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Verführung in Manhattan

Verführung in Manhattan

Titel: Verführung in Manhattan
Autoren: Louisa Christian Nora Roberts
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verbauen.“
    Falls er erreichen wollte, dass sie sich furchtbar dumm vorkam – und Sydney hatte das unbestimmte Gefühl, dass er diese Absicht besaß –, gelang es ihm bestens. „Ich war die beiden letzten Jahre in Europa und bin nicht mehr ganz auf dem Laufenden, was die amerikanische Kunstszene betrifft“, erklärte sie.
    „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen“, versicherte er ihr vergnügt.
    „Das tue ich gar nicht.“ Sydney musste sich zwingen, die Ruhe zu bewahren und nicht aufzustehen und seine Kostenvoranschläge zu zerreißen. „Aber ich möchte wissen, was für ein Spiel Sie mit mir treiben, Mr. Stanislaski.“
    „Sie haben mir eine Arbeit angeboten, an der mir einiges liegt. Deshalb habe ich sie angenommen.“
    „Sie haben gelogen.“
    „Wieso?“ Er hob eine Hand. „Ich besitze einen Gewerbeschein und verdiene meinen Lebensunterhalt, seit ich sechzehn bin, auf dem Bau. Was für einen Unterschied macht es für Sie, dass die Leute auch meine Skulpturen kaufen?“
    „Keinen.“ Sydney nahm die Kostenvoranschläge wieder auf. Wahrscheinlich stellte er hässliche, primitive Figuren her. Für einen Künstler war der Mann entschiedenzu grob und besaß viel zu schlechte Manieren. Wichtig war nur, dass er etwas von der Arbeit verstand, die sie ihm übertragen wollte.
    Andererseits konnte sie es nicht leiden, wenn man sie hinters Licht führte. Um sich an ihm zu rächen, ging sie einen Punkt der Kostenvoranschläge nach dem anderen mit ihm durch und vergeudete mehr als eine Stunde Zeit dafür.
    „Das wär’s.“ Sie schob ihre sorgfältigen Aufzeichnungen beiseite. „Der Vertrag wird Freitag zur Unterschrift bereitliegen.“
    „Schön.“ Er stand auf. „Sie können ihn ja mitbringen, wenn Sie mich abholen. Sagen wir um sieben Uhr.“
    „Wie bitte?“
    „Sie wissen doch – das Abendessen.“ Er beugte sich vor, und einen Moment fürchtete sie, er wolle sie küssen. Aber er nahm nur ihren Jackenaufschlag zwischen Daumen und Zeigefinger. „Sie müssen etwas Farbigeres tragen.“
    Sie schob ihren Sessel zurück und stand ebenfalls auf. „Ich habe nicht die Absicht, Sie zu meiner Mutter zu fahren.“
    „Sie haben Angst, mit mir allein zu sein“, stellte Mikhail nicht ohne Befriedigung fest.
    Trotzig schob sie ihr Kinn vor. „Bestimmt nicht.“
    „Weshalb sollten Sie es sonst nicht wollen?“ Ohnesie aus den Augen zu lassen, ging er um den Schreibtisch herum und stellte sich vor sie. „Eine Frau wie Sie ist nicht grundlos unhöflich.“
    Sydney stockte der Atem, und sie stieß die Luft kräftig aus. „Ein Grund wäre zum Beispiel, dass ich Sie nicht leiden kann.“
    Lächelnd spielte er mit den Perlknöpfen am Stehkragen ihrer Bluse. „Das glaube ich kaum. Ihnen wurde gewiss schon als Kind beigebracht, Leuten gegenüber, die Sie nicht leiden können, zumindest höflich zu sein.“
    „Lassen Sie mich sofort los.“
    „Ich sorge nur dafür, dass Sie etwas Farbe auf die Wangen bekommen.“ Lächelnd ließ er die Perlen aus den Fingern gleiten. Sicher fühlte sich Sydneys Haut genauso glatt und kühl an. „Hören Sie, Sydney, was wollen Sie Ihrer charmanten Mutter sagen, wenn Sie ohne mich bei dem Essen auftauchen? Wie wollen Sie ihr Ihre Weigerung erklären, mich am Freitag mitzubringen?“ Er sah es ihren Augen an, dass sie einen inneren Kampf zwischen ihrem Stolz, ihren guten Manieren und ihrer maßlosen Wut auf ihn austrug, und lachte erneut. „Sie sind eine Gefangene Ihrer eigenen Herkunft“, murmelte er. „Gut, dass ich diese Sorge nicht kenne.“
    „Zweifellos nicht“, zischte Sydney.
    „Also dann bis Freitag“, sagte er und strich ihr zuihrer großen Verärgerung mit dem Finger über die Wange. „Sieben Uhr.“
    „Mr. Stanislaski“, rief sie leise, als er schon an der Tür war. „Ziehen Sie nach Möglichkeit etwas ohne Löcher an“, fügte sie so hochmütig wie möglich hinzu.
    Sie hörte, wie er draußen auf dem Flur lachte. Wäre ich nicht so gut erzogen, würde ich jetzt etwas an die Tür schmettern, dachte sie.
    Sydney zog absichtlich ein schwarzes Kleid an. Auf keinen Fall wollte sie Mikhail die Genugtuung geben und etwas Farbiges tragen. Außerdem war das schlichte schmale Kleid ebenso modisch wie korrekt und dem Anlass angemessen.
    Allerdings ließ sie ihr Haar heute Abend locker auf die Schultern fallen – aber nur, weil sie es leid war, immer dieselbe strenge Frisur zu tragen. Wie stets gab sie sich große Mühe mit ihrem Aussehen und stellte befriedigt
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