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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition)
Autoren: Kendra Elliot
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es dort draußen Verletzte gibt, deren Überleben vielleicht von meiner Hilfe abhängt. So bin ich nun mal programmiert. Wenn die Chance besteht zu helfen, dann marschiere ich verdammt noch mal auch los. Und ob es sich um einen Verbrecher oder um deine Großmutter handelt, interessiert mich erst mal nicht. Für mich macht das keinen Unterschied.«
    Das einzige Geräusch auf der Lichtung war das Geprassel der Regentropfen auf ihren Outdoorjacken. Thomas sah zu Boden. Seine Stiefel scharrten im Schlamm.
    In einem freundlicheren Ton, aber nach wie vor drängend, sprach Brynn weiter: »Genaueres wissen wir sowieso erst, wenn wir dort sind. Wir müssen es versuchen. Der Marshal im Flugzeug und die beiden Piloten könnten noch am Leben sein.« Die Männer nickten. Auf ihre Mienen trat Entschlossenheit.
    Jim sah Collins an. »Und wo ist er jetzt, dein Fed?«
    Alex Kinton trat auf die Bremse seines Geländewagens. Er suchte sich zum Parken die kleinste Pfütze aus, blieb dann noch einen Augenblick sitzen und betrachtete die trostlose Szenerie. Nass, nebelig, kalt und … nass! Ein eng zusammenstehender Kreis aus roten Parkas drehte sich geschlossen zu ihm um. Selbst aus fast zwanzig Metern Entfernung sah und spürte er die Ablehnung, die ihm entgegenschlug.
    Er war hier nicht willkommen.
    Das nahm er niemandem übel, und es war ihm egal.
    Auf ihn wartete ein Flugzeugwrack.
    Alex zwang sich, die Tür zu öffnen und in die bitterkalte Märzluft hinauszutreten.
Verdammt. Was für ein Mistwetter
. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Fahrig strich er sich durchs Haar, zerrte sich die Kapuze über den Kopf und spürte, wie ihm eine Gänsehaut über die Arme lief.
    Während Alex durch den Matsch stiefelte, löste sich einer der roten Parkas aus dem Kreis. Die kalte Feuchtigkeit, die Alex in die Lunge stach, nahm ihm fast den Atem. Es roch nach Schnee. Dieser frische, eisige Hauch bedeutete immer, dass bald Tonnen von dem weißen Zeug zur Erde rieseln würden. Die Temperatur musste um den Gefrierpunkt liegen. Unwillkürlich überlief ihn ein Schauer – von den Haarwurzeln bis zu den Zehen. Er hoffte nur, dass die anderen es nicht bemerkt hatten. Warum war das Flugzeug nicht im August abgestürzt? Dann hätte er in Shorts losziehen können.
    Der Mann in dem Parka kam auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin. Doch seine braunen Augen sahen ihn zweifelnd an. Der Typ musste in den Fünfzigern sein und strahlte die natürliche Autorität eines geborenen Anführers aus.
    »Alex Kinton?« Alex nickte.
    »Sie müssen Collins sein. Mein Boss sagte, Sie hätten einen Rucksack und einen Satz Ausrüstung für mich.«
    Collins’ Kinn zuckte angesichts des knappen Tons, und Alex sah ihm fest in die Augen. Er hatte weder die Zeit noch die Geduld für belanglosen Smalltalk. Überraschend erinnerte ihn in diesem Moment ein Magenkrampf daran, dass er nicht gefrühstückt hatte. Der Schmerz im Bauch wetteiferte mit den stärker werdenden Kopfschmerzen. Er hatte weder gestern Abend noch heute Morgen seine Medikamente eingenommen. Weil er für das Flugzeug einen klaren Kopf brauchte, hatte er das kleine orangefarbene Tablettenröhrchen absichtlich im Regal stehen lassen.
    Einen klaren Kopf hatte er jetzt – aber einen, der pochte.
    Collins nickte bedächtig. Er musterte sein Gegenüber unverhohlen. Als wäre er zu einer Entscheidung gelangt, wurde sein Gesichtsausdruck plötzlich kühler und seine Lippen wurden schmal. »Ich hole Ihnen den Rucksack. Das Team ist abmarschbereit. Jimführt das Kommando.« Collins deutete mit dem Kopf auf die vier verbliebenen Personen und stapfte zu seinem Suburban.
    Alex entspannte sich ein bisschen. Der Sheriff hatte verstanden, was für ein Mensch vor ihm stand: ein Soldat, der sich zum Dienst meldete. Der keine Meinung zu dem Einsatz hatte, in den er geschickt wurde, sondern einfach tat, was von ihm erwartet wurde. Alex drehte sich zu den anderen und holte tief Luft. Nacheinander sah er den Männern in die Augen und überlegte, in welchem der roten Parkas wohl Jim steckte.
Uuups
. Die letzte Person war eine Frau. Ihr Mund zuckte, und ihre Augen blitzten selbstbewusst. Anscheinend amüsierte sie seine Verblüffung.
    Alex erstarrte. Sein Blickfeld verengte sich auf ihr Gesicht, ihre Augen weiteten sich kaum merklich. Dieser Blickkontakt ließ seine sorgfältig konstruierte Mauer aus Gleichmut zerbröseln. Einen Sekundenbruchteil lang spürte Alex die Kälte nicht. Alle Gedanken an das Flugzeug lösten sich in Luft
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