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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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zwar recht gebildet zu sein und buchstabieren, aber manchmal trotzdem nicht richtig lesen zu können. Angewidert den Kopf schüttelnd, steuerte er durch den dunklen Laderaum. »Falls sie irgendwie wichtig ist, haben wir, so bald es dämmert, die ganze Kanalflotte auf den Fersen. Hast du wenigstens ihren Namen herausbekommen?«
    »Tut mir Leid, Sir. Aber die Eiserne Jungfrau war belegt. Kevin schläft drin. Außerdem sind Sie derjenige, der berühmt dafür ist, unschuldige junge Mädchen in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    Doom warf ihm einen finsteren Blick zu, als sie die von außen verrammelte Tür erreicht hatten. »Inzwischen ist sie wahrscheinlich stumm vor Angst. Du allein reichst völlig aus, jeder sittsamen englischen Jungfer Albträume einzujagen.«
    Als sei er ganz seiner Meinung, fletschte sein Begleiter die Zähne zu einem blendenden Lächeln, das seine makellose Rabenschwärze zusätzlich unterstrich. Der kahle Schädel war zu derart strahlendem Glanz poliert, dass der Kapitän sein eigenes finsteres Spiegelbild erahnte. Es gab keinen, den er im Kampfgetümmel lieber an seiner Seite wusste als seinen Steuermann, aber diese Gemütsruhe im Angesicht des Desasters machte ihn rasend.
    Der Kapitän drehte sich zur Tür um. Mit einer Handbewegung, die einem lang vergangenen und vergessenen anderen Leben entstammte, fuhr er sich durchs zerzauste Haar und strich das Batisthemd glatt.
    »Wird das eine Befragung oder eine Brautschau?«, polterte sein Gefährte.
    »Das weiß ich noch nicht. Vielleicht keines von beidem. Vielleicht beides.« Jede Spur von Humor war aus seinem Gesicht gewichen. Der grimmige Zug um den Mund hätte auch die größten Skeptiker ihre Zweifel an seinem legendären Ruf überdenken lassen. »Ich werde alles tun, was nötig ist, um herauszufinden, warum der moralisch unantastbare Admiral Snow eine Frau in seiner Kabine hat.«
    Worauf er den behelfsmäßigen Bolzen fortzog, die Tür aufsperrte und seine eigene, prächtige Kapitänskajüte betrat.
     
Ein Kind , war Dooms erster entsetzter Gedanke. Sein Steuermann hatte ein kleines Mädchen geraubt!
    Ein schnelles Zwinkern korrigierte den Eindruck. Seltsamerweise war es nicht die Körpergröße, sondern die Haltung seiner Gefangenen, die sie wie eine Zwölfjährige hatte aussehen lassen. Sie saß steil aufgerichtet auf einem spartanischen Stuhl. Ganz so, als sei es nur ein bisschen unbequem – so wie ein Paar zu enger Schuhe -, dass man ihr die Knöchel an die Stuhlbeine und die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte.
    Er hatte einen hysterischen Anfall erwartet, aber die blassen Wangen unterhalb der seidenen Augenbinde waren frei von Tränenspuren. Sie schürzte leicht gelangweilt die Lippen, als warte sie darauf, dass jemand vorbeikäme und ihr Tee anböte. Ihre allzu durchschaubare Entschlossenheit, seine Anwesenheit zu ignorieren, amüsierte und verwirrte ihn gleichermaßen.
    Er taxierte sie mit schonungslosem Blick. Sein Steuermann war kein Risiko eingegangen. Das einzig Unverschnürte an ihr war ihr Haar, das wie aschblonde Seide und von keiner einzigen frivolen Locke unterbrochen ihren Rücken hinunterströmte.
    Doom zeigte ein finsteres Gesicht. Dieses alberne Kleid machte ihm Sorgen. Hatte sein Steuermann sie direkt aus ihrer Koje gezerrt? So sehr konnte sich die Mode doch nicht verändert haben, die letzten sechs Jahre. Er erinnerte sich nur zu gut, wie vertraut ihm jedes Schnürband, jeder Haken und jeder Knopf der kunstvollen Damentoiletten gewesen waren.
    Das Kleid mit der hoch angesetzten Taille, das seine Gefangene trug, war von derartigen Hindernissen auf schamlose Weise frei. Der hauchdünne Seidenrock klebte an ihren gespreizten Beinen, und der durchsichtige Unterrock war eher Anreiz denn Barriere. Seidene Strümpfe in zartem Taubenblau schmiegten sich um schlanke Knöchel. Die nach hinten gebundenen Arme drückten die kleinen Brüste nach oben gegen das dünne Gewebe des Mieders. Dooms Blick verweilte unwillkürlich. Der Steuermann hatte sich geirrt. Sie glich einem frischen Pfirsich. Einem reifen, zarten Pfirsich.
    Sein viel zu lange schon enthaltsamer Körper regte sich bei ihrem Anblick schmerzhaft. Seine Gefangene mochte ihn mit ihrer kindlichen Haltung täuschen, doch seine Reaktion war die eines Mannes. Doom schlenderte zu einem an die Kajütenwand geschraubten Sideboard aus Teakholz und nahm einen Schluck Branntwein, um seine Gelüste zu dämpfen.
    Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund und verspürte den
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