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Verführe niemals Deinen Mann

Verführe niemals Deinen Mann

Titel: Verführe niemals Deinen Mann
Autoren: MAUREEN CHILD
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Baby schon auf dem Arm gehabt, dieses winzige Bündel Leben. Irgendwie fühlte sie sich zur hier versammelten Familie zugehörig – und gleichzeitig wie meilenweit entfernt. Nachdem sie die kleine Emma in die Arme ihres Vaters gelegt hatte, trat sie einen Schritt zurück und betrachtete die Szenerie nun wie aus der Ferne.
    Oh, sie gönnte Gina und Adam ihr Glück von ganzem Herzen. Aber als sie ihren Schwager so sah, wie er seine kleine Familie anstrahlte, da wünschte sie sich, Travis würde für sie und das Kind, das sie gemeinsam auf den Weg gebracht hatten, das Gleiche empfinden.
    Aber sie wusste: Damit machte sie sich etwas vor. Travis tat das, was er für das Richtige hielt. Er würde sein Leben mit ihr verbringen – ob er es ursprünglich so gewollt hatte oder nicht. Er würde ihr Kind willkommen heißen und es heiß und innig lieben, aber sie würde er niemals lieben.
    Und wie konnte sie bei einem Mann bleiben, der aus reinem Pflichtgefühl mit ihr verheiratet war?
    Die Antwort war einfach. Sie konnte es nicht.
    Wieder füllten Tränen ihre Augen, aber sie blinzelte, bis sie verschwunden waren. Sei nicht selbstsüchtig, Julie. In diesem Augenblick ging es nicht um sie. Oder um Travis. Dieser Augenblick war nur für Gina und Adam und ihre kleine Tochter bestimmt. Mit Travis konnte sie später immer noch reden. Ihm sagen, dass sie nach Ablauf des gemeinsamen Jahres nicht bei ihm bleiben würde, und wenn er sich auf den Kopf stellte.
    Sie versuchte, sich auf das Glück der anderen zu konzentrieren, doch schon schweiften ihre Gedanken wieder ab. Eine neue, schreckliche Vorstellung ergriff von ihr Besitz: Was, wenn Travis das Sorgerecht für ihr gemeinsames Kind erstreiten wollte? Was würde sie dann tun? Es rieselte ihr eiskalt den Rücken herunter. Er konnte sich die teuersten Anwälte leisten – sie nicht. Hatte sie dann überhaupt eine Wahl? Musste sie nicht bei ihm bleiben, ob sie es wollte oder nicht?
    Musste sie sich mit dem Gedanken anfreunden, ein halbes Leben zu führen? Einen Mann zu lieben, wissend, dass er diese Liebe niemals erwidern würde? Sie fühlte sich wie eingesperrt in einen Käfig ohne Gitterstäbe.
    Sie wollte nicht bleiben, aber fort konnte sie auch nicht.
    „Julie, ist alles in Ordnung?“ Travis stand plötzlich direkt neben ihr. Seine Stimme war tief und so leise, dass nur sie ihn hören konnte. Mit den Fingerspitzen berührte er sanft ihr Gesicht. Hitze durchfuhr sie, als sie seine Haut auf der ihren spürte, und brachte das Eis um ihr Herz ein wenig zum Schmelzen.
    „Es geht mir gut“, log sie. „Ich bin nur ein bisschen erschöpft.“
    Seine Augen drückten Besorgnis aus, aber er lächelte sie trotzdem an. „Das ist ja auch kein Wunder. Und jetzt, wo die Show vorbei ist, bringe ich dich nach Hause. Du musst dich wirklich ausruhen.“
    Es war so rührend, wie er sich um sie sorgte. Sie hätte sich nur gewünscht, dass es aus Liebe zu ihr geschah.
    „Ja, das ist wohl das Beste“, antwortete sie und fühlte sich plötzlich unendlich müde. Ihr war, als könnte sie keine zehn Minuten mehr auf den Beinen bleiben.
    Sie verabschiedeten sich von allen und gingen durchs Krankenhaus. Es war mitten in der Nacht, und die Beleuchtung erschien ihr kalt, grell und unfreundlich. Aus irgendeinem Zimmer hörte man ein Baby schreien. Zwei Krankenschwestern standen hinter einem Tresen und begutachteten ein Blatt mit einer Fieberkurve. Maschinen piepten, Familien gingen durch die Korridore, ihre Schritte hallten von den Wänden wider.
    Travis nahm Julies Hand und versuchte sein Gleichgewicht wiederzufinden. Irgendwann in dieser Nacht war es ihm abhandengekommen. Fassungslos hatte er beobachtet, wie Adam, sonst stets ein Fels in der Brandung und die Ruhe in Person, sich in ein schwitzendes, zitterndes Nervenbündel verwandelte. Er wusste, ihm selbst stand das in ein paar Monaten auch bevor. Er hatte mit Adam gefühlt, die Anspannung, die Angst, ob alles gut gehen würde, und dann schließlich die unbändige Freude und Erlösung, als das Wunder da war.
    Und dann der Anblick dieses winzigen, wunderschönen Babys. In diesem Augenblick hatte Travis noch etwas anderes gefühlt: etwas, womit er nicht gerechnet hatte, womit er irgendwie immer noch nicht klarkam.
    Liebe.
    So beglückend, so großartig und dennoch auch so kompliziert. Das Baby war noch keine Stunde auf der Welt, und schon schien es ihm, als sei es immer da gewesen. Die Kleine war eine King. Die Tochter seines Bruders. Travis wusste, wenn
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