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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt
Autoren: Kathryn Taylor
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Ahnung habe, was in den nächsten Tagen passieren wird. Ich weiß nur, dass von Matteo alles abhängt. Er kann uns retten oder ruinieren. Und wenn ich nicht aufpasse, dann wird er mir auch noch endgültig das Herz brechen, denke ich und betrachte ihn aus den Augenwinkeln.
    Es gibt bestimmt Frauen, die Matteo Bertani nicht attraktiv finden – aber viele können das nicht sein, und ich gehöre auch definitiv nicht dazu. Mir gefällt einfach alles an ihm – seine für einen Italiener ungewöhnlich hellen, dunkelblonden Haare. Sein unwiderstehlich charmantes Lächeln, hinter dem er oft verbirgt, was er wirklich denkt und fühlt. Seine durchtrainierte Figur mit den breiten Schultern, die er durch seinen mühelos eleganten Kleidungsstil – ich kenne niemanden, der in einem Anzug so entspannt und lässig aussieht wie er – noch betont. Selbst sein einziger Makel, die breite gezackte Narbe, die am Hals beginnt und sich, wie ich jetzt weiß, bis weit über seine Brust zieht, macht ihn eigentlich nur interessanter. Und in dem ungewöhnlichen Goldton seiner bernsteinfarbenen Augen kann man sich wahnsinnig leicht verlieren. Was mir auch sofort wieder passiert, als Matteo merkt, dass ich ihn beobachte, und mich anlächelt.
    »Und, was hat dein Vater gesagt?«
    »Er freut sich schon darauf, dich kennenzulernen«, sage ich und bin froh, dass er wieder nach vorn auf die Straße schauen muss. Dann fällt mir jedoch siedend heiß ein, dass ich ihn noch gar nicht gefragt habe, ob ihm dieser Besuch nach der langen Fahrt überhaupt recht ist. »Aber wenn du zu müde bist und dich lieber ausruhen willst, bevor wir zu Lord Ashbury fahren, dann müssen wir auch nicht am Auktionshaus vorbei.«
    Matteos Lächeln vertieft sich. »Auf die paar Minuten mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Oder sehe ich aus, als ob ich gleich zusammenbreche?«
    Nein, wahrlich nicht, denke ich und erwidere sein Lächeln, froh darüber, dass ich Dad nicht enttäuschen muss.
    »Okay, dann …« Meine Augen weiten sich entsetzt. »Pass auf!«
    Ein weißer Vauxhall hat die Vorfahrt missachtet und zieht direkt vor uns aus einer Seitenstraße auf die Fahrbahn. Es passiert so plötzlich, dass mir nicht mal Zeit bleibt zu schreien, und ich bin ganz sicher, dass uns nur noch Sekunden von einem Zusammenstoß mit dem anderen Wagen trennen.
    Doch ich unterschätze Matteos Fahrkünste. Er reagiert blitzschnell, reißt sein Alfa-Sportcabrio so heftig nach rechts, dass ich mit der Schulter gegen die Tür gedrückt werde. Die Reifen kreischen protestierend und haben bei dem scharfen Bogen, den wir fahren, wahrscheinlich kaum noch Kontakt zum Boden. Es ist knapp, richtig knapp, aber irgendwie schafft Matteo es, unbeschadet an dem Vauxhall vorbeizukommen. Als er genauso scharf wieder nach links lenkt, um nicht in den Gegenverkehr zu geraten, werde ich in die andere Richtung geschleudert, und diesmal ist es seine Schulter, die meinen Fall abfängt. Für einen Moment schlingert der Wagen bedrohlich, weil so viele Fliehkräfte auf ihn wirken, dann hat Matteo ihn unter Kontrolle und fährt wieder auf der Spur.
    »Cretino!« , flucht er und wirft einen wütenden Blick in den Rückspiegel, als hinter uns ein lautes Hupen ertönt – offenbar findet der andere Fahrer, dass wir den Fehler gemacht haben und nicht er.
    Ich bin noch so geschockt, dass ich gar nichts sagen kann, registriere nur dankbar, dass Matteo den Wagen bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit am Straßenrand anhält, weil ich wirklich das Bedürfnis habe, kurz durchzuatmen.
    Er hat sich auch erschrocken, das sehe ich an seiner linken Hand, mit der er das Steuer immer noch so fest umklammert hält, dass die Knöchel weiß unter der Haut hervortreten. Aber er hat sich viel besser im Griff als ich, meine Hände zittern nämlich, als ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr streiche. Was Matteos aufmerksamen Blick nicht entgeht.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er besorgt und legt die Hand an meine Wange. Es ist ganz sicher nur eine spontane Geste, etwas, über das er nicht nachdenkt. Doch als seine Finger meine Haut berühren, kann ich für einen Moment nicht atmen.
    Nein, denke ich. Nichts ist in Ordnung. Gar nichts.
    Weil sofort alles wieder da ist. Ich fühle nicht nur seine Hand an meiner Wange, sondern auch seine Lippen auf meinen, spüre seinen heißen, harten Körper, der sich gegen meinen presst, und schmecke ihn, atme ihn, schmelze innerlich dahin bei der Erinnerung an die Zeit in seinen Armen
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