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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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da höffliche Menschen anklopfen, bevor sie einen Raum betreten“, konterte Cio, und ließ sich auf seine Hacken sinken. Ihm war eindeutig anzusehen, was wir im Begriff gewesen waren zu tun. Und das hatte weder etwas mit seinen zerwühlten Haaren, noch mit den vom Küssen leicht geschwollenen Lippen zu tun. Die Beule in tieferen Gefilden sprach einfach Bände.
    „Ich habe geklopft“, erwiderte Alina. „Mehrmals sogar.“
    „Aber du wurdest nicht …“
    „Ja ja, schon gut“, winkte meine Cousine ab. „Eigentlich bin ich auch nur hier, weil dein Vater“, – Fingerzeig auf mich – „gesagt hat, dass du in zehn Minuten unten sein sollst.“
    „Zehn Minuten?“ Ich richtete mich auf, und warf einen Blick auf den kleinen Wecker auf dem Schreibtisch. Dabei hielt ich vorsorglich mein Hemd fest. „Aber wir wollten doch erst in einer Stunde los.“
    Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Frag mich nicht, ich bin nur der Bote. Und zwar zum letzten Mal.“ Damit drehte sie sich um, und verließ das Zimmer. Natürlich ohne die Tür zu schließen. Deswegen hörte ich sie auch klar und deutlich murren, dass weder Kian und Ayden, noch Cio und ich Rücksicht auf einen Single nehmen konnten, und dass ihr diese ganzen glücklichen Pärchen allmählich auf den Sack gingen.
    Cio stand schmunzelnd auf, und schloss seine Zimmertür – ja, dieses Mal drehte er auch den Schlüssel herum – bevor er mit eindeutigen Absichten zurück zu mir ins Bett kam. „Klingt ganz so, als hätte sie Ayden und das Fretten inflagrantie erwischt.“
    Das konnte ich mir nicht vorstellen. Zwar wusste ich von Kian, dass Ayden in der Zwischenzeit ein wenig auf ihn einging, aber immer noch sehr zurückhaltend, und auch nur wenn die beiden ganz alleine waren, wo kein anderer sie sehen konnte – das ging Kian voll auf den Keks, wie er mir mitgeteilt hatte. Doch mehr als küssen, und ein wenig anfassen war dann auch nicht drin. Also hieß inflagrantie bei den beiden wahrscheinlich, dass Alina sie beim Händchenhalten erwischt hatte.
    „Dir ist klar, dass mein Vater mich in“, – ein kurzer Blick auf die Uhr – „acht Minuten unten erwartet?“, mahnte ich Cio, als er seine Hände unter mein Hemd gleiten ließ, während seine Lippen die zarte Haut an meinem Hals liebkosten.
    „Acht Minuten sagst du? Das bekomme ich hin.“
    „Cio!“, empörte ich mich, und drückte ihn von mir weg. „Das habe ich damit sicher nicht gemeint.“ Ich schwang die Beine aus dem Bett, und machte mich daran meinen Koffer unter dem Bett hervorzuziehen. „Außerdem ist dir sicher bewusst, dass mein Vater hier oben auftauchen wird, sollte ich nicht nach unten kommen.“
    „Ich hab dir Tür abgeschlossen.“
    Dafür bekam er einen entsprechenden Blick.
    Seufzend fuhr er sich durch die Haare, merkte dabei, dass seine Mütze fehlte, und machte sich daran, sie zwischen den Decken und Kissen im Bett zu suchen. „Dein Vater hasst mich.“
    „Hier“, sagte ich, und reichte ihm seine Mütze. Sie war neben das Bett gefallen. „Und natürlich kann mein Vater dich nicht leiden. Ist doch ganz klar.“
    „Ja, weil ich sein kleines Mädchen schände, und nur zu gerne vom Pfad der Tugend abbringe.“
    Ich schnaubte und zog eine frische Hose samt Hemd aus meinem Koffer – ein ganz spezieles Hemd. „Das ist sicher nicht der Grund“, wiedersprach ich ihm. „Er mag dich nicht, weil du einer der Gründe bist, warum ich unbedingt nach Tenor will.“
    „Nur einer?!“, fragte er so übertrieben ungläubig, dass es nur gespielt sein konnte.
    Ich grinste zu ihm rauf. „Ja, nur einer der Gründe, wenn auch der Hauptgrund.“
    „Hm, damit kann ich mich vorerst zufrieden geben.“
    „Vorerst?“
    Er zwinkerte mir frech zu, was alles und auch nichts bedeuten konnte, und suchte dann nach der Fernbedienung. Als der Fernseher wieder zum Leben erwachte, klaubte ich kopfschüttelnd meine Sachen zusammen, und verschwand damit ins Bad. Was mein Vater wohl von mir wollte? Draußen war es bereits eine ganze Weile dunkel, doch bis der Vollmond im Zenit stand, würde es noch ein ganzes Weilchen dauern. Zwar wollten wir vor Naomis Krönung noch zum Fest oben im Schloss, doch selbst dafür war es eigentlich noch zu früh.
    Seltsam. 
     
    °°°
     
    An Papas Seite ließ ich mich auf der Steinbank in Cheyennes kleinem Garten nieder. Naja, eigentlich war der Garten um das Herrenhaus nur klein, wenn man ihn mit dem Schlossgarten verglich.
    Ich fühlte mich nicht ganz wohl in meiner
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