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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung
Autoren: Julie Hastrup
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Hundebesitzerin
gelaufen?«
    »Gut, abgesehen davon, dass sie nichts Wichtiges beizutragen hatte.
Sie hat weder jemanden gesehen noch etwas gehört. Ich habe das Protokoll hier.«
    »Gut. Ist sie eigentlich angekommen?«
    »Wer?«
    »Rebekka Holm. Von der mobilen Spezialeinheit.«
    Michael schüttelte den Kopf. Eine Mischung aus Unsicherheit und
Neugier nahm von ihm Besitz. Er hatte noch nie an einem Fall gearbeitet, in den
die mobile Spezialeinheit involviert war, aber er kannte mehrere Kollegen aus
anderen Polizeibezirken, die von Hauptstadt-Yuppies zu berichten wussten, die
mit einem Fingerschnippen erfahrene Polizisten zu schüchternen Botenjungen
degradierten.
    »Sie ist noch verhältnismäßig neu dabei, diese Holm, erst
fünfunddreißig, doch Torsten hat gesagt, dass sie eine glänzende Karriere vor
sich hat. Ich schlage vor, dass ihr beiden als Team zusammenarbeitet, während
sie hier ist. Es wäre schön, wenn du sie in Empfang nehmen und über den Fall
informieren könntest. Sie bekommt das Büro hinter deinem, Bettina richtet es
gerade ein, und dann machen wir ein Briefing, wenn Rebekka sich den Tatort
angesehen hat.«
    »Wo wird sie wohnen?«
    »Vorläufig im Hotel Ringkøbing«, antwortete Teit Jørgensen und
verschwand durch die Tür. Ohne das Protokoll.
    Michael seufzte und warf einen Blick auf die vielen Fotos von Anna
Gudbergsens Leiche. Ihre leeren grünen Augen starrten ihn direkt an, und
Michael deckte ihr Gesicht schnell mit dem Bericht zu.
    —
    Rebekka bekam
Magenschmerzen, als sie das Verkehrsschild mit der Aufschrift »Ringkøbing«
passierte. Es war kurz nach vier, die Sonne schien und trotzdem wirkte die
Stadt wie ausgestorben. Einen Moment erwog sie, bei ihren Eltern im Ringevej
vorbeizufahren, um zu sehen, ob alles noch genauso aussah wie letztes Mal, überlegte
es sich jedoch anders und fuhr auf direktem Weg zum Präsidium im Kongevej.
Plötzlich vermisste sie den Geräuschpegel und das Lichtermeer der Großstadt,
die in das Licht der Neonreklamen unzähliger Kioske getauchte Vesterbrogade,
die Cafés und Restaurants, den Geruch von Asphalt, Urin und gewürztem Essen und
am allermeisten das brodelnde Leben.
    Sie parkte vor dem alten Präsidium,
trug etwas Lipgloss auf, fuhr sich mit der Bürste durchs Haar, atmete ein
paarmal tief durch und stieg aus dem Auto. Ein älterer Polizist, der sich als
Albæk vorstellte, brachte sie in den dritten Stock und führte sie zu einem
kleinen Büro, das mit einem großen Schreibtisch mit Computer, einem Telefon,
einem Bürostuhl, einem leeren Regal und einem kleinen Sofa in einem verblassten
Blauton spartanisch eingerichtet war. Das Ganze war offensichtlich in aller
Eile für sie hergerichtet worden. Sie legte ihre Tasche auf den Tisch und ging
zum Fenster, um sich die Aussicht anzusehen. Die roten Backsteinhäuser standen
in geraden Reihen wie chinesische Kinder bei einer Gymnastikaufführung,
dahinter erstreckte sich der aufgewühlte Fjord. Die Tür ging auf, und eine
aufgeweckte Frau mit kräftig hennaroten Haaren steckte den Kopf ins Zimmer.
    »Hallo, Sie müssen Rebekka Holm sein. Ich bin Bettina Pallander, ich
bin Michaels … also Michael Bertelsens Sekretärin. Und jetzt natürlich auch
Ihre.«
    Sie lachte hektisch und reichte Rebekka eine Hand mit langen, rot
lackierten Fingernägeln und unzähligen Ringen und klirrenden Armreifen.
    »Rebekka Holm.« Sie erwiderte den Händedruck und spürte das kalte
Metall auf der Haut. »Wo ist Michael Bertelsen?«
    »Er ist nur mal eben zur Tankstelle gegangen. Er ist gleich wieder
da. Fehlt Ihnen noch etwas?«
    »Lassen Sie mich mal sehen.« Rebekka sah sich um. »Im Moment nicht.
Ich gehe davon aus, dass der Computer und die Technik funktionieren, und melde
mich, wenn doch noch etwas fehlt.«
    »Okay.« Bettina Pallander zuckte mit den Schultern. Sie hörten
Schritte und ein großer, breitschultriger Mann mit hellem lockigem Haar und
warmen blauen Augen kam auf sie zu.
    »Hallo, Sie müssen Rebekka Holm sein. Willkommen in Ringkøbing. Ich
bin Michael Bertelsen.«
    Rebekkas kleine Hand verschwand in seiner großen, trockenen Pranke.
Sie musste lächeln. Michael Bertelsen sprühte nur so vor positiver Energie.
    »Ich habe gerade an der Tankstelle etwas zum Kaffee geholt. Nach der
langen Fahrt können Sie bestimmt auch etwas gebrauchen.«
    Michael raschelte mit einer halb vollen Tüte.
    »Bettina, setz doch schon mal Kaffee auf, dann gehe ich in der
Zwischenzeit mit Rebekka in mein Büro und informiere
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