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Verfolgt im Mondlicht

Verfolgt im Mondlicht

Titel: Verfolgt im Mondlicht
Autoren: C. C. Hunter
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nicht zurückverfolgt werden konnten. Und Kylie durfte unter keinen Umständen jemandem sagen, wo sie sich aufhielt.
    Wegen der Verbindung zur FRU misstraute ihr Großvater allen im Camp. Und dieses Misstrauen verstärkte in Kylie noch das Gefühl der Isolation von denen, die sie lieb hatte. Sogar von ihrer Mom, die angerufen hatte, um sie zu informieren, dass sie bald mit John nach England fliegen würde. John war der neue Freund ihrer Mutter, und Kylie hielt nicht wirklich viel von ihm. Ihr Großvater erlaubte ihr zwar, ihre Mom zurückzurufen, wenn sie anrief, so dass sie bis jetzt zweimal telefoniert hatten. Aber eben nur zweimal.
    Kylie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete, aber sie kämpfte gegen die Tränen an. Sie musste stark sein. Sich zusammenreißen und erwachsen sein.
    »Schmeckt dir die Pizza?«, fragte ihre Großtante Francyne.
    »Ja, sie ist wirklich sehr gut.« Kylie beobachtete ihre beiden älteren Verwandten, wie sie die Pizza mit Messer und Gabel bearbeiteten, als hätten sie ein Steak vor sich. Sie wusste, dass sie dieses Essen nur für sie gemacht hatten. Nachdem Kylie die letzten Tage kaum etwas angerührt hatte, hatte sich ihre Großtante nach ihrem Lieblingsessen erkundigt. Jetzt fühlte sich Kylie verpflichtet, etwas zu essen, wollte aber auch nicht ungesittet wirken, also zwang sie sich ebenfalls, ein Stück Pizza abzuschneiden, und steckte es lustlos in den Mund.
    Sie war gerade kein Vampir, also sollte sie eigentlich wieder Appetit haben. Aber, nein.
    Nichts schmeckte richtig.
    Nichts fühlte sich richtig an.
    Es fühlte sich nicht richtig an, Pizza mit Messer und Gabel von einem edlen Porzellanteller zu essen, der so alt und wertvoll aussah, als gehörte er ins Museum. Es fühlte sich nicht richtig an, an diesem feinen Esstisch mit der feinen Tischdecke zu sitzen. Und es fühlte sich erst recht nicht richtig an, dass der nervige Geist jetzt mit erhobenem Schwert auf ihren Großvater zuging.
    Kylie starrte den Geist entsetzt an. Entweder sagst du mir jetzt, was du von mir willst – und es darf nichts mit Mord zu tun haben  –, oder zu verziehst dich endlich!
    Ein Blutstropfen landete auf dem Kopf ihres Großvaters, der natürlich nichts davon mitbekam. Aber Kylie schon. Der Geist zog diese Show nur ab, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Und es funktionierte auch noch.
    Hör sofort auf damit und zieh Leine! Kylie funkelte den Geist wütend an.
    Da hat aber jemand schlechte Laune heute, was?, säuselte der Geist mit Unschuldsmiene.
    Ja, allerdings, musste sich Kylie zähneknirschend eingestehen. Das kam vom Liebeskummer, der konnte einem die Freude am Leben ordentlich vermiesen. Oder es lag daran, dass sie die anderen alle so vermisste.
    Dabei hatte ihr die Zeit bei den Chamäleons schon einiges gebracht. Sie hatte in den letzten zwei Wochen bereits viel über sich und über das Chamäleon-Sein herausfinden können. Sie hatte erfahren, dass es Chamäleons erst seit etwa hundert Jahren gab. Auch wenn sie sich selbst als übernatürliche Art betrachteten, waren sie eigentlich eine Mischung aus allen Übernatürlichen – Individuen, die die DNS und die Kräfte aller Arten in sich trugen.
    Das Problem war nur, dass es ziemlich schwierig war, die Kräfte zu kontrollieren. Die meisten Chamäleons sind ungefähr Mitte bis Ende Zwanzig, bis sie es richtig beherrschten. Allerdings gab es auch nicht gerade viele andere junge Chamäleons, mit denen sie sich hätte vergleichen können. Chamäleons waren äußerst selten. Ihr Großvater hatte ihr erzählt, dass es auf der ganzen Welt nur etwa hundert Gemeinschaften wie diese hier in Texas gab, und insgesamt gab es weniger als zehntausend Chamäleons. Und nur eins von zehn Chamäleon-Ehepaaren konnte Kinder bekommen, weshalb es auch nicht mehr wurden.
    Kylie fragte sich, ob sie überhaupt Kinder bekommen konnte. Aber verdammt, sie war doch erst sechzehn und viel zu jung, um über so was nachzudenken.
    »Wie war dein Unterricht heute?«, fragte ihr Großvater.
    Kylie konzentrierte sich auf Malcom Summers, der ihr gegenübersaß. Er war schon über siebzig, aber seine Haare waren trotzdem noch strohblond, mit nur vereinzelten weißen Strähnen. Seine Augen waren hellblau und ähnelten ihren eigenen und denen ihres Vaters.
    Jetzt spritzte etwas Blut auf seine Wange. Kylie warf dem grinsenden Geist einen warnenden Blick zu, der das Schwert über Malcolms Kopf in der Luft schwang.
    Ich hab gesagt, du sollst aufhören! Kylie kniff warnend
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