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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt
Autoren: Kendra Elliot
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»Tut sich was?«
    »Ziemlich viel sogar. Die transplantierte Haut sieht schon ganz ordentlich aus.« Jack fuhr mit der Hand über seinen stoppeligen Kopf. »Und die Haare sind bald länger als das Militär erlaubt.«
    Er hatte sich die versengten Stoppeln vom Kopf rasiert. Lacey kam sich manchmal vor, als wäre sie mit Vin Diesel zusammen. Sie vermisste Jacks dichtes schwarzes Haar.
    Auch ihr eigenes Haar reichte nur noch bis knapp unter die Ohrläppchen. Etliche Zentimeter waren verbrannt und ihr Friseur hatte für einen etwas frecheren Look und mehr Volumen gleich noch ein Stück abgeschnitten. So kurz trug sie das Haar zum ersten Mal im Leben.
    Lacey hasste ihre neue Frisur.
    Ihr Vater gab Jack grinsend einen Klaps auf den Rücken und drückte seine Schulter. Dann umarmte er Lacey noch einmal und verabschiedete sich.
    Jack zog Lacey an sich. Sie legte den Kopf auf sein Herz und er hielt sie fest. Das Pochen beruhigte und tröstete sie. »Ich habe Kelly gehen gehört.«
    Lacey sagte nichts.
    »Stimmt deine Vermutung über Jessica?«
    Sie nickte gegen seine Brust.
    »Was ist in der Schachtel? Warum will dein Dad sie morgen zurück?«
    Eigentlich hatte sie den Karton allein öffnen wollen, aber sie hatten einander versprochen, sich ihren Problemen gemeinsam zu stellen. Seit dem Feuer waren sie und Jack nur während seiner Operationen voneinander getrennt gewesen. Er hatte darauf bestanden, dass Michael oder ihr Dad an diesen Tagen bei ihr waren. Zweimal war er mit geballten Fäusten und ihrem Namen auf den Lippen aus der Narkose erwacht. In diesem benebelten Zustand konnten nur ihre Stimme und ihre zarte Hand auf seiner Wange ihn beruhigen.
    Wegen Jacks Playboy-Vergangenheit machte Lacey sich keine Gedanken mehr und bindungsunfähig schien er auch nicht zu sein. Jeder andere Mann hätte sich längst aus dem Staub gemacht, aber er war noch da. War ihr Fels in der Brandung. Er hatte ihr gesagt, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Hatte es in den Tagen nach dem Feuer dutzende Mal wiederholt und dabei ihre Hände festgehalten, als könnte es bereits zu spät sein. Als könnte sie ihn zurückweisen.
    Lacey verstand ihn. Nach allem, was passiert war, müsste sie eigentlich tot sein. Aber das Leben hatte ihnen eine zweite Chancegegeben, die keiner von ihnen vergeuden wollte. Er war in ihr Haus gezogen und hielt sie jede Nacht fest.
    Sie liebte ihn.
    Lacey trug die Schachtel in die Küche. Jack folgte ihr. »Das wird gegen meine Alpträume helfen.« Aus dem Augenwinkel sah sie seine Schultern zucken. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie unruhig sie nachts war und dass sie manchmal sogar um sich schlug. Obwohl ihnen ihr Verstand sagte, dass die Gefahr vorbei war, huschten noch zu viele dunkle Schatten durch ihre Gefühlswelt. Anspannung, Angst und eine Nacht voller Schrecken hatten Spuren hinterlassen. Lacey setzte die Schachtel auf der Arbeitsplatte ab und legte die Hände auf den Deckel.
    Ich weiß nicht, ob ich das kann.
    Jack strich ihr über das kurze Haar. »Ich tue mein Bestes gegen deine Alpträume.«
    Sie erwiderte seinen besorgten Blick mit einem Lächeln. Er wollte ihr so gern helfen, ihr zu innerem Frieden verhelfen und ihre Traurigkeit vertreiben. »Und du hilfst mir auch sehr. Es ist wunderschön, immer wenn ich nachts aufwache, deine Arme um mich zu spüren.« Sie wusste, dass das auch ihm guttat.
    Lacey musterte die Schachtel düster. »Das hier soll mir helfen, einen Schlussstrich zu ziehen.«
    Sie öffnete den Deckel der Schachtel und nahm einen in weiße Handtücher gewickelten Gegenstand heraus. Als sie die Handtücher langsam zurückschlug, hörte sie Jack nach Luft schnappen. »Grundgütiger! Lacey!«
    Lacey betrachtete den klinisch sauberen Schädel. Im Stirnbein klafften zwei runde Löcher, ein Großteil des Hinterhauptsbeins fehlte. Die Geschosse hatten es beim Austritt zerfetzt. Auch der Unterkiefer war nicht vorhanden, doch den brauchte sie nicht. Sie betrachtete die oberen Schneidezähne. Lacey holte tief Luft, bevor sie den Finger auf die viel zu kleinen seitlichen Schneidezähne legte, die kleinen Reißzähnen ähnelten. Dann wickelte sie den Schädel schnell wieder ein, legte ihn in die Schachtel und drückte mit zitternden Händen den Deckel darauf. Sie atmete aus,spürte, wie die Schatten blasser wurden und wie sich Tränen in ihren Augen sammelten.
    Bobby DeCosta würde nicht zurückkommen.
    Als Jack sie an sich zog und die Lippen in ihr Haar drückte, zitterten seine Arme ein wenig. »Oh
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