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Verführt im Harem des Scheichs

Verführt im Harem des Scheichs

Titel: Verführt im Harem des Scheichs
Autoren: Marguerite Kaye
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abgesetzt zu sein. Auch der Reif – Agal wurde er wohl genannt –, der das Tuch, das als Kopfbedeckung diente, an seinem Platz hielt, schimmerte golden. Der weiche Fall des weißen Gewandes legte den Schluss nahe, dass es nicht aus Baumwolle, sondern aus Seide geschneidert war. Was Celia jedoch am meisten beeindruckte, war das Gesicht des Fremden, das, obwohl es wegen der Entfernung nicht deutlich zu erkennen war, überaus männlich wirkte. Mit größter Bestimmtheit wusste sie plötzlich, dass er ein festes Kinn, fein geschwungene Lippen und schöne Augen hatte. Deren Farbe konnte sie natürlich nicht sehen. Sie würden sehr dunkel sein, vermutete sie.
    Was sie jedoch genau spürte, war, dass er sie anschaute. Das entsprach überhaupt nicht den Landessitten. Er hätte sie nicht so anstarren dürfen. Trotzdem tat er es, bis eine seltsame Hitze sich in ihrem Körper ausbreitete. Es ist nur die Sonne, versuchte sie sich zu beruhigen. Aber tatsächlich wusste sie, dass es etwas ganz anderes sein musste.
    „Mylady?“
    Sie wandte sich um und erkannte den Mann, der an der Dau aufgetaucht war, um sich um ihr Gepäck zu kümmern. Mehrere Taschen standen vor ihm auf dem Boden. Dass er den Kopf abgewandt hielt, erinnerte sie daran, dass sie noch immer nicht wieder verschleiert war. Endlich gelang es ihr, den Stoff von der Hutnadel zu lösen und den Schleier vors Gesicht zu ziehen.
    „Ich bin Bakri“, stellte der Araber sich auf Englisch vor, „Diener des Fürsten von A’Qadiz. Seine Hoheit hat mich beauftragt, Sie zu seinem Palast zu bringen. Es tut mir leid, dass Sie so viele Unbequemlichkeiten auf sich nehmen müssen. Wir haben nicht mit einem weiblichen Gast gerechnet.“
    „Ich verstehe“, gab sie zurück. Der Generalkonsul hatte erwähnt, dass man dem Herrscher von A’Qadiz den Besuch eines britischen Gesandten schriftlich angekündigt hatte. Aber natürlich war nie die Rede davon gewesen, dass dessen Gattin ihn begleiten würde. „Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen. Meinem Gemahl bekommt das Reisen nicht, deshalb begleite ich ihn.“
    Bakri hob kaum merklich die Brauen und sagte dann: „Bitte, kommen Sie. Wir müssen die Stadt vor Einbruch der Nacht verlassen haben.“
    Scheich Ramiz al-Muhana, Fürst von A’Qadiz, sah, wie die fremde Frau an der Seite seines Dieners Bakri davon ging. Er runzelte die Stirn. Der hellhäutige Mann, der die Dau kurz zuvor verlassen hatte, musste der Diplomat sein, auf den er wartete. Aber die Frau? Ihre Ankunft war nicht angekündigt worden. Wie konnte der Engländer es wagen, seine Gattin oder gar seine Geliebte mitzubringen? Dergleichen gehörte sich einfach nicht!
    Jetzt hatten Bakri und die Frau die kleine Karawane erreicht, mit der sie die Reise durch die Wüste antreten würden. Ramiz, der einige Jahre im Ausland gelebt hatte, beobachtete alles mit scharfem Blick. Die Fremde war groß und schlank, was ihm gefiel, obwohl es im Orient nicht als besonders attraktiv galt. Hier zog man rundliche Frauen vor. Er allerdings hatte irgendwann während seiner Zeit als Botschafter von A’Qadiz in der westlichen Welt gelernt, Frauen mit den Augen der dort lebenden Menschen zu sehen. Ihm fiel auf, wie graziös sie sich bewegte und wie aufrecht sie sich hielt. Stolz wie eine Königin! Also war sie wohl nicht die Geliebte des Diplomaten.
    Dieser hatte ungeduldig gewartet und begann nun, mit ihr zu schimpfen.
    Ein Dummkopf, dachte Ramiz, einer, der stets andere für seine eigenen Fehler verantwortlich macht.
    Die Frau blieb ruhig. Sie wirkte überhaupt sehr kühl. Aber Ramiz ahnte, wie temperamentvoll sie in Wirklichkeit war. Schließlich hatte er ihr flammendes Haar bemerkt, ehe sie sich den Schleier wieder vors Gesicht zog. Gewiss sah sie hinreißend aus, wenn sie zornig war. Oder erregt. Bisher allerdings schienen Leidenschaft und Sinnlichkeit ihr fremd zu sein, obwohl sie doch allem Anschein nach mit diesem Engländer verheiratet war.
    Ihr Gatte war also nicht nur ein Dummkopf, sondern auch unfähig, sie glücklich zu machen. Das verwunderte Ramiz nicht wirklich, denn er wusste – auch wenn er die Gründe dafür nie verstanden hatte –, dass die Engländer alles, was mit der Kunst der Liebe zu tun hatte, sträflich vernachlässigten.
    Es ist nicht erstaunlich, sagte er sich, dass so viele Engländerinnen an Rosenblüten erinnern, die vor Kälte gestorben sind.
    Stirnrunzelnd beobachtete er den Diplomaten, der mühsam in den Sattel eines der Kamele stieg, während die
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