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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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doch freinehmen und ihr beim Umzug helfen sollte. Doch sie wiegelte ab. Da sie nur ein Zimmer in ihrer WG bewohnte, gab es nicht viel zu transportieren. Ihre Mutter war arbeitslos. Ferdinand hatte Urlaub. Beide wollten ihr helfen. »Das erledigen wir mit einer Fuhre. Außerdem wirst du eh keinen freien Tag bekommen, jetzt, wo die halbe Mordkommission in Urlaub ist.«
    Seit sie offiziell ein Paar waren, arbeiteten sie nicht mehr zusammen, denn Dühnfort war Ginas Chef gewesen. Inzwischen widmete sie sich in der Abteilung von Thomas Wilzoch den ungeklärten Altfällen. Während des Frühstücks erzählte sie ihm von ihrer aktuellen Aufgabe, einem über zwanzig Jahre alten Tankstellenmord, den sie seit gestern wieder aufrollten.
    Damals war Alicia Ehlers, Verkäuferin in einer Tankstelle in Milbertshofen, spätabends überfallen, ausgeraubt und bestialisch getötet worden. Der Täter hatte sie gefesselt, ihr eine Plastiktüte über den Kopf gezogen, diese mit Klebeband verschlossen und die Frau hilflos liegen lassen. Bis heute war ihr Mörder nicht gefasst.
    »Sie hatte keine Chance. Der nächste Kunde kam erst dreiundzwanzig Minuten später. Da war sie schon jämmerlich erstickt.«
    »Es gibt also ein Überwachungsvideo?«
    »Hm.« Gina nickte kauend. »Schwarzweißes Gekrissel. Der Täter war maskiert. Man sieht, wie er sie mit der Waffe bedroht. Sie sagt etwas, das ihn aus dem Konzept zu bringen scheint, denn er tritt einen Schritt zurück, zögert und lässt sogar die Waffe sinken. Doch dann rastet er aus, reißt eine Rolle Klebeband vom Verkaufsständer für Autobastelkram, schnappt sich die Plastiktüte, in der er die Waffe mitgebracht hat, und stürzt sich auf die Frau. Mehr sieht man leider nicht, denn der Rest hat auf dem Boden hinter der Verkaufstheke stattgefunden. Über drei Minuten bleibt er verschwunden. Erst dann taucht er auf, leert die Kasse und geht seelenruhig hinaus.«
    »Das ist eine ungewöhnliche Tötungsart. Seid ihr sicher, dass es ein Raubüberfall war, der sich anders entwickelte als geplant? Mich erinnert das Vorgehen an Atemkontrolle und BDSM-Praktiken. War die Kleidung derangiert? Gab es ein Luftloch in der Tüte?«
    »Nee, nichts dergleichen. Da ging es nicht ums Ausleben perverser Phantasien. Der Überfall ist aus dem Ruder gelaufen. Alicia muss den Täter erkannt haben.«
    »Er war bewaffnet. Weshalb hat er nicht auf sie geschossen?«
    »Vermutlich hätte das zu viel Krach gemacht. Die Videothek nebenan hatte noch geöffnet. Ich werde heute die Asservate raussuchen und in die KTU bringen und versuchen, die Zeugen von damals aufzutreiben. Und was steht bei dir an?«
    »Papierkram. Der Abschlussbericht im Fall Eigner muss geschrieben werden.« Plötzlich fühlte er sich unwohl. Er saß hier beim Frühstück und unterhielt sich über den qualvollen Tod einer jungen Frau, als wäre er das Selbstverständlichste auf der Welt. Das Klingeln an der Wohnungstür holte ihn aus diesen Gedanken.
    »Hoffentlich die Handwerker. Wäre schön, wenn die Tür bis heute Abend drin ist.« Gina ging in den Flur. Dühnfort folgte ihr. Bereits gestern hatten sie Teppich, Kommode und den Garderobenschrank ins Wohnzimmer geräumt. Die Wand war frei und mit einer Markierung versehen, wo der Durchbruch zu Ginas Wohnung gemacht werden sollte.
    Der Hausmeister stand auf dem Vorplatz, Seite an Seite mit einem rotgesichtigen Mann mit Halbglatze. Blaue Latzhose, Goldkette mit Kreuz an nackter Brust, die Muskeln eines Bodybuilders und in einer Hand einen 15-Kilo-Vorschlaghammer. »Bin ich Stanislaw. Schickt mir Frau Stock von Hausverwaltung. Komme ich machen Loch in Wand.«
    »Und wo ist die Tür?« Gina spähte ins Treppenhaus.
    Das Gesicht des Hausmeisters war vom Rauchen gegerbt. Er zog ein Päckchen Gauloises Blondes aus der Tasche seines grauen Arbeitskittels und fingerte nach einer Zigarette. »Die bringt sein Kollege gleich rauf. Die Jungs sind in Ordnung. Keine Sorge.«
    Gina schien nicht ganz überzeugt. »Und wo wollen sie den Schutt hintun? In die Hosentasche stecken?«
    »Kollege bringt Wanne, Sturz, Mörtel. Alles. Machen wir Ordnung. Nix Sorge. Du beide Polizei. Will nix Ärger mit Polizei. Ist sich alles picobello heute Abend.«
    Hoffentlich, dachte Dühnfort. Hinter ihm erklang die Melodie seines Handys, das gleichzeitig einen sirrenden Tanz auf der Ablage aufzuführen begann. Er erwischte es gerade noch, bevor es auf den Boden fallen konnte.

4
    Pia Cypris, Hauptkommissarin beim Kriminaldauerdienst,
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