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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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machen wollen und sie sogar vorsätzlich aufgesucht?“ Miss Bolt stampfte leicht mit dem Fuß auf. Der engelsgleiche Ausdruck in ihrem Gesicht war verschwunden. „Mir hat man immer zu verstehen gegeben, Miss Clares Aufenthalt in London sei ein durchschlagender Misserfolg gewesen, ein heilloses Fiasko.“
    „Da hat man Sie falsch informiert, Miss Bolt.“ Brett verneigte sich tief. „Miss Clare war eines der Glanzlichter der Saison. Bedauerlicherweise rief die Pflicht sie nach Hause zurück. Die Hauptstadt wurde nach ihrer Abreise ein wenig grauer und trister.“
    „Die Pflicht … ja, vermutlich.“ Miss Bolt tippte mit dem Finger an ihre verschränkten Arme. „Die Gemahlin des armen Simon Clare verstarb und hat ihn mit diesem … diesem Knaben zurückgelassen. Das hatte ich gar nicht in Betracht gezogen. Aber natürlich musste sie deshalb heimkehren. Nun, da ich darüber nachdenke, erscheint mir dies nur selbstverständlich. Die liebe Miss Clare hat sich wahrhaftig selbstlos verhalten.“
    „Bei jeder meiner Begegnungen mit Miss Clare ist mir ihr nobler Charakter aufgefallen. Meine Achtung vor ihr ist sogar noch gestiegen, nun, da ich weiß, dass sie ein schwieriges Kind erzieht.“
    „Robert ist keineswegs schwierig“, warf Diana ein. „Er ist ein reizender Junge, wenn auch ein wenig temperamentvoll. Ich bin stolz auf meinen Neffen.“
    „Ein wenig temperamentvoll? Er hat Käfer in die Zuckerdose getan und damit meine arme Mama fast zu Tode geängstigt.“
    „Er dachte, die Dose sei leer.“ Diana musste ein Lachen unterdrücken, als sie sich des Vorfalls im letzten Sommer erinnerte. Die Bolts indes hatte der Vorfall keineswegs amüsiert, denn einer der Käfer verirrte sich in Miss Bolts Dekolleté. Simon behauptete später, ihre Schreie seien so durchdringend gewesen, dass er sie sogar durch die geschlossene Tür seines Arbeitszimmers vernommen hätte. „Er hat sich entschuldigt.“
    „Ja, aber bloß, weil Sie es von ihm verlangten.“ Miss Bolt schnaubte vernehmlich. „Zum Glück haben Sie den Käfer entfernen können!“
    „Es ist schön zu hören, dass Miss Clare die Situation im Griff hatte. Ein schneller Verstand und ein kühler Kopf in schwierigen Situationen sind Charakterzüge, die ich bewundere.“
    Diana hob den Kopf und begegnete Lord Coltonbys Blick. Nachdenklich biss sie sich auf die Lippe. Sie war so schnell bereit gewesen, das Schlimmste von ihm zu denken. Wenn sie nun aber mit ihrem Urteil falschlag? Wenn er in der Tat nur Freundschaft suchte?
    „Ich muss gestehen, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Im Augenblick einer Krise einen kühlen Kopf bewahren. Das trifft durchaus zu.“ Miss Bolt zog die Unterlippe zwischen die Zähne, was ihr das Aussehen eines erschrockenen Kaninchens verlieh. „Womöglich irrt Mama gelegentlich in ihrem Urteil über manche Menschen.“
    „Ich erachte es als das Beste, jeden Menschen selbst zu beurteilen. Geschwätz und Heuchelei sollte man möglichst keinerlei Beachtung schenken.“
    Miss Bolts Lächeln schwand, rasch blickte sie von einem zum anderen. „Ich gebe nichts auf Klatsch und Tratsch.“
    „Sie tragen einen weisen Kopf auf Ihren jungen Schultern, Miss Bolt. Entdecke den wahren Charakter einer Person, das ist der Schlüssel zum Erfolg.“
    Diana wusste, die Worte waren dazu gedacht, Miss Bolt in ihre Schranken zu weisen, aber zu ihrer Überraschung wünschte ein kleiner Teil von ihr, dass er tatsächlich eine gute Meinung von ihr hatte, trotz der Klatschgeschichten, die man damals in London über sie verbreitet hatte, trotz Lady Bolts missgünstiger Ansichten über sie.
    Eine Hand an ihre Wange legend mahnte sich Diana insgeheim aufzuwachen. Wenn sie nicht achtgab, würde sie bald schon wieder von Dingen träumen, die unmöglich wahr werden konnten. Im Alltag lag Sicherheit. Die gewohnten Abläufe und strengen Regeln verhinderten spontane Handlungen. Ungestüm hatte ein Mal zu ihrem Fall geführt. Niemals wieder würde ihr dieser Fehler unterlaufen. Sie hatte ihre Unbesonnenheit bezwungen.
    „Es war reizend, Sie wiederzusehen, Lord Coltonby“, sagte sie, den Kopf neigend. „Es freut mich zu hören, dass Sie mir immer noch wohlgesonnen sind.“
    „Meine Gefühle Ihnen gegenüber haben sich nicht verändert, seit dem Tag, an dem ich zum ersten Mal einen Blick auf Sie werfen durfte“, sagte er leise, umfasste ihre Hand erneut und zog sie an seine Lippen.
    Diana zwang sich stillzustehen, als sein Mund den schmalen Streifen Haut

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