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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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er grinsend über mir thronte, war ich nicht nur unter ihm gefangen, sondern musste mir auch noch sein triumphierendes Lächeln reinziehen.
    „Lass mich los, und gib mir mein iPad wieder!“, forderte ich, und versuchte mich unter ihm herauszuarbeiten, doch das einzige was ich mit dieser Aktion erreichte, waren zerknitterte Bettlaken. Ich kniff die Augen leicht zusammen. „Cio, geh runter von mir.“
    „Was bekomme ich denn dafür?“, fragte er lauernd.
    „Die bessere Frage ist doch wohl, was du bekommst, wenn du es nicht tust.“
    Das entlockte ihm ein Lächeln. „Oh, ich weiß ganz genau was ich bekomme, wenn ich es nicht tue.“
    Ich öffnete ihm den Mund, um ihm seiner Hirngespinste zu belehren, doch da hatte er sich schon vorgebeugt, und meinen Mund mit seinem versiegelt. Jedes weitere Wort wurde damit im Keim erstickt.
    Ich spürte seinen warmen Atem, seine tastende Zunge, und einfach das Gefühl, das jede seiner Berührungen in mir auslöste. Es war wie ein Schwellbrand, der niemals erlosch, und bei dem kleinsten Kontakt mit ihm sofort neu entfacht wurde. Daher ließ ich ihn nicht nur gewähren, als seine Küsse drängender wurden, und seine Hände streichelnd unter mein Hemd schlüpften, ich erwiderte all das auch genauso intensiv.
    Diese Momente allein mit Cio, sie waren wohl das schönste, was mir hatte widerfahren können. Ich liebte dieses Gefühl, liebte seine Nähe, liebte ihn, und auch wen er es mir noch nicht mit diesen Worten gesagt hatte, so wusste ich heute doch mit Sicherheit, dass er genauso fühlte.
    Die anfängliches Unsicherheiten, diese Zerreißproben, das alles hatte ich nicht vergessen, doch schien es mir heute, als sei es jemand anderem wiederfahren. Er war der Einzige den ich wollte, und so wie er meinen Namen im Schlaf flüsterte, mit diesem seligen Lächeln auf den Lippen, ging es ihm ganz genau so – ja, Cio redete im Schlaf, und das fand ich voll niedlich.
    Nicht konnte uns mehr auseinander bringen. Nicht das Vergangene, und auch nicht das zukünftige, auch wenn manche Geschehnisse manchmal noch wie ein Damoklesschwert über uns schwebten. Doch heute hatte sich alles mehr oder weniger zum Guten gewandt. Nicht mal Iesha konnte mich heute noch ins zweifeln bringen – was nicht nur mit ihrem Aufenthaltsort zusammen hing.
    Ja, Iesha hatte den Kampf überlebt. Doch jetzt, nachdem die Maske die sie der Welt immer gezeigt hatte gefallen war, hatten ihre Eltern einsehen müssen, dass sie professionelle Hilfe brauchte. Ich wusste nicht genau wo sie sie untergebracht hatten, nur dass sie dort nicht so schnell rauskommen würde – vielleicht sogar nie mehr.
    „Weißt du eigentlich wie sehr ich dich vermisst habe?“, raunte er an meinen Lippen, und schickte seine dann auf eine Wanderung über mein Gesicht. Die Kinnlinie entlang, hinunter zu meinem Hals.
    Allein davon ging mein Herzschlag gleich doppelt so schnell. „Wenn ich mich daran erinnere, wie du mich vorgestern praktisch umgenietet hast, bekomme ich eine ungefähre Vorstellung davon.“
    Bei unserem Wiedersehen vor zwei Tagen – nachdem wir uns fast eine Woche nicht gesehen hatten –, war ich kaum aus dem Wagen gestiegen, da hatte er mich bereits entdeckt. Leider war er da gerade ein Wolf gewesen, und die stürmische Umarmung zur Begrüßung war so umwerfend gewesen, dass ich der Länge nach auf den Rücken geschlagen war, und mir den Kopf an einem herumliegenden Ast gestoßen hatte. „Ich glaub, ich hab von deiner Begrüßung noch immer Sabber im Auge.“
    Sein leises Lachen spürte ich mehr, als das ich es hörte. Genauso wie seine Hand, die mein Hemd Stück für Stück aufknöpfte, um seinen Mund den Weg zu ebnen.
    Ich wand mich behaglich in diesem Gefühl, das Kribbeln und Brennen, das all meine Sinne erwachen ließ, und träge zu meiner Körpermitte zog. „Die Beule tut immer noch weh“, sagte ich, obwohl das nicht stimmte.
    „Ich bin gerade dabei mich dafür zu entschuldigen.“
    Und wie ich an dieser Stelle hinzufügen musste, sehr gut sogar.
    Die letzten Zwei Wochen hatte ich dieses Gefühl so sehr vermisst. Zwar war Cio samt Familie mit Cheyenne und Anhang aus dem Schloss in das alte Herrenhaus am Rand von Tenor gezogen, aber seinem Job als Umbra ging er noch immer nach. Dadurch war er an diesen Ort gebunden, und da mein Vater darauf bestanden hatte, vorerst zurück nach Koenigshain zurück zu gehen, sahen Cio und ich uns nicht all zu oft.
    Ich wusste, spätestens nach meiner bestanden Ausbildung, würde mich
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