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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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erklären, dass sie jeden Abend Gott auf Knien dafür dankte, ihrem Verlobten noch einmal entronnen zu sein? Dass sie niemals wieder in eine solche Falle tappen wollte? Es gab Dinge in ihrer Vergangenheit, von denen selbst Rose nichts ahnte. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem Stapel Briefe auf der Frisierkommode zu. „Die Post ist bereits gekommen. Das hättest du mir sagen sollen.“
    Rose verzog lediglich den Mund, ein Zeichen, dass sie sich von der plötzlichen Begeisterung ihrer Herrin für Briefe nicht beeindrucken ließ. „Es ist ein Schreiben von Mr. Allen darunter.“
    „Was hat Robert nun wieder angestellt? Das Schuljahr hat erst vor einer Woche begonnen.“ Diana öffnete das Schreiben des Schuldirektors. „Simon wird wütend werden.“
    „Es wäre besser, wenn …“
    Der Knall einer auffliegenden Tür ließ Rose verstummen. Das Geräusch hallte durch das ganze Haus. Ihrer Zofe einen erschrockenen Blick zuwerfend eilte Diana aus dem Zimmer.
    „Er hat es tatsächlich geschafft! Er hat alles verloren. Bei einem Rennen!“
    „Wer hat was geschafft, Simon?“ Diana schaute in das vor Wut verzerrte Gesicht ihres Bruders, der durch die Eingangshalle stürmte. „Du wirst noch krank werden, wenn du dich weiterhin so aufregst. So fasse dich doch.“
    Simon schaute sie entrüstet an.
    „Cuthbert Biddlestone hat sein Vermögen bei einem Kutschenrennen verwettet.“ Er reichte dem Butler seinen Stock und den Zylinder. „Er hat sein Anwesen in Northumberland verloren, alles, was nicht zum Erbgut zählt.“ Simon Clare schüttelte den Kopf, seine dunkelgrünen Augen blitzen wie Smaragde. „Sein gesamtes Vermögen hat er aufs Spiel gesetzt, weil er glaubte, die Zügel besser handhaben zu können als einer der besten Reiter des Landes! Sein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüsste.“
    Diana bemühte sich um ein Lächeln, doch die Miene ihres Bruders wurde daraufhin noch finsterer. „Du hast derlei immer prophezeit. Wie nanntest du Sir Cuthbert doch gleich – einen einfältigen Fatzke?“
    „Er ist ein Narr. In seinem Brief gibt er mir die Schuld an seinem Verlust und behauptet, er hätte nur deshalb gewettet, weil er den Gewinn in die Zugmaschine investieren wollte.“
    „Das ist völliger Unfug!“
    „Aber es sieht Biddlestone ähnlich. Er hat mir nicht zugehört. Ich bat ihn lediglich darum, eine kleinere Summe für die Entwicklung meiner neuen Zugmaschine zu erübrigen. Aus den Erträgen hätte er sein neues Herrenhaus im italienischen Stil bauen können, von dem er immerzu schwafelte. Ich war sogar bereit, ihm das Stück Land am Tyne zu einem spottbilligen Preis zu überlassen. Du weißt, welches ich meine. Das, auf dem der alte Holzschienenweg verläuft.“ Simon lockerte mit dem Finger seinen Kragen.
    „Aber was hat das alles mit dem neuen Eigentümer zu tun?“
    „Er will das Land. Er behauptet, Biddlestone hätte mit mir bereits eine Vereinbarung darüber getroffen. Nur der Himmel weiß, was er dann mit Sir Norman Bolt aushandeln wird. Bolt ist schon seit Jahren hinter diesem Stück Land her. Einzig seine Abneigung gegenüber Sir Norman zeugte davon, dass Biddlestone überhaupt einen Funken Verstand besaß. Ist es da ein Wunder, wenn ich nun wütend bin?“
    Simon verzog die Lippen. „Dieser verflixte Earl of Coltonby verlangt, dass ich nach seiner Pfeife tanze. Diese Aristokraten sind doch alle gleich.“
    „Mir ist Lord Coltonby bekannt“, sagte Diana ruhig. „Er war bei Algernons Duell Sekundant … für den Gegner. Das stand in Algernons letztem Brief. Brett Farnham …“
    Diana schluckte und wollte bereits ansetzen, von ihrer heutigen Begegnung mit Lord Coltonby zu berichten, da fiel Simon ihr ins Wort.
    „Bei allen Heiligen! Brett Farnham …“ Er schnaubte verächtlich. „Mir war nicht bewusst, dass dein Verlobter mit ihm bekannt war. Hätte ich davon geahnt, hätte ich nie auf Jayne gehört und mich mit der Verbindung einverstanden erklärt.“
    „Du wolltest nie viel über Algernon wissen“, erwiderte Diana vorsichtig. Sie weigerte sich, schlecht von den Toten zu sprechen, weder von Algernon noch von Simons verstorbener Frau Jayne. „Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest Erkundigungen über ihn eingeholt. Woher kennst du Brett Farnham?“
    „Farnham besuchte die Universität von Cambridge zur selben Zeit wie ich. In dem für ihn üblichen affektierten Ton und aalglatten Benehmen drohte er, mich in den Fluss zu werfen, weil ich einen Gehrock trug,
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