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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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der nicht seinem Geschmack entsprach.“
    „Das war bestimmt nur ein Scherz. Ein schlechter Scherz zwar, dennoch gewiss nicht ernst gemeint.“
    „Oh doch. Er machte seine Drohung wahr. Das Wasser war eiskalt, trotzdem gelang es mir, auf die andere Seite zu schwimmen, während er und seine Anhänger mich vom Ufer aus verhöhnten.“ Simon ballte die Hände zu Fäusten. „Der Mann ist von Grund auf verdorben, Diana. Er prahlte mit seinem überragenden Können im Spiel, protzte damit, wie meisterlich er Kutschen zu lenken verstünde. Reihenweise gingen die Frauen in seinen Gemächern ein und aus. Er und seinesgleichen sind einer der Gründe, warum ich Cambridge gehasst habe.“
    Simon schlug mit der Hand so fest auf den Kaminsims, dass die Schäferin aus Dresdner Porzellan ins Schwanken geriet. „Ich hätte auf einer formellen schriftlichen Vereinbarung wegen des Grundstücks bestehen sollen, aber Sir Cuthbert druckste herum und meinte, wir seien doch Ehrenmänner. Er ein Ehrenmann! Da lachen ja die Hühner! Er hat seinen gesamten Besitz auf ein blödsinniges Pferderennen verwettet. Wie kann man das ehrenhaft nennen?“
    „Er kommt eben nicht nach seinem Vater. Außerdem gelten in Adelskreisen nun einmal andere Regeln. Schulden gegenüber einem anderen Edelmann sind Ehrenschulden und werden daher immer beglichen.“
    Simon winkte ungeduldig ab. „Ja, während man die Rechnungen seines Schneiders getrost vernachlässigen darf. Du brauchst mich nicht zu belehren, Diana. Uns beiden ist bekannt, wie sich diese hochwohlgeborenen Gentlemen gebärden. Und Coltonby ist der Schlimmste von allen. Gedenke meiner Worte. Er hat irgendeine Teufelei im Sinn.“
    „Das kannst du nicht wissen.“ Diana legte eine Hand auf den Arm ihres Bruders. „Du wirst einen Geldgeber für deine Zugmaschine finden. Vielleicht hegt Lord Coltonby Begeisterung für all diese neuen Maschinen und sieht ebenfalls, welch große Möglichkeiten Dampf und Eisen bergen. Frage ihn. Möglicherweise will er ja investieren.“
    „Ihn fragen? Mit Farnham kann man nicht reden. Er verzieht lediglich abschätzig die Lippen und lacht einen aus. Stets lehnte er in Cambridge in ausgesucht höflichem Ton ab, seine Stiefel aus dem Treppenhaus zu entfernen oder auf das Feiern von Orgien zu verzichten, auf denen es vor Trunkenbolden wimmelte.“
    „Du könntest es dennoch versuchen. Menschen ändern sich. Du hast dich verändert.“ Diana schaute ihren Bruder an, der in einem teuren Gehrock vor ihr stand, das Inbild des wohlhabenden Gutsherrn. „Du bist nicht länger ein unbedeutender Student in Cambridge. Hier in Northumberland bist du eine hoch angesehene Persönlichkeit mit ausgezeichnetem Ruf. Du bist bekannt für deinen Sinn für Neuerungen, deinen Einfallsreichtum und deine Findigkeit. Lord Coltonby wird schlussendlich verstehen, dass du keineswegs verpflichtet bist, ihm dieses Stück Land zu überlassen.“
    „Ich hoffe nur, du behältst recht, Schwester“, entgegnete Simon düster.
    Brett schritt in der Bibliothek von Ladywell Park auf und ab. Die schöne Unbekannte vom Wegesrand beherrschte seine Gedanken, hinderte ihn daran, mehr über das schlecht verwaltete Anwesen zu erfahren. Sie hielt ihn auch davon ab, sein neues Haus zu planen, das den Tyne überblicken sollte. Ein Haus, in dem es keine Feuchtigkeit geben würde, keine bunt durcheinandergewürfelte Einrichtung in den Zimmern. Er hatte die Pläne schon vor Jahren zeichnen lassen. Nachdem es ihm inzwischen gelungen war, das Familienvermögen wieder aufzubauen, wollte er sich diesen Traum erfüllen. Das Anwesen war tatsächlich wunderschön gelegen. In diesem Punkt hatte Biddlestone recht.
    Wer war sie? Ihre Augen ließen ihn nicht mehr los. Sie waren blau mit grünen Tupfern, von dunklen Wimpern umrahmt. Er hatte schon einmal in diese Augen geblickt. Nachdenklich nahm er ein Buch in die Hand. „Finc, Finc … Sollte ich diesen Namen kennen?“
    „Pardon, Mylord, Singvögel wie Finken sind in diesem Band nicht verzeichnet.“ Hunt, der Butler, stellte das Tablett mit der Portweinkaraffe ab. „Bücher über Vögel und die Natur wurden immer am anderen Ende der Bibliothek aufbewahrt. Soll ich Ihnen ein entsprechendes Werk darüber holen?“
    „Singvögel?“ Brett ließ das Buch zuschnappen und schaute seinen neuen Butler an. „Sie verfügen über eine bewundernswerte Scharfsichtigkeit, Hunt. Singvögel, in der Tat.“
    „Ich gebe mein Bestes, Mylord.“
    Brett machte eine Geste mit der Hand,
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