Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung im Harem

Verfuehrung im Harem

Titel: Verfuehrung im Harem
Autoren: Teresa Southwick
Vom Netzwerk:
nur den einen Schluss zu, dass er im Traum nicht daran dachte, sich zu binden und Verantwortung zu übernehmen. Täuschte sie sich etwa auch in dieser Hinsicht? Warum machte sie sich darüber überhaupt Gedanken?
    Während sie dastand im fahlen Licht des Mondes und den Blick über die Stadt gleiten ließ, erinnerte sie sich plötzlich daran, wie leidenschaftlich Kardahl sie im Palastgarten geküsst hatte. Es überlief sie heiß, und sie verspürte wieder diese prickelnde Sehnsucht.
    „Du bist im Umgang mit der Presse sehr geschickt“, stellte sie fest, um sich abzulenken.
    „Das macht die Übung. Als Mitglied des Königshauses bin ich daran gewöhnt, im Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit zu stehen. Es ist meine Pflicht, den Menschen meines Landes zu dienen und …“
    „Du meinst, du dienst vor allem den Frauen, oder?“, unterbrach sie ihn und bereute es sogleich. Warum konnte sie ihre Zunge nicht im Zaum halten? Normalerweise war es nicht ihr Stil, so spitze Bemerkungen zu machen. Doch Kardahl reizte sie dazu, sich von ihrer schlechtesten Seite zu zeigen. Vielleicht war das so etwas wie ein Selbstschutz.
    Kardahls Gesicht lag im Schatten, sie konnte seine Miene nicht erkennen, spürte jedoch, dass er sich bei ihren Worten versteifte.
    „Ich sprach von meinen Aufgaben als Finanz- und Verteidigungsminister meines Landes“, erklärte er kurz angebunden.
    „Es überrascht mich, dass du bei deinen zahlreichen Affären noch Zeit hast, dich um deine eigentlichen Aufgaben zu kümmern.“
    „Fällt es dir so schwer zu glauben, dass mir meine Pflichten und meine Verantwortung dem Land gegenüber wichtiger sind als mein persönliches Vergnügen?“
    „Ehrlich gesagt, ja, es fällt mir schwer.“
    „Das ist ein Fehler. Ich bin keineswegs ein gefühlloser Mensch“, erklärte er.
    „Willst du behaupten, die kompromittierenden Fotos und die Geschichten über dich in allen möglichen Magazinen und Zeitungen seien gefälscht und erfunden?“
    „Du solltest nicht alles glauben, was über mich geschrieben wird.“
    „Man sagt dir nach, du seist nicht fähig, jemanden zu lieben. Stimmt das etwa nicht?“
    Er schob die Hände in die Hosentaschen des eleganten Abendanzugs und wandte sich ab. Im Schein des Lichts, das aus dem Innern des Palastes auf den Balkon fiel, konnte Jessica erkennen, dass vor lauter Anspannung ein Nerv in seinem Kinn zuckte.
    „Doch, es stimmt. Ich bin nicht bereit, mich gefühlsmäßig zu binden“, antwortete er schließlich.
    Sie war überrascht, dass er es zugab. „Hast du denn jemals jemanden geliebt?“, fragte sie und bemühte sich um einen ruhigen, gleichgültigen Ton. Eigentlich konnte ihr die Antwort egal sein, doch seltsamerweise waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
    „Ja, das habe ich“, erwiderte er leise. „Aber die Frau lebt nicht mehr.“

4. KAPITEL
    Wenn über den Tod von Kardahls Frau berichtet worden war, hatte Jessica es übersehen. Doch das war nicht weiter verwunderlich, denn ihr Studium und ihre Teilzeitjobs hatten ihr bis nach der Graduierung kaum Zeit für ein Privatleben gelassen. Sie schämte sich wegen ihrer spitzen und ironischen Bemerkungen, und es tat ihr leid, dass sie Kardahl verletzt hatte. Zu ihrer Verteidigung konnte sie nur vorbringen, dass sie im Traum nicht daran gedacht hatte, auch die Schönen und Reichen könnten von solchen Schicksalsschlägen getroffen werden wie dem Tod eines geliebten Menschen.
    Das war natürlich dumm und naiv, wie sie sich eingestand. Niemand, ob alt oder jung, reich oder arm, war dagegen gefeit, krank zu werden und zu sterben.
    „Woran ist sie gestorben?“, fragte sie mitfühlend.
    Angespannt und ärgerlich antwortete er: „Vor zwei Jahren nach einem Unfall.“ Seine Stimme klang gefährlich ruhig und leise.
    „Oh … Möchtest du darüber reden?“
    „Wir wurden von einigen Paparazzi, die unbedingt Fotos schießen und neuen Stoff für eine Reportage haben wollten, erbarmungslos verfolgt.“ Er stellte sich an die Balkonbrüstung und blickte in die Ferne. „Wir waren sehr vorsichtig und hatten geglaubt, unser Treffen sei unbemerkt geblieben. Antonia regte sich über die Verfolgungsjagd sehr auf und bestand darauf, dass der Fahrer die Verfolger abhängte. Da die Straßen nass waren, kam der Wagen von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Antonia war sofort tot, ich habe leider überlebt.“
    Jessica fand es erschreckend, wie emotionslos seine Stimme klang. Sie stellte sich neben ihn und legte ihm die Hand auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher