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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt
Autoren: Kendra Elliot
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für das Flugzeug einenklaren Kopf brauchte, hatte er das kleine orangefarbene Tablettenröhrchen absichtlich im Regal stehen lassen.
    Einen klaren Kopf hatte er jetzt – aber einen, der pochte.
    Collins nickte bedächtig. Er musterte sein Gegenüber unverhohlen. Als wäre er zu einer Entscheidung gelangt, wurde sein Gesichtsausdruck plötzlich kühler und seine Lippen wurden schmal. »Ich hole Ihnen den Rucksack. Das Team ist abmarschbereit. Jim führt das Kommando.« Collins deutete mit dem Kopf auf die vier verbliebenen Personen und stapfte zu seinem Suburban.
    Alex gestattete seinem Rückgrat, sich um einen Millimeter zu entspannen. Der Sheriff hatte verstanden, was für ein Mensch vor ihm stand: Ein Soldat, der sich zum Dienst meldete. Der keine Meinung zu dem Einsatz hatte, in den er geschickt wurde, sondern einfach tat, was von ihm erwartet wurde. Geladen, gesichert, kampfbereit.
    Alex drehte sich zu den anderen um und holte tief Luft. Nacheinander sah er den Männern in die Augen und überlegte, in welchem der roten Parkas Jim steckte.
Uuups
. Die letzte Person war eine Frau. Ihr Mund zuckte, und ihre Augen blitzten selbstbewusst. Anscheinend amüsierte sie seine Verblüffung.
    Alex erstarrte. Sein Blickfeld verengte sich auf ihr Gesicht; ihre Augen weiteten sich kaum merklich. Dieser Blickkontakt ließ seine sorgfältig konstruierte Mauer aus Gleichmut zerbröseln. Einen Sekundenbruchteil lang spürte Alex die Kälte nicht. Alle Gedanken an das Flugzeug lösten sich in Luft auf, und sein Geist wurde erfrischend klar. Sie biss sich auf die Lippe und schaute weg. Die Verbindung riss ab.
    Alex’ Hirn sprang zurück zu der Aufgabe, die vor ihm lag und zu dem sumpfigen Wald.
    Aufgrund ihrer Größe, des unförmigen Parkas und der Kapuze hatte sie sich von den Männern erst einmal kaum unterschieden. Der grauweiße Hund neben ihr sah ihn aus aufmerksamen blauen Augen an und wedelte freundlich mit dem Schwanz. Alex’ Blick wanderte zurück zu den Männern. Anscheinend hatten sie bemerkt, wie er die Frau angestarrt hatte. Im Blick der Männer lag Feindseligkeit. Alex’ Körper spannte sich.
    Wenigstens der Hund schien nichts gegen ihn zu haben.
    »Alex Kinton.« Er nickte steif und unterdrückte den Impuls zu salutieren.
    Alle rasselten ihre Namen herunter. Der ungewöhnliche Name der Frau ließ Alex aufhorchen.
Brynn.
Anders. Jetzt blickten ihre warmen braunen Augen neugierig. Mit einem kaum sichtbaren Lächeln beugte sie sich zu dem Hund und streichelte ihn. Blondes Haar lugte unter ihrer Kapuze hervor. Die klaren Züge und der lange, elegante Hals erinnerten ihn an eine Balletttänzerin. Konnte sie bei einem Marsch mit den Männern mithalten? Collins hatte sich lange gesträubt und tausend Gründe angeführt, warum er Alex nicht im Vorauskommando haben wollte. Er behauptete, die meisten Leute seien den körperlichen und mentalen Strapazen nicht gewachsen.
    Jim war der kleinste unter den Männern. Er musterte Alex mit einem erfahrenen, eindringlichen Blick - von den nagelneuen Wanderstiefeln bis zur Kapuze der Columbia-Sportswear-Titanium-Jacke. Alex hatte direkt vor dem Aussteigen aus seinem Wagen noch kurz das Etikett abgerissen.
    Jetzt sprach sein neuer Boss. »Im Team sprechen wir uns alle beim Vornamen an. Also, Alex: Was trägst du unter der Regenhose?«
    Alex presste die Lippen zusammen. War das ein Verhör?
    »Kleider.«
    Jim stand mit einem Schritt fast Nase an Nase mit ihm. »Wir sind unterwegs in eine knochenkalte, verdammt nasse Gegend. Wenn du müde oder gereizt wirst, weil du mit der Kälte und der Nässe nicht klarkommst und weil du die falschen Sachen anhast, wird mein Team keinen Schritt langsamer gehen, und ich werde dich nicht bemuttern.« Jims blaue Augen blitzten angriffslustig.
    Deutliche Worte.
    »Funktionsunterwäsche, Kampfanzug. Zwei Paar Socken. Keine Baumwolle. Meine Stiefel sind wasserdicht und die verdammten Handschuhe waren teurer als diese Platinum-Jacke.« Alex hob eine marineblau behandschuhte Hand. Er konnte noch immer nicht fassen, was er dafür bezahlt hatte. »Entweder ich binfür dieses scheußliche Gebirgswetter perfekt gerüstet oder der Verkäufer in dem Outdoor-Laden hat mich schon von Weitem kommen sehen und heute eine Kommission eingesackt, die für einen Flachbildfernseher reicht.« Er sprach direkt mit Jim, sah ihm dabei fest in die Augen und bemühte sich um einen lockeren, aber respektvollen Ton. Er hatte einen Fehler gemacht. Einen Teamleiter wie Jim wollte
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