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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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nicht das Unerreichbare. Das werde ich mir merken. Ich sammle solche Bonmots, um sie bei passender Gelegenheit vor meinen Freunden wiederzugeben.“ Miranda Bolt lachte trällernd. „Und, haben Sie?“
    „Habe ich was?“ Diana blickte Miranda Bolt erstaunt an. War Miss Bolt der Verstand an diesem Morgen etwa vollständig abhandengekommen?
    „Nun, nach dem Erreichbaren gestrebt“, erwiderte Miranda Bolt mit enervierender Selbstgefälligkeit. „Geriet Ihre Ballsaison deshalb zum Misserfolg?“
    Diana zählte langsam stumm bis zehn. Leidenschaftliche Gefühle waren der Feind der Vernunft, dennoch war ihr der Gedanke, nach all den Jahren von Lady Bolt und ihrer grässlichen Tochter bemitleidet zu werden, unerträglich. „Ich musste aus familiären Gründen vorzeitig nach Northumberland zurückkehren.“
    Miss Bolt rang nach Luft, um gleich darauf in albernes Gekicher auszubrechen. „Ist das nicht Lord Coltonbys Kutsche?“
    Mit einem Prickeln im Nacken wandte Diana sich um und erblickte eine vornehme gelbe Karriole, gezogen von zwei schlanken Braunen, die ein Diener am Zügel festhielt. „Möglicherweise.“
    „Er hat sein eigenes Vermögen gemacht, wussten Sie das?“, fuhr Miranda Bolt mit geröteten Wangen fort. „Papa erwähnte, dass Lord Coltonby nach dem Tod seines Bruders nur den Titel erbte, das Vermögen war verbraucht. Er hat Pferdeverstand“, fuhr sie zusammenhanglos fort. „Papa hofft, ihn für eine geschäftliche Angelegenheit zu gewinnen. Haben Sie ihn bereits kennengelernt? Immerhin ist er Ihr nächster Nachbar.“ Miranda Bolt faltete die Hände. „Er ist der bestaussehende Gentleman, der mir je begegnet ist. Kürzlich machte er Papa seine Aufwartung. Bei dieser Gelegenheit wurden wir einander vorgestellt. Mama hegt große Hoffnungen.“
    „Wie erfreulich für Sie.“ Diana umfasste ihr Retikül fester. Sie durfte sich ihren Ärger nicht anmerken lassen. Warum nur stand sie in Miranda Bolts Gegenwart immer nahe davor, die grundlegenden Regeln der Etikette zu vergessen?
    „Ich glaube, er hat zu uns rübergeschaut.“ Rasch glättete Miss Bolt ihren Rock und richtete ihren Hut. „Mama sagt, sein Vermögen sei größer als das von Lord Allendale und Lord Carlisle zusammengenommen. Mama irrt sich nie in solchen Dingen. Sie ist fest entschlossen, eine Heirat einzufädeln.“ Miss Bolt lachte zwitschernd. „Ich vergaß, liebe Miss Clare, dass Sie wahrscheinlich niemals in den Stand der Ehe treten werden. Schmerzt es Sie da, wenn andere von Heirat sprechen?“
    „Es macht mir nicht im Geringsten etwas aus, Miss Bolt. Derlei Dinge kümmern mich nicht. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, Robert bat in seinem letzten Brief um einige Dinge, die ich ihm besorgen möchte.“ Diana wandte sich zum Gehen, aber Miss Bolt packte sie schmerzhaft fest am Arm.
    „Bitte warten Sie, Miss Clare. Die Sachen für Ihren reizenden Neffen können Sie später noch besorgen. Ich bin im Augenblick in viel größerer Not.“
    „Miss Bolt, so halten Sie sich doch bitte zurück“, meinte Diana, der jungen Frau einen verblüfften Blick zuwerfend. Zögernd lockerte Miss Bolt ihren schraubstockartigen Griff. Diana rieb sich den Arm, um das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen.
    „Ich bitte vielmals um Pardon, indes flehe ich Sie an, bleiben Sie.“ Tränen glitzerten in Miss Bolts Augen. „Verlassen Sie mich nicht in dieser Stunde der Not.“
    „Warum soll ich bleiben? Welches Unglück könnte Ihnen denn hier auf der Hauptstraße von Ladywell widerfahren?“ Diana bemühte sich inständig, die Geduld nicht zu verlieren.
    „Lord Coltonby wird mich begrüßen wollen. Sehen Sie, er kommt zu mir herüber. Bei seinem Besuch sind wir uns zwar nur kurz begegnet, aber ich spürte gleich sein Interesse an mir.“ Sie seufzte vielsagend. „Ich konnte es an der Weise erkennen, wie er mir Guten Tag wünschte. Oh, was für ein aufregender Junggeselle!“
    Miss Bolt deutete mit dem Kopf zum Mietstall hinüber, aus dem soeben Lord Coltonby trat; jeder Zoll an ihm verriet den wahren Gentleman. Indes kündeten seine geschmeidigen Bewegungen auch von einem unzähmbaren Wesen, das Diana magisch anzuziehen schien. Sie musste sich zwingen, den Blick abzuwenden. Tief ein- und ausamtend versuchte sie sich alle Gründe ins Gedächtnis zu rufen, die Lord Coltonby gefährlich machten, nur um festzustellen, dass sie an nichts anderes denken konnte als an sein Lächeln.
    „Es mag den Anschein haben, dass er zu uns herüberkommt.
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