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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld
Autoren: Annie West
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bewundernswerte Würde und innere Stärke aus.
    Wie machte sie das nur? Und warum berührte es ihn so? Sie war eine Lügnerin und Kriminelle, aber sie hatte etwas an sich, das ihn wünschen ließ, es wäre anders.
    Genau wie früher. Verdammt!
    „Ich erzähle keine Geschichten, Signor Volpe.“ Geschmeidig stand sie auf. „Bruno hat Ihren Bruder getötet.“ Sie hob abwehrend die Hand, als er etwas einwenden wollte. „Schon gut, ich erwähne es nie wieder. Ich bin es leid, Leuten die Wahrheit zu sagen, die sie nicht hören wollen.“
    Als sie an ihm vorbeigehen wollte, packte Domenico sie am Arm und hielt sie fest. Fast hoffte er, sie würde sich wehren. Mit Vergnügen hätte er das aufbrausende Temperament gezügelt, das sich hinter ihrer kühlen Fassade verbarg.
    Er spürte ihre warme Haut durch den Stoff ihrer Jacke und musste sich zwingen, an etwas anderes zu denken als an ihren schlanken, wohlgeformten Körper.
    Sie musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wünschen Sie noch etwas, Signor Volpe?“
    Ihre Wangen hatten wieder Farbe bekommen, ihr Lippen waren voll und rosig wie eine Rosenknospe im Morgentau.
    In Domenico regte sich etwas, aber er sagte sich, dass es nur der Wunsch war, Lucy den hübschen Hals umzudrehen. Bis sie ganz leicht die Lippen öffnete. Da konnte er nicht anders, als den Kopf zu neigen und …
    Ein Blick in ihre vor Überraschung geweiteten Augen brachte ihn zur Besinnung. Domenico richtete sich auf und ließ sie los, als hätte er sich die Finger an ihr verbrannt.
    „Also, was haben Sie jetzt vor?“
    „Mir eine ruhige Unterkunft suchen.“
    „Damit kann ich dienen.“
    „Nicht hier!“, erwiderte sie beinah panisch.
    „Nein, nicht hier.“ Er besaß Häuser in Italien, Kalifornien und in der Nähe von London. Eins davon würde ihr als Refugium dienen.
    „Dann nehme ich Ihr Angebot dankend an, Signor Volpe. Für etwa eine Woche, bis der Wirbel vorüber ist.“
    Lucy musste verzweifelter sein, als sie zugeben wollte. Sie hatte nicht einmal gefragt, wo sie wohnen würde. Oder bei wem.
    Als Lucy aufwachte, war es vollkommen still um sie herum.
    In einem breiten, bequemen Bett mit duftig frischer Wäsche, unter eine federleichte Daunendecke gekuschelt, genoss sie die himmlische Ruhe.
    Und fühlte sich … sicher!
    Wer hätte gedacht, dass sie Domenico Volpe einmal zu Dank verpflichtet sein würde? Eine Nacht durchschlafen zu können und erst von den Strahlen der Vormittagssonne geweckt zu werden, die durch die Ritzen der Vorhänge fielen – herrlich! Lucy konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gut geschlafen hatte.
    Sie sprang aus dem Bett, neugierig, wohin es sie verschlagen hatte. Am Vorabend war sie im Dunkeln vom Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Palazzos aus ins Ungewisse gestartet. Domenico Volpe hatte nur gesagt, er würde sie in Sicherheit bringen.
    Nach den Schrecken des gestrigen Tages hatte ihr diese Auskunft genügt. Sie brauchte einen Ort, wo sie ihre Wunden lecken und ihre Zukunft planen konnte. Ohne Freunde, ohne Job und mit dem wenigen Geld, das sie besaß, waren die Aussichten allerdings trübe.
    Bis Lucy die Vorhänge zurückzog und staunend den Atem anhielt. Geblendet vom strahlenden Sonnenschein, blinzelte sie hinaus auf eine Bilderbuchkulisse. Ein endlos weiter Himmel, das glitzernde Meer, gepflegte Grünanlagen mit blühenden Büschen, altem Baumbestand und in Form geschnittenen Hecken. Und unterhalb davon ein traumhafter weißer Sandstrand.
    Sie war im Paradies gelandet.
    Lucy öffnete die Balkontür und trat hinaus. Laue Luft und süßer Blütenduft umfingen sie, Vogelgezwitscher und das leise Rauschen der Wellen am Strand. Wie benommen stand sie da und versuchte, die Fülle von Eindrücken zu verarbeiten. Überwältigt von so viel Schönheit und Harmonie, kämpfte sie mit den Tränen.
    Ja, sie hatte von der Freiheit geträumt, aber diese Idylle war fast zu viel für sie nach der grauen, harten Welt, aus der sie kam.
    Lucy zog einen dünnen Morgenmantel über ihr schäbiges Nachthemd, verknotete den Gürtel und ging die Stufen zum Garten hinunter.
    Eine in der Sonne funkelnde Fläche erwies sich als ebenerdiger Pool, dessen Wasser direkt in das glitzernde Meer überzugehen schien. Barfuß lief Lucy durch das üppige Grün und blieb nur hin und wieder stehen, um einen besonders schönen Strauch, einen glasklaren Teich, eine kleine Felshöhle oder eine Skulptur zu bewundern.
    „Wer bist du? Ich heiße Chiara und bin sechs“,
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