihrer Kindheit und Jugend stellen würden.
    »Zuallererst möchte ich betonen, dass man sich nie gleich von Anfang
an auf etwas festlegen sollte, weil das den Blick verstellt. Ich möchte Sie
bitten, in Ihrem Denken offen zu sein. Alles ist möglich. Alles .
Die Geschichte weist zahllose solcher Fälle auf. Ted Bundy, Jeffrey Dahmer,
John Gacy und der Franzose Michel Fourniret oder das Monster der Ardennen, wie
er auch genannt wurde, und so weiter. Sie alle sind Beispiele dafür, dass die
Wirklichkeit die Phantasie oft übersteigt.«
    Rebekka sah sich in der Gruppe um, alle nickten. Sie trank einen
Schluck von ihrem Kaffee. »Wir müssen herausfinden, ob Anna Gudbergsen ermordet
wurde, weil sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort oder weil sie Anna
Gudbergsen war. Ich habe keine Zweifel. Der Mord an Anna Gudbergsen ist
persönlich motiviert. Der Mord ist absolut brutal, der reinste Overkill. Das
Opfer wurde auf mehrere Arten ermordet, die jede für sich zum Tod geführt
hätten. Das legt den Schluss nahe, dass der Mord entweder von einem
hochgradigen Psychopathen verübt wurde oder, was wahrscheinlicher ist, dass der
Mörder Anna nahestand. Ich bin übrigens auch der Meinung, dass der Fundort
inszeniert worden ist, um uns glauben zu machen, dass es sich um ein Sexualverbrechen
handelt. Die vorläufigen rechtsmedizinischen Untersuchungen deuten darauf hin,
dass dem nicht so ist. Das heißt, der Mörder hat die
Leiche bewusst so arrangiert, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Auch
das unterstützt die Theorie, dass es zwischen dem Täter und Anna Gudbergsen
eine logische Verbindung gibt, die dieser geheimzuhalten versucht.«
    Rebekka machte eine Pause. Im Raum war es still, alle Augen
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