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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
Autoren: Veronika Aretz
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gerüffelt, dass ich mich gewählter ausdrücken sollte und nicht mal einen einzigen vernünftigen Satz zu Ende sprechen konnte. Und mein Vater hätte mir vermutlich einen Vortrag über verantwortungsbewusstes Benehmen gehalten, da ich einfach nur dumm herumstand. Aber sie waren auch nicht an meiner Stelle. Sie hatten sich diesen ultra-kotzigen Plan ausgedacht – und wer musste nun die Hühnersuppe auslöffeln?
    Ein Mal raten ist erlaubt!
    „Es war die Idee deines Vaters, doch deine Mutter hat ihm beigepflichtet. Sie haben dir eine äußerst ehrenvolle Aufgabe anvertraut. Hast du ihn noch?“
    Ich schaute sie an, als redete sie von dem vergifteten Apfel aus Schneewittchen oder sonst einem Märchen, dann griff ich in meine Tasche. Der Trigonische Kristall! Er schimmerte in einem zarten Violett, meiner Lieblingsfarbe. In seiner Mitte drehte sich die Erde wie eine Welt, die bewundert werden wollte.
    „Verwandle ihn in etwas anderes, zum Beispiel in ein Armband!“
    „Was?“
    Ich hatte nicht zugehört, was Amarelia gesagt hatte. Fasziniert beobachtete ich das Innere der Kugel. Jetzt schien sie das weite Meer zu zeigen, ich sah Wolken über das Wasser ziehen und Schwebeschiffe dahingleiten. (9)

    „Der Kristall ist zu auffällig. Verwandle ihn in ein Armband!“
    „Wie denn? Ich kann doch kaum sagen: Los, Kristall, verwandle dich in einen Armreif! “
    Kaum hatte ich aber den Satz zu Ende gesprochen, lag ein goldener Reif in meiner Hand. Ich klappte den Mund auf.
    „Er hat dich als Hüter akzeptiert!“, rief Amarelia begeistert. „Wie dein Vater es vorausgesehen hat! Aber ein goldener Armreif am Handgelenk eines Kindes ist immer noch zu auffällig …“
    Dann dachte ich nur: Werde zu einem Blechreif! Und schon veränderte der Reif seine Farbe und ich glaube, meine Gesichtsfarbe änderte sich auch. Ich muss einem Laubfrosch eurer Welt ziemlich ähnlich gesehen haben.
    „Gut so!“, sagte Amarelia. „Der Kristall täuscht uns eine Illusion vor. Niemand darf wissen, dass du ihn hast! Ich habe in den letzten Wochen, seit deine Eltern mich in ihren Plan eingeweiht haben, alle alten Aufzeichnungen über die Erde gelesen. Das da drüben ist ein Automobil.“ (10) Sie zeigte auf die Maschine, die vorhin so laut geknattert hatte.

    „Es stinkt!“, knurrte ich und verzog angewidert das Gesicht. Unter normalen Umständen hätte ich dieses „Automobil“ sofort studiert. Meine besten Freundinnen Dan’helia und Gusuh’mare hätten sich mit mir darum gerissen, es als Erste berühren zu dürfen. Wir drei waren bekannt für unseren Ehrgeiz, Geheimnisse zu lüften.
    Ich spürte ein Stechen in meiner Brust. Was taten Dani und Gusu, wie ich die beiden nannte, genau jetzt? Vermissten sie mich vielleicht schon?
    „Deine Eltern ahnten den Verrat!“, fuhr Amarelia fort. Ich sah die Magd böse an, aber sie hatte natürlich keinen blassen Schimmer, aus welchen Träumen sie mich gerade gerissen hatte. „Der Friedenskristall, der auch gelegentlich ‚das Zeichen‘ genannt wird, musste in Sicherheit gebracht werden! Deine Eltern hoffen, dass niemand den Kristall bei dir vermutet. Noch nie zuvor wurde er einem Kind anvertraut.“
    Lange sagte ich nichts. Ich spürte die Last der Verantwortung wie Blei auf meinen Schultern. Die Angst kroch auch noch in meinem Kopf herum, aber gleichzeitig keimte ein wenig Stolz in mir auf. Ich war von meinen Eltern auserwählt worden! Sicher hätte es noch genügend andere Labidaner gegeben, die ebenfalls infrage gekommen wären – aber nein, sie vertrauten nur mir! (11)

    Doch nun saß ich als Hüterin des Friedenskristalls in dieser seltsamen Welt fest und musste warten, bis der Kampf um die Macht auf den Sieben-Welten entschieden war. Ich zweifelte nicht daran, dass mein Vater die Schwarze Seite bezwingen würde, es wäre ja auch nur fair – oder nicht? Niemand, der so böse Absichten verfolgte, durfte siegen.
    Trotzdem kam ich mir irgendwie ausgestoßen vor. Sicher, ich hatte den Kristall – oder „das Zeichen“, wie Amarelia es nannte. Aber dafür hatte ich den Kontakt zu meiner Heimatwelt verloren. Wie erfuhr ich, wann der Krieg zu Ende war? Was geschah mit mir, falls meine Eltern starben und niemand wusste, dass ich auf der Erde festhing?
    „Die leben hier noch in der Steinzeit!“, presste ich hervor. Mühsam versuchte ich, meine Wut zu beherrschen.
    Du musst wissen, dass ich eigentlich sehr neugierig auf deine Welt war – nur von meinen Eltern so überrumpelt worden zu sein, das
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