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Verfuehrung im Harem

Verfuehrung im Harem

Titel: Verfuehrung im Harem
Autoren: Teresa Southwick
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Wahrheit ersparen. „Sie war eine gute Mutter. Jeden Abend hat sie mir eine Gutenachtgeschichte vorgelesen, und sie hat mir Geschichten über ein fernes Königreich Bha’Khar erzählt, in dem es Prinzen und Prinzessinnen gab. Ich dachte, sie hätte sie erfunden.“ Sie lächelte wehmütig. „Plötzlich wurde sie krank und hat sich nie mehr erholt. Eines Tages hat mich eine Sozialarbeiterin abgeholt und ins Kinderheim gebracht, weil meine Mutter keine Kraft mehr hatte, mich zu versorgen. Ich habe sie sehr geliebt und vermisse sie auch jetzt noch.“
    Esams Lippen zitterten, und er presste sie fest zusammen. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, sagte er: „Lasst uns für heute nicht mehr über die traurige Vergangenheit reden. Wie kommst du hier in Bha’Khar zurecht, Liebes?“
    „Eigentlich möchte dein Großvater gern mehr über deinen Mann wissen“, fügte Leena erklärend hinzu.
    „Also, was soll ich dazu sagen?“
    „Wir waren gerade in Washington, als eure Heirat bekannt gegeben wurde“, erklärte Esam. „Ihr seid ein schönes Paar, und du scheinst glücklich zu sein.“
    „Mir wurde gesagt, dass du und der König schon vor langer Zeit beschlossen habt, dass Kardahl und ich eines Tages heiraten. Das stimmt doch, oder?“ Jessica sah ihn fragend an.
    „Ja. Der König ist mein bester Freund. Wir waren damals der Meinung, es sei eine gute Sache, unsere Familien durch eure Heirat zu verbinden.“
    „Dann habt ihr also Schicksal gespielt“, neckte sie ihn.
    Er seufzte. „Es hat nicht ganz so geklappt, wie wir es uns vorgestellt hatten. Kinder haben oft andere Ideen als ihre Eltern.“
    „Ja, aber oft greift das Schicksal ein und korrigiert alles wieder“, sagte Leena. „Du bist nach Bha’Khar gekommen, in das Land deiner Vorfahren, und hast die Familie, die dich liebt, endlich gefunden. Der Prinz ist jetzt dein Mann und wird zur Erleichterung seiner Eltern und der PR-Abteilung des Palastes zur Ruhe kommen. Er brauchte wahrscheinlich nur einen guten Grund, um das ausschweifende Leben aufzugeben. Ich bin überzeugt, er wird ein guter Ehemann sein, und alles ist endlich so, wie es sein soll.“
    Jessica war anderer Meinung, aber sie wollte ihren Großeltern nicht gleich beim ersten Besuch die Freude verderben und ihnen verraten, dass sie und Kardahl beschlossen hatten, sich nach einer gewissen Zeit wieder zu trennen, obwohl die Chancen, die Ehe annullieren zu lassen, schlecht standen. Während sie ihre Großeltern ansah, wurde ihr bewusst, dass diese Nachricht sie so kurz nach dem Kennenlernen viel zu sehr belasten würde.
    Den ganzen Nachmittag verbrachte Jessica damit, sich alle möglichen Geschichten aus der Kindheit ihrer Mutter anzuhören. Sie erfuhr viel über ihre Tanten, Cousins und Cousinen und ließ sich von ihren Großeltern das wunderschöne Haus zeigen. Und sie genoss die Aufmerksamkeit, die die beiden ihr schenkten. Da sie jedoch an einem Staatsempfang im Palast teilnehmen sollte, musste sie sich relativ früh verabschieden.
    Zögernd stand sie auf. „Leider muss ich jetzt gehen.“
    „So früh?“, fragte Leena enttäuscht. „Du kommst doch wieder, oder?“
    „Ganz bestimmt.“ Aber sie würde nur noch ein Mal kommen, um sich für längere Zeit zu verabschieden, und das machte sie traurig. „Heute hat sich ein Traum für mich erfüllt, und ich bin sehr glücklich. Es war schön bei euch.“
    Mit Tränen in den Augen erwiderte Leena: „Liebes, wir sind auch unendlich glücklich und freuen uns darauf, dich jetzt öfter zu sehen.“
    „Ja, du musst uns bald wieder besuchen“, stimmte Esam seiner Frau zu. „So viele Jahre hatten wir keine Gelegenheit, uns um dich zu kümmern, doch jetzt können wir alles nachholen. Wenn du etwas brauchst, lass es uns wissen. Wir tun alles für dich, darauf kannst dich verlassen.“
    Plötzlich hatte Jessica das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. Schweigend umarmte sie ihre Großeltern und versuchte, damit alles auszudrücken, was sie empfand.
    Als der Wagen schließlich über die Einfahrt zurück auf die Hauptstraße fuhr, drehte Jessica sich um und winkte. Sie hatte eine Familie und war nicht mehr ganz allein. Aber auch wenn ihre Großeltern alles für sie tun wollten, konnten sie nicht verhindern, dass sie Kardahl liebte.
    „Kardahl, wir müssen miteinander reden!“
    Er schenkte sich gerade im Wohnzimmer einen Brandy ein. Und den würde er zweifellos jetzt brauchen, denn Jessicas Worte konnten nichts Gutes bedeuten.
    „So? Müssen wir
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