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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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Schultern, und elegante Wildlederhosen umspannten muskulöse Beine. Ein tadellos gebundenes weißes Krawattentuch mit schwarzen Tupfen bauschte sich um seinen Hals. Dianas Blick verfinsterte sich. Ein solches Halstuch trugen die Mitglieder des bedeutendsten Kutschenklubs des Landes.
    Erneut musterte sie sein Gesicht, eine Narbe gewahrend, die von seiner Schläfe bis zur Wange verlief. Ihr wurde bang ums Herz. Vor ihr stand Brett Farnham. Ausgerechnet! Diana schlug die Hände vor die Augen, sich wünschend, ihre Furcht würde verfliegen.
    „Betrübt Sie etwas, meine Schöne?“ Der mitfühlende Ton in seiner Stimme lullte sie ein. „Verzeihen Sie, wenn ich Sie gekränkt haben sollte. Ich wollte Ihnen lediglich behilflich sein.“
    „Nein, es ist nichts.“ Diana zwang sich zu einem unbekümmerten Lächeln. Sie musste sich hinter dem Schutzschild der Höflichkeit verstecken. Eine Dame war stets höflich. „Was sollte mich auch betrüben? Der heutige Tag ist rundum makellos.“
    „Wenn man von der Tatsache absieht, dass sich Ihr Gig in einem Schlammloch festgefahren hat.“ Ein Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht.
    „In der Tat.“
    Diana widerstand der Versuchung, ihr Gesicht in den Händen zu vergraben. Sie hatte es zugelassen, dass einer der bekanntesten Lebemänner und Frauenhelden des Landes sie hochhob und küsste, ein Mann, der den berüchtigten Jehu Kutschenklub an der Universität von Cambridge gegründet hatte. Er war das Idol ihres verstorbenen Verlobten gewesen und sogar in den Vorfall verwickelt, der ihren Zukünftigen letztendlich das Leben gekostet hatte.
    All die Jahre hier auf dem Land hatte sie versucht, die Ereignisse in London aus ihrer Erinnerung zu verbannen. Nun tauchte aus heiterem Himmel Brett Farnham auf, und alles stand ihr wieder so deutlich vor Augen, als sei es erst gestern geschehen. Allerdings durfte sie bei all dem nicht vergessen, dass ihr Schicksal von ihrem Handeln abhing. Wenn sie sich daher fortan an ihre Regeln hielt, konnte sie sich sicher fühlen. Das zumindest hatte sie London gelehrt. „Ich bitte Sie, gehen Sie. Ihre Anwesenheit ist nicht länger vonnöten.“
    Er blieb jedoch wie angewurzelt stehen und sah von seiner stattlichen Größe auf sie herab. „Ich bin kein Narr. Ich sehe, es missfällt Ihnen, von mir gerettet worden zu sein.“
    „Gewöhnlich wartet ein Gentleman, bis man ihn um Hilfe bittet.“
    „Ein Gentleman handelt, wenn er eine Dame in Nöten sieht. Er versucht, sie vor größerem Unheil zu bewahren.“ Sein Blick schweifte über ihren Körper, und Diana war außerordentlich froh, dass sie ihr dunkelbraunes Kleid mit dem hohen Kragen trug. „Es wäre zu schade gewesen, wenn Sie Ihr Kleid mit Schlamm beschmutzt hätten.“
    Diana zwang sich, ihre Augen von seinem Gesicht abzuwenden. Das Atmen fiel ihr schwer, erneut zog sich ihre Kehle zusammen. Was er sagte, war nur eine höfliche Plänkelei. Worte, die ihm ein Dutzend Mal jeden Tag über die Lippen kamen. Sie war töricht, wenn sie sich Sorgen machte. Sie würden sich nicht wieder begegnen. London blieb Teil ihrer Vergangenheit. Sie hatte nichts zu befürchten. Hier auf dem Land war ihr der Platz in der Gesellschaft sicher, solange sie die Haltung nicht verlor.
    „Danke“, sagte sie ruhig. Höflich. Gelassen. Sie musste jede Andeutung von Emotion verscheuchen und sich so benehmen, als wären sie sich bei einer Teegesellschaft oder einem anderen gesellschaftlichen Anlass begegnet.
    „Warten Sie hier. Ich werde Ihr Gig aus dem Schlamm holen.“ Ein Grübchen bildete sich in seiner Wange. „Sie werden sich dafür in angemessener Weise bei mir bedanken können … später.“
    „Bemühen Sie sich nicht. Das kann ich durchaus ohne Ihre Hilfe erledigen.“ Sie rappelte sich auf und machte einige Schritte auf die Kutsche zu, doch er trat ihr in den Weg. Durch ein Räuspern versuchte Sie, das plötzliche Flattern in ihrem Bauch zu vertreiben. „Wenn Sie mich bitte vorbeilassen würden. Ich möchte keinesfalls in Ihrer Schuld stehen.“
    Er hob eine Augenbraue. „Aha, nach all der Mühe, die ich mir gegeben haben, beabsichtigen Sie nun also, Ihre Stiefeletten zu ruinieren und Ihr … äh … hübsches Kleid gleich dazu. Das kann ich einer Schönheit wie Ihnen unmöglich gestatten.“
    „Ich kann mich sehr gut selbst aus dieser misslichen Lage befreien.“ Diana verschränkte die Arme, seinen einschmeichelnden Ton ignorierend. Eine Schönheit, fürwahr. Sie war nicht die hübsche Tochter eines
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