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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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meldete sich. »Guten Morgen, Tino. Auch wenn das echt kein guter Morgen ist.« Ein abgrundtiefer Seufzer klang durchs Telefon. »Du bist hoffentlich schon auf. Oder habe ich dich aus dem Bett gescheucht?«
    »Ich wollte mich grad auf den Weg ins Präsidium machen.«
    »Brauchst du nicht. Heute Nacht gab es einen Toten in Unterhaching. Heigl meint, du könntest das mit deinen Leuten übernehmen.«
    »Kein Problem. Ist die KTU schon vor Ort?«
    »Buchholz hat es sich nicht nehmen lassen, gleich selbst zu kommen.«
    »Gut.« Buchholz übersah nichts.
    »Na ja. Richtig optimal läuft das im Moment nicht. Gleich wirst du fluchen, so wie ich geflucht habe. Der Tote ist uns abhandengekommen. Er ist bereits auf dem Weg in ein Kühlfach der Rechtsmedizin.«
    Erlaubte Pia sich einen Scherz? »Das glaube ich jetzt nicht.«
    »Ist aber so. Der Notarzt war schneller als ich. Als ich ankam, war er mit dem Toten schon weg.«
    »Bitte? Das musst du mir erklären.«
    »Die Kollegen der Schutzpolizei, die als Erste vor Ort waren, haben dem Notarzt geholfen, den Jungen zu drehen, und dabei hat er geseufzt. Auf der Baustelle war es noch dunkel. Im Licht der Handlampen kannst du Wiederbelebungsmaßnahmen vergessen, deshalb haben sie ihn in den Rettungswagen gebracht. Der Notarzt beginnt mit der Reanimation, und ab geht es mit Blaulicht in Richtung Klinik. Unterwegs wurde dann der Exitus festgestellt, und nun bringen sie die Leiche in die Rechtsmedizin. Aber ich schwöre dir, da lag ein Toter und kein Verletzter. Dem hat man den Schädel weggeblasen, laut Aussage der Kollegen fehlt der halbe Hinterkopf. Wieso der noch geseufzt haben soll … Frag mich was Einfacheres.«
    Dühnfort hatte eine Vermutung. »Wenn die Leiche bewegt wurde, kann Luft aus dem Magen entwichen sein. Das hört sich dann tatsächlich wie ein Seufzer an.« Er hatte das selbst einmal erlebt und sich beinahe zu Tode erschrocken. »Ich mache mich sofort auf den Weg. Wohin müssen wir?«
    »Anemonenweg, Unterhaching. Bei der Baustelle.«
    Er rief erst Alois an, dann Kirsten, die vor vier Wochen Ginas Stelle übernommen hatte. Da sie kein Fahrzeug aus dem Fuhrpark zur Verfügung hatte, bot er an, sie abzuholen. Ihre Wohnung lag ohnehin auf dem Weg.
    Mittlerweile hatte Gina Stanislaw gezeigt, was zu tun war. Dühnfort griff nach Sakko und Autoschlüssel. »Ich muss los.« Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss. »Hab einen schönen Tag, ja?«
    Als er durchs Treppenhaus ging, trug er ihren Apfelduft noch mit sich, als er vors Haus trat, verflüchtigte er sich bereits, und während der Fahrt verschwand er ganz.
    Kirsten wartete am Mangfallplatz vor dem Haus auf ihn. Wenn die Redewendung von der kühlen Blonden je auf eine Frau zugetroffen hatte, dann auf sie. Er wurde mit ihr einfach nicht warm.
    Heute trug sie einen schmalen Rock, ein weißes Top und einen leichten Blazer und hätte problemlos als Bankkauffrau durchgehen können. Rein äußerlich passte sie bestens zu Alois. Doch auch er kam mit ihr nicht klar. Die Chemie stimmte nicht. Früher oder später würde es zwischen den beiden richtig krachen. Dühnfort stoppte am Gehweg. Kirsten stieg ein, wünschte ihm einen guten Morgen und fragte, was anstand.
    Er erklärte es ihr, während er den Blinker setzte und in den Verkehr einfädelte.
    Was er an ihr schätzte, war die Art, wie sie ihren Job erledigte. Strukturiert, zuverlässig, genau mit der Sorgfalt, die er von seinen Mitarbeitern erwartete. Doch ihre abweisende Art ärgerte ihn gelegentlich, vor allem aber verunsicherte sie ihn. Was er über sie wusste, wusste er nicht von ihr, sondern aus den Personalunterlagen. Neununddreißig, Mutter einer Tochter, verwitwet. Bis Mai hatte sie beim Polizeipräsidium Unterfranken in Würzburg Dienst getan und das sehr gut, denn ihre Beurteilungen waren erstklassig. Er nahm an, dass der Tod ihres Mannes Anlass für das Versetzungsersuchen gewesen war. Alles hinter sich zu lassen, was an einen geliebten Menschen erinnert, und neu zu beginnen, war keine ungewöhnliche Reaktion auf einen derartigen Schicksalsschlag. Doch das war nur eine Annahme.
    Schweigend sah sie aus dem Fenster. Lediglich die Mitteilung, dass die Leiche nicht mehr am Tatort war, entlockte ihr ein ungläubiges Kopfschütteln. »Das ist ja eine kuriose Geschichte. Vor allem aber erschwert es unsere Arbeit.«
    Sie erreichten Unterhaching, einen typischen Münchener Vorort. Wohnblocks, Ein- und Mehrfamilienhäuser und die charakteristischen Reihenhausketten der
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