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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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Schale zu werfen. Wozu auch? Jeans und Shirt taten es doch auch. Und die Wollmütze hätte zu einem feinen Zwirn auch echt albern ausgesehen. „Du kannst tanzen?“
    Er zwinkerte mir zu. „Finde es heraus.“
    Das konnte er haben.
    Mein Champagnerglas blieb unberührt zurück, als Cio mit die Hand reichte, und mich zwischen die wirbelnde Menge auf die Tanzfläche führte. Doch schon als er sich vor mir positionierte wurde klar, dass er im Grunde keine Ahnung von dem hatte, was er dort trieb. Es erweckte fiel mehr den Anschein, als schaute er sich bei den anderen Paaren ab was er tun musste, und versuchte es dann bestmöglich umzusetzen. Dabei trat er mir mehr als einmal auf den Fuß, und drang permanent in meinen persönlichen Bereich ein. Doch er machte das mit so viel Witz und Charme, dass ich unablässig grinste, und mehr als einmal laut auflachte.
    Wir rempelten andere Paare an, die sich empört zu uns umdrehten, wirbelten über die ganze Tanzfläche, immer entgegen dem Strohm.
    In der Menge entdeckte ich meinen Vater, der meine lachende Mutter anhob du herumwirbelte – ja, zur Feier des Tages, erlaubten sie heute auch Vampire im Schloss, was alles gleich noch voller werden ließ. Sie wirkten glücklich, zufrieden. Die Last die ihnen von den Schultern genommen worden war, die neu errungene Freiheit, das alles ließ sie auf eine Art strahlen, die ich so noch nie an ihnen gesehen hatte. Befreit war das Wort das mir dazu einfiel.
    Cio wirbelte mich herum. Ich krachte gegen seine Brust, lachte, als er dabei selber ins Stolpern geriet. Aber das hinderte ihn nicht daran mich ein weiteres Mal herumzuwirbeln.
    Ein paar pikierte Blicke trafen uns. Wir passten so gar nicht in die Gesellschaft auf der Tanzfläche, denn auch wenn wir nicht die einzigen waren, die diesen Abend leger gekleidet verbrachten, so benahm sich doch kein anderer so ausgelassen wie wir zwei. Obwohl, als mein Blick auf die Zwillinge ein paar Meter weiter fiel, musste ich meine Aussage revidieren. Meine Halbschwestern tanzten so wild miteinander, dass sie uns sogar noch toppten – nur mit wesentlich mehr Eleganz.
    Um sie herum hatte sich eine kleine Freifläche gebildet, um nicht ausversehen von herumfliegenden Gliedmaßen getroffen zu werden. Unter der Traube ihrer Zuschauer befanden sich auch Sydney und Cheyenne. Doch deren Augen lagen nicht auf dem extravaganten Tanz ihrer Töchter. Genaugenommen sahen die beiden gar nichts, denn ihre Augen waren geschlossen, während sie sich in einen Kuss fallen ließen, der eigentlich hinter verschlossene Türen gehörte.
    Es war das erste Mal, dass ich die beiden so sah, so völlig zwanglos. Scheiß auf Etikette. Kein Zwang, keine Regeln, kein Druck. Nur die langersehnte Freiheit, das tun und lassen zu dürfen, was sie wollten, und wann immer sie es wollten. Und das nutzen sie bei nun jeder sich bietenden Gelegenheit aus.
    Irgendwie waren sie zusammen sogar richtig süß – das konnte ich sehr gut beurteilen, da ich nicht bei Cheyenne aufgewachsen war, uns somit nicht dieses peinlich-berührt-Gefühl bekam, wenn die Erzeugerfraktion sich hormongesteuerte Teenager verhielt. Außerdem war ich von meinen Eltern bereits so einiges gewohnt.
    Eigentlich wirkten heute alle sehr glücklich und zufrieden. Diego, der mit seiner Gefährtin Fira tanzte, und dabei eine noch schlechtere Figur als sein Sohn abgab. Onkel Tristan und Tante Lucy, die Hand in Hand zum Büffet schlenderten. Mittendrinn tanzten Sadrija und Quinn eng umschlungen und weltvergessen. Am Rand sah ich Fujo vorbei huschen, wie sie zu ihrem Großvater eilte, und aufgeregt auf ihn einredete. Ihre Augen strahlten, denn er hörte ihr wirklich zu.
    Nur Naomi wirkte von alle dem ziemlich entrückt, ja fast melancholisch. Obwohl, genauso gut konnte es auch Stolz sein, was da in ihrem Blick lag. Hoffnung. Sie war einfach schwer einzuschätzen.
    Von der Seite kam Alina angestürmt, warf uns je einen Arm um die Schultern, und unterbrach damit unseren … naja, Tanz konnte man das ja nicht unbedingt nennen, sie unterbrach uns eben einfach. Für den heutigen Anlass hatte sie es sich nicht nehmen lassen, sich in ihren feinsten Fummel zu werfen, den sie finden konnte – man wusste schließlich nie, wann man wieder die Gelegenheit dazu bekam.
    Wie die Sonne höchstpersönlich strahlte sie uns an. „Ihr glaubt nicht was gerade passiert ist!“
    „Dir ist endlich aufgefallen, dass du die ganze Zeit mit Klopapier am Schuh rumrennst?“, riet Cio einfach mal ins
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