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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt
Autoren: Kathryn Taylor
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Geld, das er für solche »Gefallen« zahlen kann, sondern eindeutig daran, dass die Damen vom Bodenpersonal seinem Charme nicht widerstehen konnten. Wenn er das immer so macht, kann ich mir nicht vorstellen, dass er Schwierigkeiten haben wird, an die Dinge zu kommen, die er für die Expertise benötigt.
    »Wie lange werden Sie für die Begutachtung brauchen, was denken Sie?«, erkundigt sich Dad, und ich spüre seine Anspannung. Die Situation belastet ihn, und er möchte das alles möglichst schnell aus der Welt geschafft haben.
    Matteo zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, das kommt ganz darauf an. Aber einige Tage wird es schon dauern.«
    Wenn wir Glück haben, denke ich beklommen. Normalerweise ist das Erstellen einer Expertise schon deshalb sehr aufwändig, weil es mit der genauen Untersuchung und Einschätzung des Werkes nicht getan ist. Auch der Weg des Bildes muss möglichst lückenlos zurückverfolgt und mit den entsprechenden Dokumenten belegt werden. Bei einem so alten Gemälde wie dem Enzo kann das schwierig sein, und wir können tatsächlich nur hoffen, dass Matteo es schnell genug schafft, bevor das Gerücht die Runde macht, dass wir Bilder als Originale anbieten, die keine sind – eine absolute Katastrophe für unser Auktionshaus.
    »Wir sollten uns besser wieder auf den Weg machen«, dränge ich, weil ich es plötzlich eilig habe, und blicke bedeutungsvoll zu der antiken Uhr, die über Dads Bürotür hängt. »Matteo will sich bestimmt noch ausruhen, bevor wir nachher zu Lord Ashbury fahren, und ich wollte kurz nach Mum sehen.«
    »Sie wartet auch schon auf dich«, bestätigt mir mein Vater, was mein schlechtes Gewissen wegen meiner langen Abwesenheit noch verstärkt.
    Ich kann einfach nicht weg aus London, denke ich und blicke einen Moment lang auf den Boden, fühle wieder dieses Gewicht, das oft auf meinen Schultern lastet. Ganz egal, was ich tue – mein Leben findet hier statt und nicht in Rom oder irgendwo sonst. Ich würde mir etwas vormachen, wenn ich glaube, dass es eine Alternative gibt.
    Als ich den Kopf wieder hebe, begegne ich Nigels Blick, der mich ernst und fast streng ansieht.
    »Könnte ich dich unter vier Augen sprechen, Sophie?«
    Das hat mir gerade noch gefehlt. Trotzdem schlucke ich das Nein herunter, das mir auf der Zunge liegt, und lächle ein bisschen – er kann schließlich nichts dafür, dass ich gerade so angespannt bin.
    »Natürlich.«
    Mein Vater und Matteo, die schon auf dem Weg zur Tür waren, sind stehengeblieben, doch Dad findet offenbar auch, dass Nigel und ich etwas zu klären haben.
    »Kommen Sie, ich zeige Ihnen noch kurz unsere Ausstellungshalle«, bietet er Matteo an, dem nichts anderes übrig bleibt, als Dad zu folgen. Er tut es jedoch nur zögernd und sieht über die Schulter zu mir zurück, bevor sich die Tür hinter ihm schließt.
    »Du nennst ihn beim Vornamen? Und er … darf dich anfassen?«, fragt Nigel, sobald wir allein sind, und sieht mich wieder so vorwurfsvoll an, wie er eben geklungen hat. Vorwurfsvoll und enttäuscht. Eifersüchtig.
    Was mich betroffen macht. Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass seine Gefühle für mich eher rational begründet sind. Dass er mich schätzt und in mir eine Partnerin sieht, die grundsätzlich gut in sein Leben passen würde. Eine so heftige Reaktion hätte ich deshalb nicht von ihm erwartet – und im Grunde verärgert sie mich auch, weil sie ihm nicht zusteht. Er hat zwar viel für mich und meinen Vater getan, und dadurch ist unsere Freundschaft im letzten Jahr sehr eng geworden. Doch es war trotzdem niemals mehr als Freundschaft, deshalb bin ich ihm keine Rechenschaft schuldig.
    »Wir haben uns in Rom näher kennengelernt, ja«, erkläre ich. »Wäre das nicht so, dann hätte er die Expertise wahrscheinlich nicht übernommen – und wo wären wir dann?« Nigels aufgebrachter Blick ändert sich nicht, und er ist mir unangenehm, deshalb wechsle ich das Thema. »Hat Lord Ashbury sich an die Verabredung gehalten und noch nichts an die Presse gegeben?« Diese Frage finde ich sehr viel wichtiger als die, wie nahe ich Matteo stehe.
    Nigel nickt. »Aber er wartet schon sehr ungeduldig auf den Wunder-Professor aus Italien«, sagt er, immer noch ziemlich gereizt. »Wenn dieser Bertani auch mal eine Ausnahme hätte machen können, was das Fliegen angeht, dann wäre dieser Spuk vielleicht schon längst vorbei. Aber nein, er musste ja mit dem Auto anreisen und das Ganze unnötig verzögern.«
    Das kann ich
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