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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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wenn ich dich bitte, deine Arbeit aufzugeben? Um meinetwillen. Um unserer Ehe willen. Um unserer Liebe willen …«
    »Ich könnte es dir nicht versprechen.«
    »Immerhin sagst du mir dieses eine Mal die Wahrheit«, entgegnete Livia. Es war ihr gleichgültig, wie verbittert sie klang. »Dafür bin ich dir dankbar. Wenigstens weiß ich jetzt, wie es um uns bestellt ist. Und welchen Rang ich bei dir einnehme.«
    »Wenn es dein Wunsch ist … wenn du dich dazu entschließen solltest …«, fuhr er fort und suchte krampfhaft nach den richtigen Worten, »... dann verlasse ich dich und kehre zurück nach Russland. Es muss keinen Skandal geben. Du bleibst Prinzessin Prokov, meine Frau, du lebst in diesem Haus und genießt ein großzügiges Einkommen. Man wird sagen, dass der Zar mich zu sich gerufen hat, dass ich keine Wahl hatte und seinem Ruf folgen musste. Wir können behaupten, dass wir beschlossen haben, dich hier wohnen zu lassen, weil wir dir die Anstrengungen der Reise durch ein kriegszerrissenes Europa nicht zumuten wollten. Meine dauernde Abwesenheit könnte auf vielerlei Weise erklärt werden. Wenn du dich entscheidest, eine neue Ehe einzugehen, dann werde ich eine Scheidung in Russland arrangieren. Du wärst frei.«
    Livia sagte nichts. Schweigend ließ sie die Gedanken in eine solch düstere Zukunft schweifen. Ihr war auf Anhieb klar, dass sie sich niemals auf eine neue Ehe einlassen würde. Ein Leben ohne Alex wäre die Hölle auf Erden.
    »Ist das dein Wunsch, Livia?«, fragte er ruhig.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete sie. »Es kann sein. Aber ich brauche Zeit zum Nachdenken.«
    »Natürlich.« Er schlug die Absätze seiner Stiefel leise klickend zusammen, als er sich verbeugte, und ließ sie allein.
    Livia blieb noch lange im Sessel am Fenster sitzen. Langsam wurden die Schatten länger, und die Winterdämmerung brach herein. Bisher hatte ihre innere Stimme ihr in solchen Situationen immer geraten, in die Mount Street zu fahren, um sich dort Trost und Ratschläge zu holen. Aber im Moment war es ausgeschlossen, dass sie ihren Freundinnen unter die Augen trat. Diesmal musste sie allein mit sich ringen.

    Alex war voller Verzweiflung, als er die Treppe hinunterging. Wie lange hatte er seine Reise geplant, wie schwierig waren die Vorbereitungen gewesen … und wie viele überraschende Wendungen hatte es gegeben, mit denen er niemals gerechnet hatte. Niemals hätte er geglaubt, dass er die Liebe seines Lebens finden würde, das drängende Gefühl, jemanden unbedingt schützen zu müssen. Und niemals hätte er geglaubt, dass er selbst solch drängende Gefühle in sich spüren würde, dass er selbst beschützt werden wollte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er es anstellen sollte, gleichzeitig zu geben und zu nehmen. Denn man hatte ihm niemals beigebracht, sich solchen Gefühlen zu stellen.
    Er ging in das Empfangszimmer, wo die Lampen gerade angezündet worden waren. Der sanfte Schimmer erfüllte den Raum. Seine Mutter schaute von ihrem Platz über dem Kamin auf ihn herab. Ihre Augen … ihr Blick … klar und beruhigend. Gab es etwas, was diese Augen ihm sagen wollten? Was würde sie ihm sagen … ihrem Sohn?
    » Was bedeutet Ihnen die Frau?«
    Alex erschrak, als er den sanften Yorkshire-Akzent hinter sich hörte, und wirbelte herum. Morecombe war ins Zimmer geschlurft, wie immer auf leisen Sohlen, und starrte das Porträt an.
    »Sie ist meine Mutter«, erwiderte Alex schlicht.
    Morecombe nickte. »Aye. Die Mädchen haben mir so was gesteckt«, meinte er, »die Frau hat Augen genau wie Sie. Es ist natürlich alles vor unserer Zeit passiert. Aber wir wussten damals schon, dass irgendwas nicht stimmt. Unsere Lady hatte so eine Traurigkeit an sich … es hat uns das Herz gebrochen, wenn es ihr schlecht ging, ja, das hat es.«
    »Meinem Vater hat es auch das Herz gebrochen«, meinte Alex leise.
    »Sollten vielleicht dafür sorgen, dass es nicht noch mal passiert«, verkündete Morecombe lakonisch.
    Alex nickte. »Darauf bin ich auch schon gekommen.«
    »Gut. Dann sollten Sie sich besser bald drum kümmern.« Der alte Mann drehte sich um und schlurfte leise aus dem Empfangszimmer.
    Alex blieb noch einen Moment vor dem Porträt stehen, nickte entschlossen und eilte die Treppe hinauf.

    Livia war noch immer erschöpft. Die wenigen Stunden Schlaf morgens im Gasthaus schienen eine Ewigkeit zurückzuliegen. Ihr tat jeder Knochen weh, die Augen waren geschwollen und schmerzten, als ob sie stundenlang geweint
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