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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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Verhaltensregeln verhinderten seitdem, dass sie erneut in Gefahr geriet. Mit tiefen, gleichmäßigen Atemzügen versuchte Diana, sich zu beruhigen.
    „Von wem sprechen Sie, Miss?“, fragte ihre Zofe Rose, die gerade einen losen Saum befestigte. Ich hätte die Welt längst nur noch schwarz in schwarz gesehen, dachte Diana, würde Rose nicht mein Leben mit ihrer pragmatischen Art und ihrem Sinn für Humor erhellen. „Was hat der gnädige Herr Ihnen nun wieder aufgetragen? Nach dem Frühstück waren Sie verstimmt über ihn. Ich konnte es daran erkennen, dass Sie die Lippen fest zusammenpressten, als er Sie anwies, Lady Bolt zu besuchen. Es ist mir ein Rätsel, warum er ein Interesse für ihre Tochter, Miss Miranda, hegt. Diese Frau ist eine Plage. Sie sieht in jeder kleinen Erkältung gleich eine Lungenentzündung und fällt bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Ohnmacht.“
    „Es sind keineswegs die Reize von Miss Miranda, die meinen Bruder derart fesseln. Vielmehr reizt ihn die Möglichkeit, Sir Norman Bolts Landesteg am Tyne nutzen zu können, sollte sie seinen Antrag annehmen. Bei Simon dreht sich immer alles bloß ums Geschäft.“ Auflachend betrachtete Diana voller Zuneigung ihre Zofe. „Mir ist allerdings ein noch viel aufreibender Mensch begegnet als mein Bruder, ein waschechter Lebemann namens Brett Farnham, sechster Earl of Coltonby. Er glaubt, er brauche nur mit den Fingern zu schnippen, schon liegen ihm sämtliche Frauen zu Füßen.“
    „Ist es denn so?“ Schmunzelnd legte Rose ihre Näharbeit in den Schoß. „Ich habe mir oft gewünscht, einem solchen Mann zu begegnen, nur um zu sehen, ob jemand tatsächlich eine solch große Anziehungskraft ausüben kann. Wie war er denn so, Ihr geheimnisvoller Lebemann?“
    „Er ist nicht ‚mein‘ Lebemann. Noch ehe mein Gig außer Sichtweite verschwand, wird er mich vergessen haben. Spätestens aber dann, wenn er den nächsten Rock erblickt.“
    „Sie urteilen zu hart über sich.“
    Mit leichtem Schulterzucken schaute Diana in den großen Spiegel, der über dem Kamin hing. Sie fand, sie sah recht durchschnittlich aus: schwarzes Haar, einigermaßen hübsche Augen, ein üppig geschwungener Mund. Indes war sie Algernon Finc nicht aufgrund Ihres Aussehens aufgefallen. Allein die Größe ihres Vermögens hatte ihn angezogen. Geblendet von seinem entschlossenen Werben und seinem ungezwungenen Benehmen war ihr nie der Gedanke gekommen, seine Worte infrage zu stellen. Dies tat sie erst, als es bereits zu spät war, viel zu spät.
    „Vor fünf Jahren sprach ganz London von Brett Farnhams Glück im Spiel, seinen Kutschfahrkünsten und seinem Erfolg bei den Frauen. Doch nur weil andere Frauen ihn vergöttern, ist das noch lange kein Grund anzunehmen, ich täte es ihnen gleich. Ich bin kein Backfisch mehr, der bereitwillig jede Lüge glaubt, die einem Mann über die Lippen kommt, ganz besonders nicht, wenn dieser Mann weltmännisch und charmant erscheint. Solche Männer machten mir in London den Hof, allerdings nicht, weil sie von meinem Aussehen oder meinem Wesen eingenommen waren, allein mein Vermögen zog sie an.“
    Rose schüttelte so heftig den Kopf, dass die Bänder ihrer Haube flatterten. „Sie sollten nicht alle Männer über einen Kamm scheren. Hören Sie auf, sich wie eine alte, unansehnliche Jungfer zu gebärden, die keiner haben will. Verbannen Sie endlich Ihre Haube, und genießen Sie das Leben. So, nun habe ich gesagt, was mir schon seit einer geraumen Weile auf der Zunge lag, Miss Diana.“
    Die Zofe legte ihre Näharbeit zur Seite. „Sie sollten sich eines dieser Damenmagazine besorgen, um sich über die neueste Mode zu informieren. Ich könnte leicht Ihre Londoner Roben ändern.“
    Diana verneinte dies stumm. Längst zählte sie nicht mehr, wie viele ihrer Regeln sie an diesem Tag bereits gebrochen hatte. Doch Kleider zu tragen, die sie so gut wie unsichtbar machten, war unerlässlich für sie, denn es diente ihr als stete Ermahnung an das, was geschehen konnte, wenn man sich eine Blöße gab und sich als zu vertrauensselig erwies. „Meine Kleider gehören zu dem Leben, das ich mir gewählt habe.“
    „Es ist jammerschade, all die schönen Seidengewänder nicht zu tragen.“
    „Sie bleiben dort, wo sie sind – auf dem Dachboden.“
    „Sie trauern schon zu lange um Ihren Verlobten, Miss Diana. Das erwartet niemand von Ihnen. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, in welcher Weise ihn der Tod ereilte.“
    Diana erstarrte. Wie sollte sie
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