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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld
Autoren: Annie West
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Tränen. „Ja, das weiß ich jetzt. Aber damals war ich so unglücklich, dass ich all diese scheußlichen Dinge über Sie …“
    „Schon gut, ich weiß.“ Lucy hatte schon damals begriffen, dass Pia sie nicht böswillig verleumden wollte. Dass sie nur, hysterisch vor Schmerz und Trauer, auf Brunos Lügengeschichte hereingefallen war, zumal dessen Darstellung von Lucy als gewissenloses Flittchen ihren eigenen Verdacht zu bestätigen schien. „Für den Ausgang des Prozesses war das nicht von Bedeutung.“
    „Sind Sie sicher?“
    Nein, Lucy war sich keineswegs sicher. Sie wusste, wie sehr die schöne trauernde Witwe die Gemüter bewegt hatte. Doch ihr Mitleid war größer als ihr Wunsch nach Rache. Und Pia wirkte so glücklich über den späten Liebesbeweis ihres Mannes.
    Ob mich je ein Mann so lieben wird? fragte sich Lucy traurig.
    „Ja, das bin ich“, sagte sie leise.
    „Ich danke Ihnen.“ Pia drückte ihr die Hand. „Das bedeutet mir sehr viel.“
    Eine dritte Hand legte sich über ihre beiden, und als Pia ihre zurückzog, verschränkte Domenico seine Finger mit Lucys.
    Seine Berührung erfüllte sie mit einer inneren Wärme, die weit über jedes körperliche Verlangen hinausging.
    Doch was empfand er? Beglückwünschte er sich heimlich zu seinem Erfolg und zählte die Tage, bis er sie endlich los war?
    Pia erhob sich und griff nach ihrer Seidenstola.
    „Wohin gehen wir?“, fragte Lucy.
    „In die Oper und dann essen“, verkündete Domenico. „Ich habe einen Tisch im besten Restaurant der Stadt bestellt.“
    „Es ist nicht so schlimm, wie ich dachte.“
    Domenico lächelte über Lucys leisen Kommentar.
    Er sah sich in dem hochmodernen Restaurant um, das gerade als der Geheimtipp in Rom galt, und stellte sich vor, mit wem er normalerweise hier sitzen würde. Mit irgendeiner Frau, die gelangweilt in ihrem teuren Menü stocherte, der es nur darauf ankam, zu sehen und gesehen zu werden, und die den ganzen Tag damit verbracht hatte, sich für diesen Anlass zurechtzumachen.
    Lucy dagegen hatte er regelrecht zwingen müssen, sich in Schale zu werfen. Sie ignorierte die neugierigen Blicke, die man ihr von allen Seiten zuwarf, und widmete sich so genüsslich ihrem Essen, dass der Koch seine helle Freude an ihr haben musste.
    „Freut mich, dass du es nicht als allzu harte Strafe empfindest, mir beim Essen Gesellschaft leisten zu müssen.“
    Seine Antwort entlockte ihr das erste richtige Lächeln an diesem Abend. Domenico war froh, es zu sehen. Er hatte schon gefürchtet, es wäre ein Fehler gewesen, sie wieder ins Rampenlicht zu stoßen.
    Vorher, mit Pia in der Oper, hatte Lucy ruhig dagestanden und ihren Champagner getrunken, während seine Schwägerin und er im Foyer ihre zahlreichen Bekannten begrüßten. Ihr Dreiergrüppchen hatte große Aufmerksamkeit erregt, doch nur er hatte gemerkt, wie viel Kraft es Lucy kostete, in dieser illustren Gesellschaft Haltung zu bewahren.
    Sie hatte genau die richtige Mischung aus Würde und Gelassenheit an den Tag gelegt. Er war stolz auf sie.
    Sie war wirklich eine bemerkenswerte Frau.
    „Falls du nach Komplimenten angelst, muss ich dich enttäuschen. Ich meinte die anderen, nicht dich“, erwiderte sie mit blitzenden Augen.
    „Du hältst dich großartig.“
    Lucy ließ den Löffel sinken und leckte sich ein Tröpfchen Schokolade von den Lippen, was Domenico ungemein erotisch fand. Sie war so aufregend! Er konnte nicht genug von ihr bekommen.
    „Das ist dein Verdienst. Mit dir an meiner Seite wagt es niemand, mir zu nahe zu treten. Aber die Leute fragen sich bestimmt, was hier vorgeht.“
    „Natürlich tun sie das, aber was kümmert uns das? Es geht darum, allen zu zeigen, dass wir Volpes keinen Grund haben, dich gesellschaftlich zu ächten. Deshalb war Pia mit uns in der Oper.“
    „Es geht mir weniger um die feine Gesellschaft als um den Rest der Welt. Die Presse zum Beispiel.“
    „Lass das mal meine Sorge sein, Lucy.“ Er liebte es, ihren Namen zu sagen.
    „Versteh doch …“ Mit besorgter Miene beugte sie sich über den Tisch. „Noch kannst du mir die Reporter vom Leib halten, aber wenn ich wieder allein bin, werden sie sich auf mich stürzen.“
    Domenico streichelte beruhigend ihre Hand. „Keine Sorge, ich kümmere mich darum. Wenn alles so läuft wie geplant, brauchst du dir über die Presse keine Gedanken mehr zu machen.“
    Die Medien würden bald ein anderes Opfer ins Visier nehmen. Lucy würde höchstens noch eine Nebenrolle als Geschädigte
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