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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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Bauern oder ein Backfisch, den man mit Schmeicheleien leicht beeindrucken konnte. Zweifellos beabsichtigte er, seinen unerhörten Worten Taten folgen zu lassen und ihr einen weiteren Kuss zu rauben. Das nächste Mal indes würde er ihre Lippen nicht nur streifen, sondern sie lang und fordernd küssen. Der Gedanke an die Folgen ließ sie erschauern.
    „Nun, mir schien es, Sie würden dabei vom Regen in die schlammige Traufe geraten.“ Er legte eine Hand auf sein Herz und machte ein übertrieben zerknirschtes Gesicht. Zweifellos erwartete er, sie damit zum Schmunzeln bringen zu können. „Niemals könnte ich es zulassen, dass eine Schönheit wie Sie ein solch grausames Schicksal ereilt. Bedenken Sie doch, mein Ruf als Gentleman steht auf dem Spiel.“
    „Ich bin wohl kaum ein zartes, unbeholfenes Mäuslein, das nicht weiß, wie man die Zügel handhabt. Ich werde das Gig schon aus dem Schlammloch befreien, wenn es auch eine Weile dauern mag.“
    Er räusperte sich, vielsagend den Einspänner betrachtend, dessen Räder halb im Morast versunken waren. Es konnte geraume Zeit dauern, bis sie den Wagen aus der Schlammpfütze befreit hätte, ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, die sie mit Jester haben würde, denn die Stute schien das Gras bis zum letzten Halm vertilgen zu wollen.
    „Ich bevorzuge es, wenn meine Straßen von Gefahren frei sind. Zum Glück ist nichts weiter geschehen, wenn es auch hätte schlimmer kommen können. Wäre meine Kutsche bei hoher Geschwindigkeit auf dieses unerwartete Hindernis getroffen, hätte es einen schweren Unfall geben können.“
    „Das hier ist eine öffentliche Straße.“ Diana reckte ihr Kinn. Seine Straße, von wegen. Solch ein arroganter Mensch. Er kümmerte sich ausschließlich um sein eigenes Vergnügen und Wohlbefinden. Ihr Herz klopfte nicht mehr gar so wild. Sie hatte die Fassung wiedergewonnen. Brett Farnham und seinesgleichen konnten ihr nichts mehr anhaben. Gegen den Charme solcher Männer war sie nun immun, denn sie wusste, welche Gefahr sie darstellten.
    „Ich jedenfalls bin noch niemals in ein Schlammloch gefahren, weder absichtlich noch unabsichtlich.“
    „Glauben Sie etwa, ich wollte vorsätzlich in diese Lage geraten?“
    „Da ich Ihre Gedanken nicht lesen kann, weiß ich auch nicht, was in Ihrem Kopf vorgeht. In der Kunst der Hellseherei bin ich leider nicht sehr talentiert. Im Umgang mit Pferden indes schon.“ Innerhalb eines Augenblicks war Brett Farnham um das Gig herumgetreten und hatte Jester mit einigen geflüsterten Worten wieder auf die Straße gelotst.
    Gleich darauf gab der Morast das Gig mit schmatzendem Geräusch frei. Diana musste widerwillig zugeben, dass Mr. Farnham dieses Problem weitaus zügiger gelöst hatte, als sie jemals dazu imstande gewesen wäre. Außer einigen Schlammspritzern auf seinen glänzenden Hessenstiefeln hatte er keinen Flecken abbekommen.
    „Vielen Dank, das war äußerst geschickt von Ihnen.“
    „Steigen Sie ein, dann können wir losfahren.“ Er deutete auf den Wagen. „Ich werde die Zügel übernehmen.“
    „Wie bitte? Sie wollen fahren?“ Wie erstickt kamen die Worte aus ihrer Kehle, und plötzlich wurde sie sich der verlassenen Straße bewusst. Kein Haus befand sich in der Nähe. Sie war allein mit diesem Mann, ihm schutzlos ausgeliefert. „Ich werde nirgendwo mit Ihnen hinfahren.“
    „Ich werde Sie nach Hause bringen. Immerhin sind Sie in ein Schlammloch gefahren. Da könnte leicht noch Schlimmeres geschehen.“
    „Meine Fähigkeit, eine Kutsche zu lenken, ist bislang niemals infrage gestellt worden.“
    Er verzog die Lippen und bedachte sie mit einem zweifelnden Blick. „Unsere Vorstellungen von Fähigkeit gehen da wohl etwas auseinander, fürchte ich. Ihr Pferd ist ein friedliches, gutmütiges Tier. Es kann leicht geführt werden.“
    „Es ist nicht so, wie Sie denken. Mit Jester komme ich gut zurecht.“
    „Ach, Sie wissen, was ich denke? Also ist die Hellseherei eine Ihrer Begabungen. Wie wundervoll.“ Seine Blicke durchbohrten sie förmlich. „Irgendwann einmal müssen Sie mir das Geheimnis der Gedankenleserei verraten. Im Moment gebe ich mich allerdings mit einer Erklärung zufrieden.“
    „Ich habe nicht auf die Straße geachtet.“ Diana senkte den Kopf. Die Hitze schoss ihr in die Wangen. „Ich habe … gelesen.“
    „Aha. Im Gig liegt kein Buch.“
    „Aber es muss dort liegen“, rief Diana entsetzt. „Es ist der letzte Band von ‚Stolz und Vorurteil‘. Ich habe es auf den Sitz
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