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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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Begleiterscheinungen etwas anfangen konnte. „Nein, darüber möchte ich nicht mir dir sprechen. Und eigentlich hatte ich nur sagen wollen, dass wenn ihr allein seid, schmiedet ihr sicher Pläne, wie es mit euch beiden weitergeht.“ Er seufzte. „Mir ist durchaus bewusst, wie alt du bist, und auch dass du … also jetzt wo du einen Freund hast …“ Er räusperte sich, und wandte hastig den Blick ab.
    Das ließ mich schmunzeln. Mein großer, starker Vater, der es schon mit den Bösewichten dieser Welt aufgenommen hatte, war peinlich berührt, wenn er mit seiner Tochter über Sex sprach. Nicht das ich besonders scharf darauf wäre, dieses Thema mit ihm zu erörtern. Trotzdem fand ich es witzig.
    „Also, eigentlich wollte ich mit dir darüber sprechen … also ich weiß das du nach deiner Ausbildung hier nach Tenor ziehen willst. Mit Cio zusammen. Von Diego weiß ich, dass er sich bereits nach geeigneten Wohnungen für euch umsieht, und … naja, natürlich ist mir bewusst, dass du nicht ewig bei mir und deiner Mutter bleiben wirst, aber ich möchte dich trotzdem bitten nichts zu überstürzen.“
    Ich runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“
    „Deine Mutter und ich, wir haben darüber gesprochen. Also über deine Pläne nach der Ausbildung, und … naja, ich wurde gebeten wieder bei den Drachen einzusteigen. Und jetzt, wo es keinen Grund mehr gibt sich zu verstecken …“ Er verstummte, als müsste er einen Moment über die folgenden Worte nachdenken. „Wir werden hier nach Tenor ziehen – deine Mutter und ich –, und ich möchte, dass du die erste Zeit noch bei uns wohnen bleibst, damit …“
    „Damit du kontrollieren kannst, wann ich abends nach Hause komme.“  Meine Mimik verfinsterte sich.
    „Nein, nicht deswegen, es ist … okay, vielleicht ein kleinen bisschen deswegen, aber Hauptsächlich weil … es hat sich in der letzten Zeit so viel geändert, und ich würde gerne noch ein kleinen wenig Normalität beibehalten. Damit meine ich … also …“ Er seufzte. „Du bist so schnell erwachsen geworden. Alles verändert sich, und ich bin einfach noch nicht bereit dich gehen zu lassen.“
    Adieu Freiheit und unbekümmertes Leben, hallo Kontrollfreak. Manche Dinge würden sich wohl niemals ändern. Und auch wenn ich das niemals zugeben würde, war ich insgeheim doch ganz froh darüber.
    „Die siehst nicht sauer aus“, sagte er nachdenklich. „Eigentlich hätte ich jetzt mit einer riesigen Diskussion gerechnet.“
    Meine Mundwinkel zuckten. Und aus einem Impuls heraus umarmte ich meinen Vater. Der war für einen Moment etwas verwirrt über meine Reaktion, schloss mich dann aber seinerseits in die Arme, du drückte mich an sich.
    Ein Gefühl von Geborgenheit wie früher in meiner Kindheit ummantelte mich. „Okay“, flüsterte ich.
    „Okay?“
    „Ja, ich bleibe noch ein wenig bei euch.“
    Die Krone des Baumes am Haus raschelte, als Mama sich auf die Pfoten stemmte, und die Glieder streckte. Lautlos glitt sie aus dem Geäst, den Stamm hinunter, und kam auf leisen Pfoten im Gras auf.
    Mein Vater schob mich ein Stück von sich, um mich misstrauisch zu mustern. „Ist das dein Ernst? So ganz ohne Wiederworte?“
    Das entlockte mir ein Lacher. „Glaub mir, die Diskusionen werden früher oder später kommen. Und wenn ich bei Cio übernachten will, dann werde ich das auch machen. Nur weil ich bei euch wohnen bleibe, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht auf eigenen Beinen stehen, und eigene Entscheidungen treffen werde.“
    Mein Vater seufzte. „Und da gehen die Diskusionen schon los.“
    „Was hast du erwartete, Ys-oog?“, fragte meine Mutter. Die Muskeln unter ihrem glänzenden Fell arbeiteten elegant, als sie auf uns zutrabte. Sie schmiegte sich an Papas Knie, und begann zu schnurren, als er die Hand durch ihr Fell gleiten ließ. „Donasie ist erwachsen geworden.“
    „Nur leider viel zu schnell.“
    „Und doch langsamer als du.“ 
    Die beiden so zusammen zu sehen, berührte irgendwas tief in mir. Sie hatten in ihrem Leben viel durchmachen müssen, um an diesen Punkt zu gelangen. Glücklich, bedingungsloses Vertrauen.
Das will ich auch,
sagte ich mir im Stillen, und sah hinauf zu dem beleuchteten Fenster von Cio. Vielleicht hatte ich es ja bereits gefunden.
    Die Haustür ging auf, und Clover und Claire eilten aus dem Haus. „Wir gehen schon mal vor!“, riefen sie im Chor  über die Schulter, und verschwanden dann durch das breite Gartentor. In ihren blauen Kleidern waren sie
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