Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
Vom Netzwerk:
kannte, aber ihren wahren Wert nicht zu schätzen wusste. Ein Mann ohne Tiefgang. Er hatte sich nicht verändert.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen ließ Brett den Blick über Diana Clare schweifen. Selbst die übergroße Haube und das schlecht sitzende grüne Kleid, das dem schokoladenbraunen Teil von ihrer ersten Begegnung an Scheußlichkeit in nichts nachstand, konnten die Schönheit ihrer unvergesslichen Augen nicht schmälern. Diese mandelförmigen Augen und ihre vollen geschwungenen Lippen hatten ihn letzte Nacht bis in seine Träume verfolgt. „Ich bin erfreut, unsere Bekanntschaft auffrischen zu können, Miss Clare. Wenn ich nicht irre, haben wir seinerzeit hinsichtlich eines traurigen Ereignisses brieflich miteinander verkehrt.“
    „Ich dachte, dies sei Ihnen entfallen …“ Dianas bleiche Wangen färbten sich dunkelrot.
    Brett neigte den Kopf. „Ich bedaure, dass es eine Weile dauerte, bis ich Sie mit dem verblichenen Singvogel in Verbindung brachte. Verzeihen Sie mir bitte.“ Er musterte sie eindringlich. Die Geschehnisse jenes gewissen Tages wirkten immer noch in ihm nach. Seinen Entschluss, die Zeit nicht nur an den Spieltischen oder auf der Jagd nach hübschen Röcken zu verbringen, hatte er nie bereut.
    „Singvogel?“ Verwundert kräuselte sie die makellose Stirn. „Ich fürchte, nun wissen Sie mehr als ich, Lord Coltonby.“
    „Algernon Finc, meine ich. Erst sein Spitzname brachte ihn mir wieder in Erinnerung, eine wahre Schande. Ich hatte angenommen, jede Einzelheit hätte sich in mein Gedächtnis eingebrannt, wie ich indes feststellen musste, sind gewisse Details meiner Erinnerung entschlüpft. Dafür bitte ich tausend Mal um Vergebung.“ Brett fasste seinen Spazierstock fester, sich jegliche weitere Äußerungen verbietend. „Ein trauriges Ereignis. Völlig sinnlos. Bedauerlicherweise waren beide Männer vernünftigen Argumenten nicht zugänglich. Sie haben einen hohen Preis dafür bezahlt.“
    „Sie erinnern sich tatsächlich.“ Ihre blaugrünen Augen weiteten sich leicht.
    „Es ließ mir keine Ruhe, raubte mir sogar den Schlaf“, erklärte Brett. „Erst in den frühen Morgenstunden konnte ich mich Ihres Namens wieder entsinnen, und es überkam mich umgehend der unbezwingbare Wunsch, mich bei Ihnen für mein Benehmen zu entschuldigen.“
    „Es wundert mich, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, sich all dies wieder ins Gedächtnis zu rufen.“ Er registrierte Miss Clares strahlendes Lächeln, aber auch, wie sie mit der Hand nervös an den Bändern ihrer grässlichen Haube spielte. „Es war impertinent von mir, Ihre Bekanntschaft mit meinem verstorbenen Verlobten zur Sprache zu bringen. Ich war ein wenig aufgebracht … wegen der Schwierigkeiten mit dem Gig. Bitte entschuldigen Sie, dass ich diese Angelegenheit erwähnt habe.“
    Brett blickte sie erstaunt an. Jegliche Lebensfreude schien aus ihr gewichen zu sein. Die temperamentvolle, lebenssprühende Frau vom gestrigen Tag war verschwunden, lediglich diesen Schatten ihrer selbst hinterlassend. Wann hatte sie sich so verändert? Welches Wesen besaß die wahre Miss Clare? Er wusste, welches er vorziehen würde.
    „Hoffentlich hat sich dieses unselige Duell nicht auf Ihre derzeitige Situation ungünstig ausgewirkt. Obwohl ich Ihnen dies bereits damals in meinem Brief bekundete, möchte ich Ihnen nochmals mein tiefstes Mitgefühl für Ihren traurigen Verlust aussprechen.“
    „Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Mittlerweile habe ich mich mit diesem entsetzlichen, erschütternden Ereignis abgefunden, Lord Coltonby. Sie müssen meine Gefühle nicht schonen, sondern können ganz offen sprechen. Es ist mir bekannt, dass Algernon sich wegen einer Kurtisane duellierte. Einige meiner Freunde in London berichteten mir mit größtem Vergnügen davon.“
    „In diesem Fall bedaure ich die Wahl Ihrer Freunde. Es sollte eine vertrauliche Angelegenheit bleiben.“ Brett räusperte sich. „Diejenigen, die davon wussten, taten alles in ihrer Macht Stehende, um diese Affäre zu vertuschen. Das müssen Sie mir glauben. Mir ist gewiss nie ein Wort über die Lippen gekommen.“
    „Die Umstände eines Todes, wie ihn Algernon ereilte, können nicht geheim gehalten werden, Lord Coltonby.“ Diana hielt den Kopf aufrecht, doch innerlich bebte sie. Niemals zuvor hatte sie von den Stunden gesprochen, die Algernons Tod vorausgingen. Und sie hegte nicht die Absicht, jemanden ins Vertrauen zu ziehen, schon gar nicht einen Mann wie Lord Coltonby. „Was immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher