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Vergebliche Suche nach Gaby

Vergebliche Suche nach Gaby

Titel: Vergebliche Suche nach Gaby
Autoren: Stefan Wolf
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zweite
Bär aus dem Wald, kam unter den Bäumen hervor und war mindestens so gewaltig
wie Gabys Verfolger.
    Der Zweite, den sie zuerst
gesehen hatte, war also parallel zur Straße im Wald gelaufen, hatte sie
überholt und schnitt ihr jetzt den Weg ab, was sicherlich nicht Strategie,
sondern Zufall war. Wie auch immer — Gaby saß in der Falle. Hinter ihr der
wütende Verfolger. Vor ihr — keine 40 Meter entfernt — spielte Nr. zwei
Straßensperre. Jedenfalls richtete er sich auf die Hinterbeine auf. Und dieser
Anblick war schrecklich.
    Aus!, dachte Gaby — und ihre
Hände wurden kalt wie Eis. Jetzt töten sie mich.

2. Horror im
Zoo
     
    Tim hatte ganz wenig Spiritus
auf die Holzkohle gegossen und sorgte jetzt dafür, dass der Gartengrill Glut
zeigte. Auf einem Tisch lag Herzhaftes bereit: Maiskolben, Tomaten, Kartoffeln
und verschiedene Fischsorten in tellergerechten Portionen. Kein Fleisch von
Landtieren. Denn Claudia und ihre Mutter Vera waren Laisser-faire-Vegetarier,
also keine 100%igen Grünköstler, sondern Fisch-Esser. Die Kids fanden das ok
und Klößchen rieb soeben ein Schollenfilet mit zu viel Salz ein.
    Schauplatz war die kleine
Terrasse auf dem kleinen Gartengrundstück. In dem Drei-Zimmer-Häuschen wäre für
Claudias Fete kaum genügend Platz gewesen. Denn außer TKKG waren auch Sandra,
Nadine und Astrid eingeladen. Zusammen mit Claudia ergab das einen
Mädchen-Überschuss von zwei. Aber darauf kam es nicht an. Tim und Gaby waren das
einzige Pärchen. Die anderen waren total unverliebt, wollten nur feiern und
endlich Gegrilltes in die bereitstehenden Dressing-Soßen tauchen.
    „Gaby verspätet sich“, meinte
Karl. „Ist doch gar nicht ihre Art.“
    „Völlig untypisch.“ Tim legte
den Blasebalg weg, den er zum Anfachen der Glut brauchte, und spähte zur
Straße.
    Die war leer wie eine Halfpipe
bei Regen. Die Straße-am-Zoo. Dort vorn mündete die Noah-Straße. Von dort
musste Gaby kommen. Aber sie war nicht zu sehen.
    „Sind ja kaum fünf Minuten“,
meinte Claudia, das Geburtstagskind: ein schlankes, braunhaariges Mädchen mit
interessanter Lispelstimme. „Huch! Wie das heute wieder nach Raubtieren
riecht.“
    Tim schnupperte in Richtung
Zoo, der jenseits der Straße lag. „Riechst du was?“
    „Klar doch! Raubtiere. Sie
riechen streng.“
    „Ich rieche nur unseren Fisch“,
meine Klößchen. „Soll ich die Forellen mit Senf salben? Oder lieber mit Kümmel
bekrümeln?“
    Vera Brings, die das hörte,
lachte. „Lass mich das machen, Klößchen. Du bist Experte für Schokolade. Und
Schokoladenmus gibt’s im Anschluss.“
    Mutter und Tochter ähneln sich
enorm, dachte Tim. Allerdings ist Vera einen halben Kopf größer und 25 Jahre
älter. Hm! Wieso rieche ich keine Raubtiere? Muss man das üben?
    Während Vera Brings die Forellen
würzte, assistiert von Astrid und Sandra, wurde ihre Miene Ernst. Ein besorgter
Blick, den sie, Vera, nicht kontrollierte, glitt hinüber zum Zoo.
    Von Claudia wussten TKKG, dass
Vera eine Tierschutzgruppe leitete. Veras spezielles Interesse galt den Tieren
in Zirkus und Zoo. Also den Mitgeschöpfen, die ihrer Freiheit beraubt sind —
und ihrer artgerechten Lebensweise. Gefangenschaft, Einengung — damit die
Menschen, die nicht zur Safari nach Zentralafrika oder Indien düsen, was zum
Begaffen haben. Damit ist der Tierschutz nicht einverstanden, dachte Tim und
damit hat er verdammt Recht. Wieso maßt sich der Mensch an, exotische Tiere —
Tiere überhaupt — hinter Gitter in enge Gehege zu stecken? Angeblich, um die
Artenvielfalt vorzuführen, zu zeigen, oder gar, um sie zu erhalten. Saudämlich!
Und heuchlerisch! In Wahrheit geht’s nur um Kommerz, um Kohle. Tiere werden
missbraucht, damit die Kasse stimmt. Aber ohne uns! Jedem Tiger seinen
Dschungel! Jedem Krokodil seinen Nil!
    Vera spürte Tims Blick und
nickte ernst. „Wir haben zurzeit große Probleme, Tim.“
    „Mit dem Zoo?“
    „Mit diesem hier. Und mit den
Zoos überhaupt. Ihr habt“, wandte sie sich an alle, „sicherlich davon schon
gehört. Es geht um die so genannte Entsorgung der überflüssigen Jungtiere, wie es
zynisch heißt. Also um den Nachwuchs, der in den Zoos geboren wird, für den
aber kein Platz da ist. Eine brisante Situation. Zoos sind
Wirtschaftsunternehmen. Nachzuchten, also die Tierbabys, sind erwünscht. Denn
niedliche Tierkinder ziehen das Publikum an. Man macht Tiertaufen mit
prominenten Paten. Da wird ein Nilpferd auf Helmut getauft und ein Geier darf
sich Gerhard
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