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Verfluchte Seelen

Verfluchte Seelen

Titel: Verfluchte Seelen
Autoren: Dianne Duvall
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du? Und gleichzeitig fühle ich mich schrecklich schuldig, wenn ich das sage.«
    »Das solltest du aber nicht. Es ist nachvollziehbar, dass du so empfindest, und Joe würde dir deswegen keine Vorwürfe machen. Ich bin mir sicher, dass es ihm genauso gehen würde.«
    Bedrückte Stille breitete sich im Zimmer aus.
    Melanie seufzte. »Wie geht es den …«
    »Pst.«
    »Was ist?«
    »Psst.«
    Bastien spitzte die Ohren, damit er hörte, was Cliffs Aufmerksamkeit erregte, aber sein Gehör funktionierte noch nicht wieder richtig.
    »Reordon verlässt das Hauptquartier. Er fährt los, um eine Versammlung einzuberufen.«
    »Wann soll sie stattfinden?«
    »In einer Stunde. Das wird Bastien gar nicht gefallen.«
    »Na ja, daran kann ich leider nichts ändern. Ich habe versucht, Reordon davon zu überzeugen, dass er sie verschiebt, aber …«
    »Du könntest versuchen, ihm mit dem Gegenmittel zu helfen.«
    »Nein, das kann ich nicht. Nicht ohne zu wissen, welche Nebenwirkungen es hat. Vielleicht handelt es sich nicht einmal um ein Gegenmittel.«
    »Du wirst die Nebenwirkungen so lange nicht kennen, wie du dich weigerst, das Mittel an jemandem auszuprobieren. Teste es an mir.«
    »Ganz sicher nicht. Es könnte dich töten, Cliff. Oder einen psychotischen Anfall auslösen. Ein einziger Betäubungspfeil ist für dich – und jeden anderen Vampir – tödlich. Allerdings braucht es mehrere, um bei einem Unsterblichen Bewusstlosigkeit hervorzurufen. Als ich endlich ein passendes Aufputschmittel gefunden habe, musste ich die Wirkung vervielfachen. Ein Mensch würde sofort sterben, wenn ich ihm das Mittel injiziere. Einen Unsterblichen könnte es ebenfalls töten. Ich weiß nicht, wie es sich auf einen Vampir und seinen fragilen Geisteszustand auswirkt.«
    Bastien versuchte wieder, die Augen zu öffnen. Stechender Schmerz schoss durch seinen Schädel, und er stöhnte laut auf.
    »Bastien?«, fragte Melanie besorgt.
    Eine Kette rasselte.
    »Zu hell«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Er hörte kleine Füße in Turnschuhen durch das Zimmer gehen. Das Licht wurde gedimmt.
    Seufzend öffnete er vorsichtig die Augen.
    Melanie trat neben sein Bett oder die Pritsche oder was auch immer das war, auf dem er lag. Zumindest war es höllisch unbequem. Unter dem weißen Laborkittel trug sie ein hellblaues University-of-North-Carolina-Tar-Heels-T-Shirt, das sich an ihre üppigen Brüste schmiegte, und eine enge Jeans, die ihre weibliche Hüfte und ihre wohlgeformten Oberschenkel betonte. Ihr kastanienbraunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie sah aus wie eine Collegestudentin.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte sie.
    »Als hätte jemand einen Amboss auf meinen Kopf fallen lassen.«
    Die hübschen Augenbrauen zu einem Strich zusammengezogen, legte sie einen Finger auf sein Handgelenk, um seinen Pulsschlag zu prüfen, und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand.
    Ihre Gefühle strömten auf ihn ein, was er der besonderen Gabe zu verdanken hatte, mit der ihn die Natur beschenkt hatte. Er spürte ihre Besorgnis, die er nicht verdiente. Dennoch genoss er das Gefühl wie ein Stück Sachertorte nach langer Fastenzeit.
    Ihre Besorgnis wurde von Erleichterung abgelöst. »Sie haben einen kräftigen Puls.«
    Er war nicht nur kräftig, sondern auch schneller als normal, was er ihrer Nähe und der sanften Berührung zu verdanken hatte.
    Ihre Blicke trafen sich. Irgendeine Empfindung durchzuckte sie. Er spürte etwas, war sich aber nicht sicher …
    War es freudige Erregung oder Nervosität?
    Es musste Letzteres sein. Nicht, dass man ihr einen Vorwurf machen konnte. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er vor ihren Augen einen Mann enthauptet. Seither hatten sie sich einige Male gesehen und miteinander gesprochen, aber wie hätte sie diesen ersten Eindruck vergessen sollen?
    Nachdem sie sein Handgelenk losgelassen hatte, drehte sie sich um und ging weg. »Ich hole Ihnen noch etwas Blut und ein kühlendes Gelkissen für den Kopf.«
    Ehe er ihr sagen konnte, dass sie sich keine Umstände machen solle, war sie schon zur Tür hinaus.
    »Mann«, sagte Cliff, sobald sich die schwere Tür hinter ihr geschlossen hatte. »Du hast uns einen ganz schönen Schreck eingejagt.«
    Bastien löste den Blick von der Tür und sah sich suchend nach dem Vampir um.
    Cliff stand nur wenige Meter entfernt, sein Fuß steckte in einem Metallring. Der Ring war an einer Titankette befestigt, die so dick war wie Bastiens Unterarm und den jungen Vampir
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