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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition)
Autoren: Kendra Elliot
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Eindeutig keine Eiscreme. Aber warum fror er so schrecklich?
    Schnee.
    Mühsam öffnete er die Augen und starrte an die Decke über dem Sitz vor ihm. Sie war aufgerissen und gab den Blick auf den dunkelgrauen Himmel frei, dessen fahles Licht das Flugzeuginnere nur schwach erhellte. Ein guter Zentimeter Schnee auf den Sitzlehnen und auf dem Boden sagte ihm, dass es einen Schneeschauer gegeben hatte. Er setzte sich in dem Flugzeugwrack auf. Den brüllenden Schmerz in der Schulter ignorierte er. Schlagartig kam die Erinnerung an den Absturz zurück.
    Der Flug war ziemlich unruhig gewesen. Wind und Eisregen hatten die kleine Maschine geschüttelt. Nervös hatten die Piloten immer wieder nachgesehen, ob alle Insassen angeschnallt waren. Von einer Landung in Granton war keine Rede mehr. Sie wollten bei der erstbesten Gelegenheit runtergehen. Im ursprünglichenFlugplan war Hillsdale, westlich von Portland, als Zielort eingetragen. Der inoffizielle und tatsächliche Plan war gewesen, auf dem kleinen Landeplatz in Granton, dreißig Meilen südlich von Portland, zu landen. Aber inzwischen ging es nur noch darum, die Kiste ohne Zwischenfälle zur Erde zurückzubringen. Das scheußliche Wetter und die Windböen trieben den Piloten den Schweiß auf die Stirn.
    Bei einigen besonders heftigen Turbulenzen hatte sich der U.S. Marshal auf der anderen Seite des Mittelgangs an den Armstützen festgekrallt. Seine Schläfen waren feucht geworden, und seine Lippen hatten stumme Gebete zum Himmel geschickt.
    Die Gewalt des Sturmes und die Anstrengungen des kleinen Flugzeugs und der Piloten faszinierten Darrin. Der Flug war zu einem Kampf um Leben und Tod geworden, und ihm wurde bewusst, dass er auf der Seite des Wetters stand. Der Gedanke an den Tod erschreckte ihn nicht. Alles war besser, als wieder in den Knast zurückzukehren. Dort hatte
er
ums Überleben gekämpft. Die trostlosen Mauern, die unzähligen Regeln und die erstickende Atmosphäre hatten ihn langsam erdrückt. Ein schneller Tod in einem Sturm war besser, als hinter Gittern lebendig zu verrotten.
    Er war auf dem Land aufgewachsen. Aber erst seitdem er im Knast saß, wusste er, dass er ohne Zugang zur freien Natur nicht leben konnte. All die Jahre, die er in großen Städten verbracht und versucht hatte, seine ländlichen Wurzeln zu vergessen, waren für die Katz gewesen. Er war ein Mann, der einen Bullen kastrieren, den ganzen Tag lang zentnerschwere Heuballen auf einen Truck werfen und eine ganze Woche in den dürren Ebenen im Osten Oregons campieren konnte. Dazu brauchte er nicht mehr als einen Schlafsack und ein Messer. Beim Start des Flugzeugs hatte er einen heftigen Energieschub gespürt. Die Natur von oben betrachten zu können, war Nahrung für seine Seele gewesen. Danach hatte er im Gefängnis gehungert. Und die Luft hier draußen roch tausendmal besser.
    Er sog die eisige, saubere Luft tief ein und betrachtete den reglosen Marshal auf der anderen Seite des Mittelgangs. Die Haut des Mannes war fahl, sein Kopf war in einem unnatürlichen Winkelauf seine Schulter gesunken. Blut sah Darrin zwar nirgends, doch der Agent war eindeutig tot. Anscheinend hatte der Gott des Marshals die stummen Gebete ignoriert.
    Darrin beugte sich vor und spähte um den Sitz vor ihm herum ins Cockpit. Die eisige Luft, die ihm in die Lunge fuhr, nahm ihm den Atem. Kein Cockpit. Nur Bäume und Schnee.
    Das Flugzeug war nicht lediglich aufgerissen – das gesamte Vorderteil fehlte.
    Wo ist das Cockpit? Wo sind die Piloten?
    Mit pochender Schulter und gefesselten, kältestarren Händen öffnete er umständlich den Sitzgurt. Die Vorschriften verlangten eigentlich, dass er auf dem Transport Fußfesseln, Hüftketten und Handschellen trug und von zwei Marshals bewacht wurde. Aber das hier war kein normaler Transport. Darrin Besand brauchte nur Handschellen und einen einzigen Marshal als Begleitung. Und selbst die Handschellen waren nur zur Schau für die Piloten da.
    Steif richtete er sich auf und stand schließlich auf unsicheren Füßen im Mittelgang. Um wieder etwas Gefühl in den Beinen zu bekommen, stampfte er ein paarmal fest auf und fluchte, weil tausend kleine Nadeln ihn in die Zehen stachen.
    Der Schmerz ist doch ein gutes Zeichen, oder?
    Er starrte die Leiche an. Seltsam, vor einem Toten zu stehen, den er nicht selbst ins Jenseits befördert hatte. Er wühlte in der Innentasche des Jacketts des Marshals nach dem Schlüssel für die Handschellen. Der Agent war kalt.
    Wie lang ist die
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