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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld
Autoren: Annie West
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verletzlich zu sehen löste Gefühle in ihm aus, die er sonst nicht zuließ.
    Er hatte geglaubt, er hätte alles im Griff, aber vielleicht war er es, der Hilfe brauchte, nicht sie … Ärgerlich verdrängte er den Gedanken.
    „Komm, hier ist jemand, der dich sehen will.“ Er nahm sie beim Arm und drückte ihr beruhigend die Hand. „Vergiss nicht, ich bin bei dir.“
    Lucy spürte seine Hand warm und fest auf ihrer. Verwundert sah sie Domenico immer nur an, denn was sie in seinen Augen las, war aufrichtige Bewunderung.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich schön.
    Bereitwillig ließ Lucy sich von ihm in das riesige Wohnzimmer führen. An seinem Arm lief es sich so viel leichter auf den halsbrecherischen Absätzen, die sie trug. Sie hätte sich daran gewöhnen …
    So abrupt, dass sie fast gestolpert wäre, blieb sie stehen und klammerte sich an ihn. Ihr erster Impuls war zu fliehen.
    Wie konnte Domenico ihr das antun?
    „Du erinnerst dich an meine Schwägerin Pia?“, fragte er in einem Ton, als würde es sich um irgendeine Bekannte handeln und nicht um die Frau, die Lucy einst als gemeine Betrügerin und Mörderin ihres Mannes bezeichnet hatte.
    Sie schwankte, und Domenico legte beschützend den Arm um sie.
    Pia war blass und makellos elegant, von dem akkurat geschnittenen schwarzen Bob bis hin zu den edlen Lederpumps. Die großen dunklen Augen fest auf Lucy gerichtet, trat sie zögernd näher.
    Lucy hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    Die andere Frau hob die Hand, und Lucy zuckte zusammen.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis ihr klar wurde, was die Geste zu bedeuten hatte.
    Ein Handschlag? Von Pia Volpe?
    „Sie wollen mir nicht die Hand geben?“, fragte Pia, die Züge angespannt, und fügte an Domenico gewandt hinzu: „Hab ich’s dir nicht gesagt?“
    „Nicht so voreilig, Pia. Lucy ist überrascht. Sie hat nicht erwartet, dich zu sehen.“
    „Sonst wäre sie sicher nicht gekommen.“
    Lucy blickte verstört vom einen zum anderen. „Könnte mir bitte mal jemand erklären, was das soll?“
    „Setzen wir uns doch“, meinte Domenico heiter. „Kein Grund, so förmlich zu sein.“
    In Lucys Kehle stieg ein hysterisches Lachen auf. Was sollte das werden? Ein gemütliches Kaffeekränzchen mit der Frau, die sie als Mörderin beschimpft hatte?
    Benommen bewegte sie sich auf das Sofa zu und sank darauf, zusammen mit Domenico, der sie immer noch festhielt. Am liebsten hätte sie ihm den Ellenbogen in die Seite gestoßen, aber sie war wie gelähmt vor Schock.
    Pia setzte sich graziös in einen Sessel, sah allerdings nicht sehr glücklich aus.
    „Pia, willst du Lucy nicht erklären, warum du hier bist?“ Domenicos Stimme war freundlich, aber mit einem stahlharten Unterton, woraus Lucy schloss, dass dieses Zusammentreffen nicht Pias Idee gewesen war.
    „Ich wollte mich …“ Die dunkelhaarige Frau blickte widerstrebend von Domenico zu ihr. „… entschuldigen.“
    „Ich … ich verstehe nicht ganz“, meinte Lucy stockend.
    „Domenico hat mir gesagt, was er herausgefunden hat.“ Pia schlug nervös die Beine übereinander.
    Lucy errötete verlegen und fuhr zu Domenico herum. Er konnte dieser Frau doch nicht ernsthaft erzählt haben, dass sie noch Jungfrau …
    „Nicht das“, raunte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen, und streichelte ihren Arm, doch sie schüttelte ihn ab.
    „Er sagte, es gebe Beweise gegen Bruno“, fuhr Pia fort.
    Lucy blickte Domenico fragend an, doch der verzog keine Miene.
    „Ich konnte den Mann nie leiden“, erklärte seine Schwägerin und schüttelte den Kopf. „Er war immer eine Spur zu glatt. Aber glauben Sie mir, Signorina Knight, ich hatte keine Ahnung, dass er gelogen hat! Ich wusste nur, dass Sandro an jenem Abend in Ihrem Zimmer war und in Ihren Armen …“ Schluchzend zog sie ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Augen ab. „… verblutet ist.“
    „Schon gut, Pia. Lucy weiß, dass dir nicht klar war, was wirklich passiert ist.“
    Lucy war zu verwirrt, um sich zu wehren, als Domenico den Arm um sie legte.
    Was für Beweise?
    Sie nickte Pia zu, die sie aus tränenfeuchten Augen ansah. „Ich wusste nicht, was Bruno für ein mieser Kerl war, sonst hätte ich ihn nie in mein Zimmer gelassen.“ Ein Frösteln überlief sie, und Domenico drückte ihr zärtlich die bebenden Schultern.
    „Ich war schockiert, als Domenico mir die Wahrheit gesagt hat.“ Pia bedachte ihren Schwager mit einem zittrigen Lächeln. „Du hast mir Sandro
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